RSNplusLotto Soudal verzichtet auf Sprintzug

Keine Tour: Selig enttäuscht, aber nicht überrascht

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Keine Tour: Selig enttäuscht, aber nicht überrascht"
Rüdiger Selig (Lotto Soudal) | Foto: Cor Vos

24.06.2022  |  (rsn) – Rüdiger Selig (Lotto Soudal) hat auf die Nicht-Nominierung für die Tour de France enttäuscht reagiert, aber auch Verständnis für die Entscheidung der Teamleitung gezeigt. Schon nach Rund um Köln wurde dem Anfahrer von Caleb Ewan mitgeteilt, dass es in diesem Jahr wohl nichts mit seiner zweiten Teilnahme bei einer Frankreich-Rundfahrt werde. Die Begründung: Leistungsdefizit.

“Seit meinem Sturz bei der Saudi Tour, wo ich mir zwei Rippen gebrochen habe, und dem anschließenden Corona-Fall bin ich irgendwie nicht mehr auf den Trichter gekommen“, erklärte Selig gegenüber radsport-news.com. Dabei habe er vor allem die Folgen der Corona-Infektion unterschätzt. “Ich habe wohl zu zeitig mit dem Training angefangen, mir nicht die nötige Ruhe gegönnt. Corona hat mir ganz schön zugesetzt“, fügte er an.

___STEADY_PAYWALL___ Bei der Türkei-Rundfahrt Anfang April sei es auf den ersten Etappen schlecht gelaufen, “ab dem fünften Tag dachte ich aber, es wird wieder. Beim Giro d`Italia war ich dann aber ab Tag sechs am Limit, es ging nicht mehr viel. Ich war dauerhaft müde und keiner konnte mir erklären warum“, berichtete der 33-Jährige.

Wegen Fahrermangel schon Ende Mai wieder im Einsatz

Da auch Lotto Soudal in diesem Frühjahr wegen Erkrankungen und Verletzungen die einsatzfähigen Fahrer ausgingen, musste Selig nach seinem Giro-Aus schon Ende Mai wieder bei Rund um Köln ran. “Da habe ich schon vor dem Start gesagt, dass man nicht viel erwarten muss so kurz nach dem Giro. Und so war es dann auch. Da ging natürlich auch noch nichts, ich war immer noch kaputt“, erklärte er.

Neben Rüdiger Selig wird auch Roger Kluge (vorn) bei der Tour de France fehlen, weil Lotto Soudal Caleb Ewan ohne Sprintzug ins Rennen schickt. | Foto: Cor Vos

Danach erhielt Selig die Mitteilung, dass es wohl nichts mit der Tour de France werden würde. “Die Enttäuschung ist natürlich immer riesig, vor allem wenn man eigentlich gesetzt war. Aber die Entscheidung war für mich aber komplett vertretbar. Denn auch ich habe meine eigenen Ansprüche, die nicht gerade gering sind. Wenn ich nicht das Gefühl habe, zu 100 Prozent fit zu sein und die Tour durchfahren zu können, dann bringt es nichts, jemanden den Platz im Aufgebot wegzunehmen und dann wieder nach acht, neun Tagen aussteigen zu müssen“, so der Sprintspezialist.

Nach Rund um Köln legte Selig schließlich die nötige Pause ein und kehrte erst zur Elfstedenronde Mitte Juni zurück ins Peloton. “Ich habe richtig Luft drangelassen, Zeit mit Familie und Freunden verbracht und danach ging es auch wieder. Ich hatte einen klar strukturierten Trainingsaufbau, bin dann die Elfstdenronde gefahren und das Rennen lief super, ich bin super Werte gefahren“, freute sich Selig über den Aufwärtstrend. “Aber das eine Rennen reicht dann nicht aus, das Team zu überzeugen, dass es mich nominiert. Bei der Tour muss man zu 100 Prozent fit sein, da reichen keine 95 Prozent“, zeigte sich Selig als Realist.

Großer Bike-Trip statt Deutsche Meisterschaften

Dass Lotto Soudal sogar gänzlich auf einen Sprintzug für Caleb Ewan verzichtet, also auch seine Landsleute Roger Kluge und Michael Schwarzmann sowie den noch angeschlagenen Belgier Jasper De Buyst zu Hause lässt, konnte den Schmerz nicht lindern. “Die Enttäuschung ist da, so oder so“, so Selig.

Auch Michael Schwarzmann (rechts) wird bei der Tour de France fehlen, Caleb Ewan (links) wird bei der Tour de France ohne seine Anfahrer auskommen müssen. | Foto: Cor Vos

Anstelle der Sprintspezialisten schickt Lotto Soudal nun vor allem Etappenjäger ins Rennen, die wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sammeln sollen. “Ich wünsche mir einfach, dass die Tour für das Team erfolgreich verläuft, weil wir die Punkte brauchen“, drückte Selig seinen Mannschaftskollegen die Daumen.

Der Berliner verzichtet nun auch auf die im Sauerland anstehenden Deutschen Straßenmeisterschaften. Stattdessen befindet er sich auf einem großen Bike-Trip von über 1000 Kilometern. “Ich wollte die Zeit jetzt ein bisschen für mich nutzen, mal etwas Neues probieren“, sagte Selig, der am Montag in Lochau startete und von dort nach Amberg fuhr, um seinen Ex-Teamkollegen Andreas Schillinger zu besuchen. “Das waren gleich mal 323 Kilometer am ersten Tag, da war ich erst mal gut bedient, so Selig, der über Saalburg bei Bad Lobenstein und Leipzig nach Potsdam radelt.

Für den Montag ist die Rückkehr geplant. “Es macht Mega-Spaß, ich habe ein Zelt und einen Schlafsack dabei und campe, wo es gerade passt. Man bekommt dabei echt den Kopf frei und man hat auch nicht das Gefühl, dass man trainiert, sondern genieße es einfach“, sagte Selig.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine