Knolle trotz Zeitlimit-Aus kämpferischster Fahrer

Tour du Loir et Cher: Nolde liefert packende Aufholjagd

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Tour du Loir et Cher: Nolde liefert packende Aufholjagd"
Tobias Nolde (P&S Benotti) | Foto: Dana Dzankovic

12.04.2023  |  (rsn) - Bei Windkante und Regen entwickelte sich die 137 Kilometer lange Auftaktetappe der Tour du Loir et Cher (2.2) zu einem wahren Sturzfestival und bot jede Menge sportlicher Dramen. Mittendrin waren auch das Team P&S Benotti und das österreichische Team Vorarlberg. Während die deutsche KT-Equipe vier gestürzte Fahrer zu beklagen hatten, gingen bei den Österreichern gleich fünf der sechs Starter zu Boden.

Beim Sieg des Niederländers Tim Marsman (Metec), der nach einer langen Flucht in Chailles jubelte, war Tobias Nolde auf Rang 56 bester Fahrer von P&S Benotti. Er erreichte mit dem Hauptfeld 1:16 Minuten hinter dem Sieger das Ziel.

Dass er noch im Hauptfeld ankommen würde, daran hatte der P&S-Kapitän lange Zeit selbst nicht geglaubt. Gleich zwei Mal musste Nolde nach Defekten sein Arbeitsgerät wechseln und fuhr zwischenzeitlich auf dem - zu kleinen Rad - seines Teamkollegen Albert Gathemann.

In der ersten Rennstunde hatte sich die dreiköpfige Spitzengruppe formiert, die schließlich den Tagessieg unter sich ausmachen konnte. "Nach einer Stunde ging es dann auf die Windkante, ich bin an achter Position um die Kurve gefahren, da flog mir mein linker Kurbelarm ab. Irgendwie konnte ich mich noch auf dem Rad halten, aber weiterfahren konnte ich erst mal nicht", so Nolde, der in dieser hektischen Rennphase knapp zwei Minuten auf ein Ersatzrad warten musste, zu radsport-news.com.

Nolde muss gleich zwei Aufholjagden starten

Der 24-Jährige startete seine Aufholjagd, fuhr Gruppe um Gruppe auf, doch just als er wieder im Feld angekommen war, fiel Nolde über einen vor ihm stürzenden Fahrer. "Mein Schaltwerk hing in den Speichen und ich musste mein Rad erneut wechseln. Bis mein Schaltwerk wieder gerichtet war und ich auf mein Rad zurückwechseln konnte, fuhr ich noch auf dem für mich zu kleinen Rad von Albert weiter", berichtete Nolde, der zwischen den Rennkilometern 50 und 120 "nur mit Hinterherfahren" beschäftigt war. "Schon beim ersten Radwechsel dachte ich, dass das Rennen gelaufen sei. Beim zweiten war ich mir dann absolut sicher. Aber irgendwie bin ich dann doch noch ins Feld vorgefahren", fügte er an.

Im Feld wollte er schließlich noch um Platz fünf sprinten. "Aber die Beine haben dann nichts mehr hergegeben", so Nolde, der mit einem blauen Auge durch den Tag kam. Weniger erfreulich ging das Rennen für seinen Teamkollegen Jannis Peter zu Ende. Der U23-Meister zog sich bei einem Sturz schwere Prellungen am Arm zu, die ihn auch zur Aufgabe zwangen. "Jannis hat es leider ziemlich zerlegt", sagte Nolde.

Das Team P&S Benotti bei der Tour du Loir et Cher. Foto: P&S Benotti

Nolde war froh, bei sich einen Aufwärtstrend feststellen zu können. "Heute hatte ich ein sehr gutes Gefühl auf dem Rad", so der Allrounder, der aber mit Blick auf die vielen Stürze und das Aus von Peter anfügte: "Heute müssen wir unsere Wunden lecken."

Für Wackernagel und den Mechaniker der härteste Saisontag

Sein Teamchef Lars Wackernagel ergänzte gegenüber radsport-news.com, dass es für ihn und den Mechaniker der bisher härteste Tag der Saison war. "Das war Wahnsinn, wir waren ständig draußen", meinte Wackernagel, der nach dem Auftakt von Licht und Schatten sprach. "Die Leistung der Jungs war gar nicht schlecht, auch wenn man es wieder einmal nicht am Ergebnis ablesen kann. Tobi ist heute sein eigenes Rennen gefahren und hatte nach Albert Gathemann und Dominik Röber an seiner Seite. Die Schattenseite war ganz klar das Aus von Jannis. Und auch Alfons (Röber, d. Red.) hatte spät noch Defekt. Das war schade, aber so ist der Radsport und es hat heute auch viele Teams getroffen", so Wackernagel.

Eines davon war das österreichische Vorarlberg-Team, bei dem bis auf Lukas Rüegg alle Fahrer stürzten. Der Schweizer kam auf Rang 26 ins Ziel, seine beiden deutschen Teamkollegen Pirmin Benz und Lukas Meiler fuhren zeitgleich auf den Plätzen 54 und 55 über den Zielstrich.

Viel vorgenommen hatte sich Jon Knolle. Doch schon nach einer Stunde stürzte der Neuzugang schwer und zog sich eine tiefe Schnittwunde am Knie zu. "Ich fuhr auf der Windkante bei 55km/h Schiebewind voll über zwei vor mir gestürzte Fahrer drüber und bin relativ hart auf das Knie aufgeschlagen. Es hat sehr stark geblutet und ich habe angehalten, um es verbinden zu lassen. Bis ich weiterfahren konnte, war das Rennen natürlich schon über alle Berge", berichtete Knolle gegenüber radsport-news.com.

Auch mit "Jon-Knolle-Move" nicht mehr im Zeitlimit

Doch statt sich ins Begleitfahrzeug zu setzen, startete er einen "Jon-Knolle-Move", wie er es selbst nannte. Hinter dem Feld und vor dem Besenwagen fuhr er die restlichen 80 Kilometer bis ins Ziel, verpasste am Ende aber knapp das Zeitlimit - nachdem er die letzten zehn Minuten noch bei Hagelschauern unterwegs war. Die Jury erkannte die starke Leistung und den Kampfgeist von Knolle an und ehrte ihn trotz seines Ausscheidens zum kämpferischsten Fahrer.

Jon Knolle (Team Vorarlberg). Foto: Nassos Triantafyllou

"Ich wusste erst nicht, ob ich lachen oder weinen sollte", sagte Knolle zu seiner Auszeichnung. Nach dem Aus sei er nun aber "ziemlich down." Denn es wäre "genau mein Rennen gewesen, genau auf mich zugeschnitten", so der Deutsche, der jetzt seinen Teamkollegen für die verbleibenden Etappen die Daumen drückt: "Wir haben eine super starke Mannschaft und hoffe, dass die Jungs ohne mich die Kohlen aus dem Feuer holen.“

Results powered by FirstCycling.com

Weitere Radsportnachrichten

12.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

11.03.2025Nimmt sich Milan für Mailand-Sanremo Ganna als Maßstab?

(rsn) – Bei der UAE Tour gelangen Jonathan Milan (Lidl – Trek) genau wie Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) gleich zwei Etappensiege. Nun legte der Belgier bei Paris-Nizza zwei weitere nach, ehe

11.03.2025Machen Jorgenson und Vingegaard den Sieg unter sich aus?

(rsn) – Einen starken Eindruck hinterließen Jonas Vingegaard und Matteo Jorgenson (beide Visma – Lease a Bike) im Teamzeitfahren des 83. Paris-Nizza. Mit einem Vorsprung von 14 Sekunden auf das a

11.03.2025Die Strecke der Vuelta Femenina 2025

(rsn) – Die 11. Vuelta Femenina, die Spanien-Rundfahrt der Frauen, wird vom 4. bis 10. Mai 2025 von Barcelona quer durch den Norden Spaniens nach Asturien führen und dort mit einer schweren Bergank

11.03.2025Highlight-Video der 2. Etappe von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 2. Etappe des 60. Tirreno-Adriatico gewonnen. Der 24-jährige Italiener setzte sich nach perfekter Vorbereitung seines Teams über 192 Kilometer von Ca

11.03.2025Visma setzt den Zeitfahrplan perfekt um, Red Bull Dritter

(rsn) – Deutlicher Favoritensieg im Mannschaftszeitfahren von Paris-Nizza: Visma – Lease a Bike hat die 3. Etappe der Fernfahrt über 28,4 Kilometer für sich entschieden. Für Matteo Jorgenson un

11.03.2025Aus dem Vorjahr gelernt: Milan holt sich in Follonica den Sieg

(rsn) – Am zweiten Tag von Tirreno-Adriatico waren die Sprinter am Zug. Auf den 192 Kilometern zwischen Camaiore nach Follonica gab es lediglich eine Bergwertung, so kam es zum Kräftemessen der sc

11.03.2025Vingegaard wehrt sich: “Wir sind keine Maschinen“

(rsn) – Mit einem weiteren denkwürdigen Auftritt bei der Strade Bianche hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) eindrucksvoll unterstrichen, nicht nur der beste, sondern auf der spektakulärs

11.03.2025Fünf Wochen nach Sturz: Kudus aus dem Krankenhaus entlassen

(rsn) – Rund fünf Wochen nach seinem schweren Sturz in der Anfangsphase des Grand Prix de La Marseillaise (1.1) hat Merhawi Kudus (Burgos - Burpellet - BH) das Krankenhaus in Burgos verlassen könn

11.03.2025Trofeo Alfredo Binda im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Das erstmals 1974 ausgetragene italienische Eintagesrennen Trofeo Alfredo Binda - Comune di Cittiglio (1.WWT) zählt zu den prestigeträchtigsten Rennen im Rennkalender der Frauen. Das hügel

11.03.2025Startzeiten und Modus zum Teamzeitfahren bei Paris-Nizza

(rsn) – Das 28,4 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren von der Motorsport-Rennstrecke Magny-Cours in die nahegelegene Stadt Nevers wird das Gesamtklassement beim 83. Paris-Nizza (2.UWT) zweifelsfrei

10.03.2025Ayuso hält die Konkurrenz um den Gesamtsieg in Schach

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) war beim Auftaktzeitfahren von Tirreno-Adriatico (2.UWT) in seiner eigenen Liga unterwegs. Er schlug die Konkurrenz um 23 Sekunden. Der Abstand zwischen ihm

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Paris-Nice (2.UWT, FRA)
  • Tirreno-Adriatico (2.UWT, ITA)