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01.05.2022 | (rsn) – Große Erleichterung bei Sam Bennett (Bora – hansgrohe). Nach einem bisher enttäuschenden Frühjahr feierte der Ire am Sonntag bei der 60. Austragung von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) seinen ersten Saisonsieg. Nach 183 Kilometern verwies Bennett im Sprint eines großen Feldes den Kolumbianer Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) und den norwegischen Rekordsieger Alexander Kristoff (Intermarché – Wanty – Gobert) auf die Plätze.
“Das Team war heute fantastisch. Am Ende machten die Jungs einen perfekten Job, um mich in Position zu bringen. Danny (van Poppel) hat schließlich den Leadout absolut perfekt getimed. Er hat mich mit hohem Tempo auf die letzten 200 Meter gebracht und ich hatte dann gute Beine“, strahlte Bennett im Siegerinterview.Seinen ersten Sieg seit fast einem Jahr widmete er seinem Team, zu dem er nach zwei Jahren bei Quick-Step im letzten Winter zurückgekehrt war. "Ich möchte mich beim gesamten Staff bedanken, der mich in den letzten Monaten wieder zurück in Topform gebracht hat und immer an mich geglaubt hat. Die letzten zehn Tage konnte ich am absoluten Feinschliff meiner Form arbeiten. Das hat sich jetzt schon ausgezahlt“, so Bennett, der damit auf seine Knieverletzung aus dem letzten Jahr anspielte, die ihn lange Zeit ausgebremst hatte.
Philipsen und Degenkolb im Finale zu weit hinten
Bester Deutscher war Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), der mit Platz vier zufrieden war. Bei seinem fünften Start war es das erste Mal, dass er das Ziel in Frankfurt erreichte. "Am Ende war ich nicht mehr stark genug. Ich musste auf der Schlussrunde schon viel Energie lassen“, erklärte Bauhaus im Ziel gegenüber der ARD.
Dagegen verpasste der Vorjahreszweite John Degenkolb (DSM) genau wie Titelverteidiger Jasper Philipsen (Alpecin-Fenix) die Top Ten. Während der Belgier Elfter wurde, reichte es für den Lokalmatadoren nur zu Rang 22. "Es wurde relativ lange easy gefahren, was relativ untypisch ist. Der Rennverlauf hat mir nicht perfekt in die Karten gespielt. Wir sind mit 100 Mann auf die Schlussrunde gekommen, das war in den letzten zehn Jahren noch nie der Fall. Das hat es schwer gemacht, sich gegen stark vertretene Teams zu positionieren. Auf dem letzten Kilometer war ich zu weit hinten und hatte dann keine Chance mehr nach vorne zu kommen“, sagte Degenkolb nach dem Rennen zur ARD.
So lief das Rennen:
Bei mildem Frühlingswetter bildete sich gleich nach dem Start in Eschborn die Gruppe des Tages, die von Johan Meens (Bingoal Pauwels Sauces WB) initiiert wurde. Gemeinsam mit dem Belgier gingen dessen Landsmann Jens Reynders (Sport Vlaanderen – Baloise), der Niederländer Daan Hoole (Trek – Segafredo), der Spanier Juan Antonio Lopez-Cozar (Burgos – BH) sowie der Franzose Pierre Rolland (B&B Hotels) aus dem 130-köpfigen Feld heraus in die Offensive.
Bei der ersten Zieldurchfahrt nach 15 Kilometern betrug der Vorsprung der fünf Ausreißer auf die von Bora – hansgrohe angeführten Verfolger knapp zwei Minuten. Nach gut 30 Kilometern war der Abstand am Fuß des Feldbergs, des ersten und längsten der insgesamt acht Anstiege des Tages, auf mehr als fünf Minuten angewachsen. Als sich bei zunächst kontrolliertem Tempo weitere Sprinterteams wie Bahrain Victorious, Alpecin – Fenix und DSM in die Verfolgungsarbeit einklinkten, sank der Rückstand bis zum Gipfel auf drei Minuten.
Vor der zweiten von vier Überquerungen des Mammolshainer Bergs zeigte sich erstmals auch Intermarché – Wanty – Gobert an der Spitze des Feldes. Der Abstand zwischen dem Spitzenquartett und den Verfolgern sank so zur Halbzeit des Rennens auf nur noch 1:30 Minuten. Eine Attacke von Intermarché, in deren Folge sich eine rund 15-köpfige Gruppe um Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) bildete.
Die Ausreißer werden schon an der Billtalhöhe gestellt
Durch die nun folgenden Tempoverschärfungen im Feld wurden bis auf Rolland und Meens alle Ausreißer schon 85 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen. Auch das Duo stand kurz vor der Einholung, fuhr sich dann aber wieder einen kleinen Vorsprung von rund 15 Sekunden heaus, ehe am 8,6 Prozent steilen Ruppertshainer Berg Meens ins Feld zurückfiel. Der 35-jährige Rolland dagegen steckte nicht auf und brachte in der folgenden Abfahrt fast 30 Sekunden zwischen sich und die Verfolger.
Nach einer Konterattacke von Rutsch schlossen 67 Kilometer vor dem Ziel mit dem Wiesbadener wieder Reynders sowie Edward Theuns (Trek – Segafredo) und Ceriel Desal (Bingoal Pauwels Sauces WB) zu Rolland auf. Mit vereinten Kräften fuhr sich die Gruppe bis zur dritten Überfahrt über den Mammolshainer einen Vorsprung von 40 Sekunden heraus. Am Mammolshainer fielen Desal und Reynders aus der Gruppe hzurück, das verbleibende Trio wurde bis auf den unermüdlichen Reynders aber kurze Zeit später ebenfalls vom aufmerksamen Feld geschluckt.
Bei der vierten und letzten Überquerung des bis zu 23 Prozent steilen Mammolshainers war 41 Kilometer vor dem Ziel dann aber auch der letzte der Ausreißer wieder im auseinander fallenden Feld verschwunden, in dem Alpecin - Fenix das Tempo vorgab und weitere Attacken vereitelte.
Auch auf dem Rundkurs um die Alte Oper keine Attacken
So nahm ein noch überraschend großes Feld die letzten knapp 40 Kilometer in Angriff, auf denen sich bei hohem Tempo kein Fahrer mehr absetzen konnte. Die Sprinterteams kontrollierten auch auf dem verwinkelten Innenstadtkurs das Geschehen. Alpecin, Intermarché und Bora lösten sich an der Spitze ab. Der Schweizer Meister Silvan Dillier führte in Philipsens Diensten das Feld auf die letzte der beiden 6,5 Kilometer langen Zielrunden, auf denen die Sprintermannschaften ihre Kapitäne in Position zu bringen versuchten.
Kurz danach zeigte sich Israel – Premier Tech erstmals in der vordersten Reihe und lieferte sich ein Duell mit Bahrain Victorious, wogegen die Helfer des Vorjahressiegers Positionen einbüßten. Vier Kilometer vor dem Ziel schraubte Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty – Gobert) das Tempo hoch, ehe Bora – hansgrohe auf den letzten beiden Kilometer und kurz darauf Bahrain Victorious mit drei Fahrern die Spitze übernahm.
Auf dem Schlusskilometer brachte Bora – hansgrohe seinen Kapitän Bennett nach vorn, der von Danny van Poppel mustergültig lanciert wurde und die Vorarbeit des Niederländers vollendete, um seinen ersten Sieg seit fast einem Jahr zu bejubeln.
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