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24.03.2023 | (rsn) – Wout van Aert (Jumbo – Visma) hat in beeindruckender Manier bei der 65. E3 Saxo Classic (1.UWT) seinen Titel verteidigt. Im Dreiersprint schlug der Belgier nach 204 Kilometern rund um Harelbeke den Niederländer Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und dem SlowenenTadej Pogacar (UAE Team Emirates).
33 Sekunden hinter dem Trio, das sich am Paterberg 42 Kilometer vor dem Ziel entscheidend abgesetzt hatte, kam Matteo Jorgensen (Movistar) solo als Vierter ins Ziel, gefolgt von seinem spanischen Teamkollege Ivan Garcia Cortina (+0:44) sowie dem Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ / +0:56) und Poagacrs Landsmann Matej Mohoric (Bahrain Mohoric / +0:56).
Bester Deutscher wurde Nils Politt (Bora – hansgrohe), der den Sprint einer Verfolgergruppe gewann und auf Rang 13 (+2:12) ins Ziel kam.
“Ich war im Sprint der Beste. Wir traten zeitgleich an und ich merkte sofort, dass ich die Oberhand hatte – auch wenn es noch weit war“, beschrieb Van Aert die letzten 250 Meter. “Wir hatten etwas Rückenwind und ich weiß, dass ein kurzer Sprint für mich kein Vorteil ist.“ Im Sprintduell mit van der Poel bei der Cross-WM in Hoogerheide hatte er den Sprint noch verschlafen, in Harelbeke hingegen war er hellwach. “Ich sehe vielleicht wie ein Trottel aus, aber ich probiere immer dazuzulernen“, lachte der Sieger verschmitzt.
Zum letzten Mal bei einem Straßenrennen auf dem höchsten Podest stand van Aert vor sieben Monaten bei der Bretagne Classic (1.UWT) – und auch bei der E3 Classic sah es zwischenzeitlich schlecht aus, denn am Oude Kwaremont konnte der Jumbo-Profi zwei Attacken von Pogacar zunächst nicht folgen. “Ich war am Limit und musste am steilsten Stück passen. Im flacheren Teil guckten Mathieu und Tadej sich ein wenig an. Ich habe alles gegeben, um gleich wieder an ihr Hinterrad zu kommen. Oben hatte ich nochmal Schwierigkeiten, aber ich wusste, dass die die für nicht schwersten Passagen sein würden“, blickte er auf die zwei für ihn heiklen Momente zurück.
“Das war wichtig für mich. Einfach weil ich gern gewinne. Die letzten Wochen waren nicht leicht, denn es lief nicht wie ich es gewohnt bin“, kommentierte Van Aert die lange sieglose Zeit. Trotz der Titelverteidigung war er nicht vollends zufrieden. “Die heutige Situation war nicht das, was wir erreichen wollen. Wegen zahlreicher Stürze und Pech konnten wir nicht unser ganzes Potenzial ausschöpfen‘, meinte er mit Blick auf einen Reifenschaden bei Tiesj Benoot und den Sturz von Omloop-Sieger Dylan van Baarle. Doch für die beiden Co-Kapitäne stieg ein anderer Teamkollege in die Bresche. “Zum Glück hatte ich einen superstarken Nathan van Hooydonck an meiner Seite, er konnte viel für mich korrigieren“, lobte van Aert seinen Landsmann, der lange mit ihm in einer sechsköpfigen Gruppe unterwegs war.
Mit Sören Kragh Andersen hatte auch van der Poel einen erstklassigern Helfer in jener Gruppe. Der Däne konnte wie van Hooydonck am Oude Kwaremont aber nicht mehr folgen. Der zeigte sich dennoch nicht unzufrieden. “Es war ein tolles Rennen und zum Schluss hatten wir sogar gutes Wetter. Ich habe mich stark gefühlt und ein paar schöne Attacken geritten. Am Ende war Wout im Sprint aber zu stark. Damit kann ich aber leben – nächste Woche drehe ich den Spieß hoffentlich um“, sagte van der Poel im Ziel-Interview.
Ähnlich äußerte sich der Tagesdritte, der mit einigen Attacken versucht hatte, Van Aert und van der Poel abzuhängen. “Ich fühlte mich gut und bin wirklich zufrieden über das Ergebnis!“, so Pogacar, der bei van der Poels erste Attacke am Taaienberg weit zurückgelegen hatte. “Es war hektisch in der Anfahrt und ich fahre diese Rennen nicht allzu oft. Ich muss mich da noch dran gewöhnen. Ich war schlecht positioniert. Ich war zwar recht weit vorn, aber nicht dort, wo ich hätte sein müssen. Da habe ich Kraft verschenkt, nächstes Mal mache ich den Fehler aber nicht mehr“, sagte der 24-Jährige.
Wegen des starken Windes wurde mit einer turbulenten Anfangsphase und vielen frühen Attacken gerechnet, die dann aber ausblieben. Nach rund 30 Kilometern setzte sich stattdessen mit Thomas Bonnet (TotalEnergies), Mathias Norsgaard (Movistar), Mathis Le Berre (Arkéa Samsic), Kelland O’Brien (Jayco AlUla) und Martin Urianstad (Uno-X) eine fünfköpfige Gruppe ab, die vom Feld bis auf 3:30 Minuten weggelassen wurde.
Als das Quintett fast eingeholt wurde, wagte Dries de Bondt (Alpecin – Deceuninck) den Sprung nach vorn. Doch als van der Poel am Taaienberg gut 80 Kilometer vor dem Ziel angriff und die Spitzenreiter einsammelte, konnte der Belgier nicht mitgehen, im Gegensatz zu O’Brien und Van Aert, der als einziger der weiteren Favoriten folgen konnte. Kurz darauf schlossen dann doch rund 20 weitere Fahrer zur Spitze auf, allerdings ohne Kuurne-Brüssel-Kuurne-Sieger Benoot, der mit einem Reifenschaden zurückgefallen war. Am nächsten Anstieg Berg ten Stene löste sich dann Jorgensen aus der Spitzengruppe.
Am Boigneberg zerfiel die Gruppe van der Poel. Der Niederländer fuhr die Lücke zu Jorgensen mit zehn Fahrern an seinem Hinterrad selbst zu. Nach der Steigung setzten sich Kragh Andersen, van Hooydonck und Mohoric ab. Die Gruppe um van der Poel wurde zunächst von den Abgehängten und kurz danach auch von weiteren Verfolgern verstärkt.
Am Stationsberg 57 Kilometer vor dem Ziel ging van der Poel dann aber ein weiteres Mal in die Offensive. Mit Van Aert an seinem Hinterrad schloss er die Lücke zum Spitzentrio. Pogacar hatte einen kleinen Rückstand, den er im Flachen aber schnell wettmachte. Bis zum Paterberg 42 Kilometer hatte das Sextett 45 Sekunden herausgefahren. Dort erhöhte Pogacar die Schlagzahl, wodurch Kragh Andersen, van Hooydonck und kurz vor der Kuppe auch Mohoric den Anschluss verloren.
Das Profil der 65. E3 Saxo Classic | Foto: Veranstalter
Das Trio kehrte zwar wieder zurück, doch am Oude Kwaremont erhöhte Pogacar das Tempo erneut, wodurch die Drei wieder zurückfielen. Im Steilstück musste auch Van Aert passen, doch im flacheren Teil kam der Belgier wieder heran. Als Pogacar auch dort voll durchzog, fiel der Belgier nochmals zurück, wogegen van der Poel keine Probleme zu haben schien. Ein vor der Spitzengruppe gestürztes Motorrad sorgte dann unabsichtlich dafür, dass Van Aert doch wieder den Anschluss fand, weil seine beiden Konkurrenten kurz Tempo rausnehmen mussten.
An den letzten beiden der insgesamt 17 Anstiegen des Tages taten sich die drei Spitzenreiter nicht mehr weh und bauten auf den finalen 19 flachen Kilometern ihren Vorsprung auf die neunköpfige erste Verfolgergruppe auf rund 1:20 Minuten aus. Auf den letzten 15 Kilometern teilte sich diese Gruppe, als Küng, Garcia Cortina und der überraschend starke Jorgensen sich auf einem leicht ansteigenden Stück im Seitenwind absetzten. Mohoric kam im letzten Moment noch hinzu und komplettierte so das Quartett, das um den vierten Platz kämpfen sollte.
An der Spitze ritt Pogacar 3,5 Kilometer vor dem Ziel eine Attacke, die van Aert sofort neutralisierte. Eine weitere kurz darauf verpuffte ebenfalls wirkungslos, so dass die drei besten dieses Rennens gemeinsam die Zielgerade erreichten und den Sprint fast zeitgleich begannen. Van Aert kam aus dritter Position schnell an van der Poel und Pogacar vorbei. Während der zweimalige Toursieger chancenlos war, kämpften die beiden Klassikerspezialisten bis zur Ziellinie um den Sieg, den sich schließlich Van Aert sicherte.
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