Bettiol jubelt als Zweiter wie ein Sieger

Leknessund landet Solo-Coup in Aesch

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Leknessund landet Solo-Coup in Aesch"
Andreas Leknessund (Team DSM) hat die 2. Etappe der Tour de Suisse gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.06.2022  |  (rsn) – Andreas Leknessund hat in Aesch die 2. Etappe der Tour de Suisse gewonnen und sich den ersten WorldTour-Tageserfolg seiner Karriere gesichert. Der 23-jährige Norweger vom Team DSM hatte sich 18 Kilometer vor dem Ziel des 198 Kilometer langen Teilstücks im letzten Anstieg des Tages hinauf zum Challpass aus einer zu diesem Zeitpunkt noch sechsköpfigen Ausreißergruppe abgesetzt und von dort im Solo durchgezogen.

"Ich weiß nicht was ich sagen soll. Es ist unglaublich", freute sich der Sieger und schilderte sein Finale: "Am Berg dachte ich mir: Wenn ich eine Lücke bekomme, sollte ich es bis ins Ziel schaffen. Und dann bin ich nur noch Vollgas gefahren. Auf dem letzten Kilometer habe ich gelitten, es aber auch genossen."

Zweiter wurde im Sprint des Hauptfeldes 38 Sekunden hinter Leknessund der Italiener Alberto Bettiol (EF Education – EasyPost) vor Michael Matthews (BikeExchange – Jayco), Andrea Pasqualon (Intermarché – Wanty – Gobert), Matteo Trentin (UAE Team Emirates) und dem Deutschen Nikias Arndt (Team DSM), der auf Rang sechs landete.

Bettiol jubelte frenetisch, als hätte er gewonnen und musste sich dann im Zielbereich von seinen Kollegen um Landsmann Trentin ob seines Falschjubels foppen lassen. "Ich habe meine italienischen Freunde geschlagen und mich darüber gefreut", scherzte Bettiol anschließend und nahm es gelassen: "Jetzt werden sie alle morgen Witze über mich machen."

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte Auftaktsieger Stephen Williams (Bahrain Victorious) mit weiterhin vier Sekunden Vorsprung vor Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe), sechs Sekunden vor Andreas Kron (Lotto Soudal) und sieben Sekunden vor Leknessund.

Der Norweger erklärte aber, dass er in der Schweiz nicht auf Gesamtwertung fahren wollte. "Ich bin hergekommen, um auf Etappensieg zu fahren. Das war unser Ziel als Team", so Leknessund, der dann aber auch offen ließ, wie es für ihn weitergeht: "Jetzt habe ich einen und werde nun an den weiteren Tagen versuchen, den anderen zu folgen. Dann sehen wir, wohin das führt."

So lief das Rennen:

Es dauerte zu Rennbeginn fast 30 Kilometer, bis sich eine achtköpfige Spitzengruppe um Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) gebildet hatte. Kurz darauf nahmen zwei weitere Fahrer – darunter der Bergwertungs-Zweite Simon Vitzthum (Nationalteam Schweiz) – die Verfolgung auf, doch erst nach rund 60 Rennkilometern schafften sie den Anschluss an die Spitze. Zehn Kilometer danach hatten die nun zehn Ausreißer 3:30 Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld.

Der Abstand ging in der Folge bis auf über sechs Minuten hoch, während sich Joel Suter vor Rutsch den ersten Bergpreis des Tages in Gempen (2. Kat.) sicherte. Andreas Leknessund gewann nach gut 140 Kilometern in Therwil den ersten Zwischensprint und die Ausreißergruppe begann anschließend im Anstieg zum Eichenberg (3. Kat.) zu zerfallen.

Rutsch bis 18 km vor Schluss ganz vorne dabei

Den Bergpreis sicherte sich ebenfalls Leknessund noch knapp vier Minuten vor dem meist von Ineos Grenadiers angeführten Hauptfeld. Am zweiten und letzten Zwischensprint in Bretzwil nach 163,5 Kilometern und somit 34,5 Kilometer vor Schluss sicherte sich erneut Leknessund den ersten Platz aus der nun nur noch sechsköpfigen Spitzengruppe mit ihm, Rutsch, Michael Schär (Ag2r – Citroen), Matteo Badilatti (Groupama – FDJ), Matthew Holmes (Lotto Soudal) und Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies).

Mit noch 2:15 Minuten Vorsprung erreichte das Sextett 20 Kilometer vor Schluss den Fuß des entscheidenden Anstiegs zum Challpass (2. Kat.) – 6,3 Kilometer bei 6,2 Prozent, die letzten 2,1 Kilometer bei 8,4 Protent – von dessen Kuppe es nur noch 15 Kilometer bergab und flach zum Ziel waren.

Leknessund der Stärkste in der Spitzengruppe

Am Berg lancierte Leknessund etwas mehr als 18 Kilometer vor Schluss seine Attacke und ließ keinem seiner Begleiter mehr eine Chance, mit ihm mitzufahren. Als Solist baute der Norweger seinen Vorsprung anschließend sogar auch gegenüber dem Hauptfeld nochmal von 1:30 Minuten auf 1:50 Minuten aus, in dem nun Alpecin – Fenix die Verantwortung der Führungsarbeit übernahm.

Auf der Kuppe des Challpass, den Leknessund als Erster überquerte, hatte der Norweger gegenüber dem Hauptfeld noch 1:30 Minuten übrig – augenscheinlich genug, um die Abfahrt hinunter bis ins Ziel allein an der Spitze zu bleiben. Erster Verfolger war am Bergpreis aber mit 1:05 Minuten Rückstand Rutsch, kurz vor Schär. Und so machten der Odenwälder und der Schweizer bergab gemeinsam nochmal Jagd auf den DSM-Profi aus Norwegen.

Der aber machte in der Abfahrt Richtung Aesch keinen Fehler mehr und brachte noch immer eine Minute Vorsprung mit auf die letzten vier Kilometer, wo schließlich Rutsch und Schär eingeholt wurden. Leknessund zog bis zum Schluss kraftvoll durch und feierte so den ersten WorldTour-Tagessieg seiner Karriere.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2022TdS: Brand schnappt Faulkner noch den Gesamtsieg weg

(rsn) – Mit ihrem Sieg auf der abschließenden 4. Etappe der Tour de Suisse Women (2.Pro) hat Lucinda Brand (Trek – Segafredo) ihre Konkurrentin Kristen Faulkner (BikeExchange - Jayco) noch von d

20.06.2022Trotz Rückschlägen: Bora - hansgrohe in der Schweiz stark wie nie

(rsn) - Nur drei Fahrer von Bora – hansgrohe erreichten das Ziel der Tour de Suisse in Vaduz. Trotzdem gewannen die Raublinger die Mannschaftswertung und belegten mit Sergio Higuita Platz zwei auf d

20.06.2022Highlight-Video des Abschluss-Zeitfahrens der Tour de Suisse

(rsn) - Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) hat im abschließenden Zeitfahren der Tour de Suisse in Vaduz Sergio Higuita (Bora – hansgrohe) noch aus dem Gelben Trikot gefahren. Der Brite sicherte sic

19.06.2022Thomas Gesamtsieger: Tour de Suisse bleibt fest in Ineos-Hand

(rsn) – Auch die diesjährige Ausgabe der Tour de Suisse ging an Ineos Grenadiers. Nachdem die britische Mannschaft bereits 2019 durch Egan Bernal und 2021 durch Richard Carapaz den Gesamtsieg feier

19.06.2022Sagan zum dritten Mal positiv auf Corona getestet

(rsn) - Peter Sagan (TotalEnergies) ist schon zum dritten Mal positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Der Slowake war bei einer  Routinekontrolle nach der 7. Etappe der Tour de Suisse auffälli

19.06.2022Evenepoel will Tour de Suisse mit gutem Gefühl abschließen

(rsn) – Angetreten zur Tour de Suisse war er als einer der Topfavoriten, doch vor dem Abschlusszeitfahren ist der Gesamtsieg für Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) außer Reichweite. Denn auf

19.06.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 19. Juni

(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl

18.06.2022TdS: Higuita holt für Bora - hansgrohe das Gelbe Trikot zurück

(rsn) – Für Bora – hansgrohe sind die letzten Tage der Tour de Suisse eine Berg- und Talfahrt. Nach dem Etappensieg und der Gesamtführung des Kapitäns Aleksandr Vlasov wurde eben dieser gemeins

18.06.2022Highlight-Video zur 7. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die letzte Kletterprüfung der Tour de Suisse endete mit einem Ausreißersieg von Thibaut Pinot (Groupama - FDJ). Der Franzose setzte sich am Ende bei der Bergankunft in Malbun als Solist dur

18.06.2022Tour de Suisse: Pinot siegt nach Izagirres Einbruch

(rsn) – Aus schier aussichtsloser Position konnte sich Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) in Malbun die 7. Etappe der Tour de Suisse sichern. Er verwies aus einer Ausreißergruppe heraus Oscar Rodrigu

18.06.2022Weitere Corona-Fälle bei der Tour de Suisse

(rsn) - Bei der Tour de Suisse gibt es weitere Corona-Fälle. Wie Bora-hansgrohe am Morgen per Twitter mitteilte, wurde Marco Haller positiv auf Covid19 getestet und wird entsprechend nicht zur 7. Et

18.06.2022Tour de Suisse: Kann Küng nur der Anruf seiner Frau stoppen?

(rsn) - Ob Stefan Küng (Groupama - FDJ) auf den Spuren seines Landsmanns Fabian Cancellara wandelt? Der mittlerweile zurückgetretene Berner entwickelte sich in seiner Karriere vom Klassiker- und Z

Weitere Radsportnachrichten

15.11.2024Fährt Cavalli künftig für dsm-firmenich – PostNL?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt

(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl

15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine