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18.04.2022 | (rsn) – Die letzten beiden Jahre trat Rick Zabel (Israel – Premier Tech) vor allem als kongenialer Partner und Anfahrer von Deutschlands Vorzeigesprinter André Greipel auf, doch nach dessen Karriereende im Winter musste er in eine neue Rolle schlüpfen. Er blieb vornehmlich Sprintvorbereiter! Der neue letzte Mann heißt nun aber meist Giacomo Nizzolo. Bei der Türkei-Rundfahrt war der Italiener nicht dabei und so konnte Zabel seit längerer Zeit wieder auf eigene Rechnung spurten – mit Erfolg!
“Eigentlich war Itamar Einhorn unser Sprinter, aber für ihn war die eine oder andere Etappe zu schwer. Somit habe ich die Chance bekommen“, verriet Zabel im Gespräch mit radsport-news.com. Während der schnelle Mann aus Israel nur auf der 5. Etappe zum Zug kam, konnte der Deutsche gleich drei Mal unter die besten Zehn fahren. “Mit den Plätzen vier, fünf und neun habe ich - als eigentlicher Anfahrer, der im Sprint ein bisschen aus der Übung ist – das ganz gut gemacht“, beurteilte der gebürtige Unnaer seine Leistung.
Regen, Eisbahn, Massaker
Eine weitere Chance auf eine Topplatzierung rechnete er sich für den Schlusstag aus. “Vor der Rundfahrt hatte ich ein Auge auf die etwas schwereren Ankünfte geworfen; Etappe sechs und die Schlussetappe“, erzählte Zabel. Doch das Wetter machte ihm am Sonntag einen Strich durch die Rechnung. “So etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Wenn es in der Türkei regnet sind die Straßen immer extrem rutschig. Aber auf dem Stadtkurs von Istanbul fahren täglich tausende Autos, die auch Öl verlieren. Das glich heute einer Eisbahn“, beschrieb der 28-Jährige am Sonntag.
Da sie mit Patrick Bevin den Gesamtführenden in ihren Reihen hatten, führte Israel – Premier Tech das Rennen an, als der Regen einsetzte. Die fünfköpfige Spitzengruppe hatte sich gerade gebildet, als drei von ihnen in einem Kreisverkehr stürzten. "Und auch im Feld saßen beim Anbremsen auf gerader, leicht bergabführender Strecke ab Position zwanzig gefühlt alle aufm Arsch“, erinnerte sich Zabel, der selbst ohne Sturz weiterfahren konnte. “Wir waren dann noch mit 15 oder 16 Mann im Rennen und haben uns entschieden stehenzubleiben und zu warten“, fuhr er fort.
Doch alles Warten half nicht. “Niemand kam, also haben wir umgedreht und sind zum Unfallort zurückgefahren. Das sah aus wie ein Massaker“, schilderte Zabel den Unfallort nach 20 Kilometern. Die Jury hatte keine andere Wahl, als das Rennen abzubrechen. “So viele Krankenwagen hätte man gar nicht haben können, um alle Fahrer abzutransportieren. Es war verrückt und zu gefährlich“, befand er.
Helfer auf allen Terrains
Trotz der verpassten Chance auf ein gutes Resultat in Istanbul war die Rundfahrt ein voller Erfolg, denn Zabel hatte nicht nur im Sprint, sondern auch als Vorbereiter für den Klassementfahrer seiner Equipe geglänzt. “Als klar war, dass wir die Gesamtwertung gewinnen können, habe ich mich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt. Die zweite Hälfte der Tour bin ich alles für Paddy gefahren“, verwies er auf den Gesamtsieger Bevin, der sich auf der 7. Etappe den Tagessieg und die Führung im Klassement sicherte.
“Darin hatte ich eine Schlüsselrolle, sowohl mit guten Beinen als auch mit gutem Auge“, evaluierte Zabel. Rund 30 Kilometer vor dem Ziel hatte er im Peloton bergauf und bergab die Schlagzahl erhöht, sodass es kurz vor der Attacke des Neuseeländers weit ausgedehnt war. Als Bevin angriff, waren nur zwei weitere Fahrer in der Lage, ihm zu folgen, die er auf dem letzten Kilometer abhängen konnte. “Dann freut man sich als Teamkollege, wenn man seinem Kapitän so zum Gesamtsieg verhelfen kann“, so Zabel, der bei der Mehretappenfahrt bereits im Vorjahr überzeugte: “Ich habe letztes Jahr mal ausprobiert, die Türkei-Rundfahrt statt der Klassiker zu fahren und das hat Bock gemacht. Ich bin zu dieser Zeit immer in einer guten Form.“
Nächste Ziele: Frankfurt und Italien
Diese gute Form wird er demnächst wieder im Dienst seines etatmäßigen Sprintkapitäns stellen. “In Frankfurt und dem Giro ist Nizzolo wieder am Start, da werde ich der letzte Mann sein“, blickte er auf seine Starts bei Eschborn-Frankfurt und den Giro d‘ Italia voraus. Trotzdem hofft er am 1. Mai auch selbst ein gutes Resultat herauszufahren. “Frankfurt ist eines meiner Lieblingsrennen. Bei meinen ersten beiden Teilnahmen bin ich Sechster und Zweiter geworden. Danach habe ich zwei Mal das Ziel nicht erreicht. Es ging also super los und seitdem bescheiden weiter“, fasste Zabel seine Geschichte mit dem Rennen zusammen, das sein Vater drei Mal gewann.
Für seine schwächeren Auftritte bei den letzten beiden Austragungen hatte er aber auch eine Erklärung: “Das liegt daran, dass der Parcours immer schwerer geworden ist und ich in den letzten beiden Jahren nicht mehr in bester Verfassung am Start stand“, erklärte Zabel. “Mit meiner jetzigen Form rechne ich mir aber zumindest aus, mit der Hauptgruppe das Ziel zu erreichen. Und wenn ich dort dabei bin, werde ich natürlich versuchen, als Anfahrer zu helfen oder selbst im Finale mit reinzuhalten. Ich fahre Frankfurt immer gern und will vor heimischen Publikum eine gute Leistung zeigen“, fügte der Zweite von 2017 an.
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