Deutsches Team mit Außenseiter-Chancen

Schweiz erneut Top-Favorit in der Mixed-Staffel

Von Sebastian Lindner

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Mauro Schmid, Stefan Küng und Stefan Bissiger bildeten bei der WM 2022 in Wollongong das erfolgreiche Männer-Trio in der Mixed-Staffel. In gleicher Formation wollen sie ihren Titel in Glasgow verteidigen. | Foto: Cor Vos

07.08.2023  |  (rsn) – Als der Radsportweltverband UCI 2018 beschloss, bei den Weltmeisterschaften die erst 2012 eingeführten Mannschaftszeitfahren der Sponsorenteams wieder abzuschaffen und dafür künftig einen Mixed-Wettbewerb zu schaffen, bei dem je drei Männer und drei Frauen ein Nationalteam bilden, sorgte das nicht überall für Begeisterungsstürme. Matthew White, australischer Sportdirektor bei Jayco-AlUla-Vorgänger Mitchelton-Scott sprach damals von einem “Micky-Maus-Event“. Patrick Lefevere, belgischer Quick-Step-Manager, sagte: “Das ist nur Show und kein echter Wettbewerb. Es ist lächerlich.“

Beide sprachen dem Wettbewerb ab, das zu erreichen, was er laut UCI-Präsident David Lappartient erreicht werden sollte, nämlich “einen weiteren Schritt zur Geschlechter-Gleichheit“. Und auch wenn sowohl White als auch Lefevere vor allem mit den Zungen ihrer Teams sprachen – Quick-Step gewann vier von sieben Austragungen, wurde dazu jeweils einmal Zweiter und Dritter, die Jayco-Teams schafften es vier Mal aufs Podium – so hatte ihre Argumentation auch ein Fünkchen Wahrheit in sich, denn auch die Frauen hatten ihre eigenen Teamzeitfahren und gerieten so keinesfalls in den Verdacht, etwaige Medaillen möglicherweise nur aufgrund der Stärke der Männer zu erringen.

Was der Mixed-Staffel, die 2023 in Glasgow zum vierten Mal bei einer Weltmeisterschaft ausgefahren wird, auf jeden Fall zu Gute gehalten werden muss, ist der Umstand, dass sie, wie alle anderen Wettbewerbe auch, nun nach nationalen Kategorien bestritten wird und kommerzielle Sponsoren und Geldgeber so nicht im Vordergrund stehen.

Schweiz wieder in der Favoritenrolle

Die Premiere 2019 gewannen die Niederlande, die zweite Austragung fiel direkt der Pandemie zum Opfer. 2021 holte Deutschland mit Tony Martin im letzten Rennen seiner Karriere Gold . Amtierende Weltmeister sind die Schweizer, holte die vergangenes Jahr drei Sekunden schneller waren als Italien. Und auch am Dienstag gehen die Vorjahressieger als Favoriten an den Start.

Angeführt von Stefan Küng, Stefan Bisseger und Marlen Reusser haben die Schweizer gleich drei Profis am Start, die allesamt schon Europameister im Einzelzeitfahren gegen die Uhr waren oder derzeit sind. Bei den Männern füllt Mauro Schmid die Dreier-Staffel auf, bei den Frauen sind kommen Elise Chabbey und Nicole Koller hinzu. Das ist genau die Formation, die in Wollongong den Titel holte.

Insgesamt stehen 18 Teams am Start – so viele wie noch nie. Neben Exoten wie Afghanistan, Mauritius oder China ist auch eine Staffel mit gemischten Nationen am Start, die unter der Flagge der UCI antreten wird. Als einzige Top-Nation schickt Belgien keine Staffel an den Start.

Italien, das im Vorjahr um ein Haar den Titel geholt hätte, wird in diesem Jahr keine derartige Rolle spielen. Mit Filippo Ganna, Matteo Sobrero und Edoardo Affini fehlt die komplette Männerriege des Vorjahres. Zumindest im Fall von Ganna wird da die Super-WM zum Problem, da der 27-Jährige auch höchst erfolgreich auf der Bahn startet und erst am Sonntag in der Einerverfolgung Weltmeister wurde.

Kampf um Edelmetall für BDR-Team zumindest nicht aussichtslos

Frankreich hingegen nimmt Kurs auf ihre seine Medaille in der Team-Staffel. Mit Remi Cavagna und Bruno Armirail sind der aktuelle französische Zeitfahrmeister und sein Vorgänger am Start, dazu kommt Sprinter Bryan Coquard. Das Frauen-Team der Grande Nation tritt mit drei Fahrerinnen an, die gerade erst bei der Tour de France Femmes einen starken Eindruck hinterlassen haben: Juliette Labous wurde Gesamtfünfte, Cedrine Kerbaol gewann das Weiße Trikot, Audrey Cordon-Ragot hielt im abschließenden Zeitfahren zwischenzeitlich die Bestzeit, ehe sie noch bis auf Rang elf durchgereicht wurde.

Mit vier von sechs Bronzegewinnern aus dem Vorjahr gehört auch Australien wieder zum Kreis der Edelmetall-Anwärter. Luke Durbridge, Michael Matthews und Luke Plapp sowie Sarah Roy wollen ihre Medaille verteidigen. Lauretta Hanson und Ruby Roseman-Gannon sind neu dabei.

In den Kampf ums Podium wollen auch die sechs Deutschen Jannik Steimle, Miguel Heidemann, Max Walscheid, Lisa Klein, Ricarda Bauernfeind und Franziska Koch eingreifen. Klein und Walscheid kennen das Gefühl, Staffel-Weltmeister zu werden, aus dem Jahr 2021, Heidemann und Steimle fuhren im Vorjahr als Vierte an der Medaille vorbei. Koch holte 2019 Silber, Bauernfeind gibt ihr Debüt. Zwar wird es für das deutsche Team schwierig, an die Erfolge der ersten Jahre anzuknüpfen. Aussichtslos ist der Kampf um das Podium allerdings nicht, auch wenn ein bisschen Glück vonnöten sein wird, um Edelmetall mit nach Hause zu nehmen.

Strecke: 20,15 Kilometer durch die Glasgower Innenstadt

20,15 Kilometer haben sowohl das Männer- als auch das Frauen-Trio zurückzulegen, um das Ziel zu erreichen. Werden die Einzelzeitfahren allesamt etwas nördlich von Glasgow in Stirling ausgetragen, so bleibt die Mixed-Staffel in Glasgow. Befahren wird dabei eine erweiterte Runde des Stadtkurses, der Kern der Straßenrennen ist.

Die Karte des Weltmeisterschaftskurses der Mixed-Staffel in Glasgow | Foto: Veranstalter

Der ist, vor allem für einen Zeitfahr-Kurs, immer noch sehr kurvenlastig, auch wenn durch die Verlängerungen im Nordwesten und Südosten der Strecke ein paar lange Geraden dazugekommen sind. Die Erweiterungen kommen zudem ohne allzu viele Höhenmeter aus, 242 sind es nun insgesamt.

Größte Schwierigkeit ist wie in den Straßenrennen auch der Anstieg in der Montrose Street. Die sich anschließenden 1400 Meter sind ebenfalls dieselben wie in den Straßenrennen, die Ziellinie liegt am George Square. Jeweils einmal pro Runde wird – genau bei der Hälfte – die Zwischenzeit genommen.

Das Profil des Weltmeisterschaftskurses der Mixed-Staffel in Glasgow | Foto: Veranstalter

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