Niederländer einer der WM-Favoriten

Van der Poel: “Wir werden ein langes Finale bekommen“

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van der Poel: “Wir werden ein langes Finale bekommen“"
Mathieu van der Poel (Niederlande) beim Training auf dem WM-Kurs in Glasgow. | Foto: Cor Vos

06.08.2023  |  (rsn) – Am Samstag wurden die Straßenwettbewerbe der Weltmeisterschaften in Glasgow gestartet. Die Juniorinnen und ihre männlichen Altersgenossen wurden zuerst über den winkligen Stadtparcours geschickt, am Sonntag folgen die Elite Männer. Mathieu van der Poel gehört zu den Favoriten und sprach mit dem niederländischen Radsportportal wielerflits über den Kurs und den von ihm erwarteten Rennverlauf.

Für den Alpecin-Profi ist sein Auftritt in Glasgow keine Premiere, denn 2018 gewann er – damals noch als Kontinental-Fahrer – Silber bei den Europameisterschaften hinter Matteo Trentin und landete dabei vor Wout Van Aert. “Ich muss sagen, dass ich noch viel von der EM 2018 erkannt habe. Es scheint fast, als hätte man noch mehr Kurven eingebaut. Man fährt quasi von einer Kurve in die nächste“, meinte der Niederländer. Schon vor fünf Jahren hatten drei Fahrer mit viel Crosserfahrung die Podiumsplätze belegt.

Bei den beiden Samstagsrennen hat sich dieser Trend zumindest teilweise fortgesetzt, denn bei den Juniorinnen holten ebenfalls drei Crosserinnen Edelmetall. Bei den Junioren hingegen hat von den Medaillengewinnern nur der frischgebackene Weltmeister Albert Philipsen Querfeldein-Erfahrung. Mehrere Starter in Glasgow haben in Offroad-Disziplinen ein zweites Standbein – aber auch andere Profis gehören zum Favoritenkreis. Dementsprechend schwer tat sich van der Poel, Anwärter auf Edelmetall zu nennen: “Ich könnte Namen auflisten, aber es können hier so viele Fahrer gewinnen, dass ich mich das nicht traue. Ich selbst gehöre dazu, allerdings ist auch als Favorit die Chance zu gewinnen, eher klein.”

Taktischer Kampf verschiedener Nationen

Man könne sich bei einem WM-Rennen auch nicht nur auf einen Gegner konzentrieren, so van der Poel. “Das ist das Problem mit einem Rennen wie diesem. Es gibt viele Fahrer, die wissen, dass sie früh angreifen müssen. Wir werden ein langes Finale bekommen, davon bin ich überzeugt“, so der vierfache Cross-Weltmeister, der von einem taktischen Kampf verschiedener Nationen ausgeht. “Es gibt einige Länder, bei denen wir meiner Meinung nach dafür sorgen müssen, dass wir bei ihren Angriffen immer einen Fahrer dabei haben“, offenbarte der Niederländer. “Belgien, aber ich denke auch an Dänemark. Mads Pedersen war wirklich sehr stark in der Tour. Die Franzosen sind bei Weltmeisterschaften auch immer topfit und sie haben starke Fahrer. Das Wichtigste wird sein, nicht dem Renngeschehen hinterherfahren zu müssen“, erklärte er weiter.

Van der Poel prognostizierte für Sonntag Chaos. “Weil es keinen Funk gibt und man in Nationalmannschaften antritt, wird es ein unkontrolliertes Rennen geben. Diese zwei Faktoren sorgen dafür, dass die WM immer ein komisches Rennen sein wird. Am schwierigsten wird es, die richtige Gruppe nicht zu verpassen.” Wie wichtig es ist, immer hellwach zu sein, zeigte das Rennen der Junioren, wo sich die entscheidende Gruppe mit vielen Favoriten gleich in der ersten Runde absetzte. Die starken Belgier und Franzosen sowie die Niederländer hatten diese Flucht verpasst.

Die Besten werden die Ersten sein

Wenn sich eine gut besetzte Ausreißergruppe abgesetzt hat, ist es schwer, eine Verfolgung zu organisieren. “Man ist schnell außer Sicht“, erklärte van der Poel, der allerdings auch ein ehrliches Rennen vorhersagte. “Der Kurs ist so schwer, dass die Stärksten am Ende letztendlich sowieso vorn sein werden. Wenn man wirklich der Beste ist, kann man sich auf den zwei steilen Hügeln absetzen.“

Trotzdem zeigte sich der Alpecin-Profi auch kritisch über den schottischen Parcours. “Das ist schon ein Grenzfall, finde ich. Vor allem, weil wir sehr lange auf der Runde fahren. Vielleicht wären ein etwas längerer Anlauf und ein paar Runden weniger auf dem Stadtkurs besser gewesen. Jetzt ist der Strecke sehr atypisch, so einen Parcours sind wir nicht gewohnt“, meinte er. Bei den Juniorinnen hatte im Finale Regen eingesetzt. Stürze gab es bei den Spitzenfahrerinnen nicht, doch Gefahr lauerte hinter jeder der vielen Kurven.

Die bringen ein weiteres Risiko mit sich mit: Probleme nach Defekten. “Dann hat man wirklich viel Arbeit, um wieder nach vorn zu kommen. Wenn man an einigen Stellen an hundertster Position fährt, liegt man eine halbe Minute hinter der Spitze, ohne dass man etwas dafür kann“, erzählte van der Poel. “Die längste Gerade ist nicht sonderlich lang. Wenn man ganz vorn ist, kann man dort eine ganze Zeit bleiben. Es gibt sowieso sehr wenig Überholmöglichkeiten“, fügte er an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.11.2023Protest bei Straßen-WM: Keine Strafe für Klimaaktivisten

(rsn) – Drei der vier Klimaaktivisten, die sich im Verlauf des WM-Straßenrennens der Männer in Glasgow auf dem Asphalt festgeklebt und damit für eine Unterbrechung von rund einer Stunde gesorgt h

18.08.2023Schienbeinbruch: Narváez fällt länger aus

(rsn) - Jhonatan Narváez (Ineos Grenadiers) hat sich bei seinem Sturz im WM-Straßenrennen von Glasgow schwerer verletzt als angenommen. Wie der Ecuadorianische Radsportverband in den Sozialen Medien

14.08.2023Reusser fehlten in Glasgow fünf Sekunden zum Podium

(rsn) – Im WM-Zeitfahren noch war Marlen Reusser ein Häufchen Elend. Die Europameisterin in dieser Disziplin stieg nach bereits 16 Kilometern ohne ersichtlichen Grund vom Rad, kauerte sich an den S

14.08.2023UCI: Premiere der Super-WM von Glasgow “besser als erwartet“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat einen Tag nach dem Ende der ersten Super-WM (3. – 13. August) in Glasgow eine positive Bilanz gezogen. “ Für uns war es ein Erfolg, definitiv ein Glücks

14.08.2023Zweimal WM-Silber statt Gold: Oranje im Hintertreffen

(rsn) - Mit drei Fahrerinnen unter den besten Vier der Weltrangliste und fünf Titeln in den letzten sechs Jahren waren die Niederländerinnen im WM-Straßenrennen in Glasgow das zu schlagende Team. L

13.08.2023Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Frauen

(rsn) – Lotte Kopecky hat sich als erste Belgierin seit 50 Jahren wieder den Titel in einem WM-Straßenrennen der Frauen gesichert. Die 27-Jährige setzte sich zum Abschluss der Rad-WM in Schottland

13.08.2023Lippert: “Irgendwann sind meine Beine explodiert“

(rsn) – Nach ihrer imponierenden Vorstellung bei der Tour de France Femmes, bei der sie einen Etappensieg feiern konnte, äußerte sich Liane Lippert vor der WM mit Blick auf das 154,1 Kilometer lan

13.08.2023Kopecky stürmt in Glasgow zu ihrem dritten WM-Gold

(rsn) – Nach 154 Kilometern Daueraction im WM-Straßenrennen der Frauen hat mit Lotte Kopecky erstmals seit 50 Jahren wieder eine Belgierin das Regenbogentrikot erobert. Die 27-Jährige erreichte na

13.08.2023Weltmeister Pidcock kritisiert ”Regeländerungs-Shit-Show“

(rsn) – Durch eine Regeländerung nur wenige Tage vor dem WM-Rennen im Mountainbike durften Mathieu van der Poel und Tom Pidcock am Samstag aus der fünften Reihe starten. Der Brite rückte durch de

13.08.2023Van der Poel nach MTB-Sturz sauer auf sich selbst

(rsn) – Während der neben ihm gestartete Tom Pidcock bei der der Mountainbike-WM in Schottland aus der fünften Reihe heraus zum Titel fuhr, war für Mathieu van der Poel das Rennen schon nach der

13.08.2023Dygert und Niewiadoma sagen für das WM-Straßenrennen ab

(rsn) – Ohne zwei prominente Namen wird am Mittag das WM-Straßenrennen der Frauen gestartet. Wie ihr Team Canyon – SRAM in den Sozialen Medien mitteilte, haben sowohl Zeitfahr-Weltmeisterin Chloe

13.08.2023Alles Oranje oder was?

(rsn) – Zum Abschluss der Straßenwettbewerbe der Rad-WM in Schottland steht das Straßenrennen der Frauen an. Der Kurs führt über insgesamt 154 Kilometer, gestartet wird in Loch Lomond, die Entsc

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Maas künftig Teamkollege von Buchmann?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

05.11.2024Vollerings neues Team hat langfristige Planungssicherheit

(rsn) - Die Equipe FDJ - Suez kann langfristig planen. Wie der ambitionierte französische Frauen-Rennstall bekannt gab, habe man sich mit den beiden Namenssponsoren auf Vertragsverlängerungen bis je

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine