Müllers Guyana-Tagebuch

Im Ziel war ich ziemlich angefressen

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Im Ziel war ich ziemlich angefressen"
Robert Müller bei der Tour de Guyana | Foto: privat

23.08.2023  |  (rsn) - Etappe Nr. 3 führte über 150 flache Kilometer gespickt mit nur einer Schwierigkeit, der gefürchteten Route de Guatemala. Das war eine knapp 15 km lange schmale Straße durch die Savanne mit sehr schlechtem Straßenbelag. Dort wollten natürlich alle vorne reinfahren. Uns gelang das sehr gut. Als wir nach 70 km von einer breiten Straße in die Passage einbogen, waren wir alle vorne im Feld und kamen ohne Defekte gut durch.

Nach etwa 90 gefahrenen Kilometern sammelte ich bei meinen Teamkollegen leere Flaschen ein, ließ mich ans Ende des Feldes zurückfallen und rief unser Teamauto. Ich wedelte mit einer Flasche, drehte mich immer wieder um und wartete und wartete. Doch es war kein Auto in Sicht. Andere Fahrer holten auch Flaschen und machten sich schnell voll beladen wieder auf den Weg nach vorne, aber bei mir tat sich nichts. Ich renkte mir fast die Schulter aus so energisch winkte ich mit einer Flasche, aber unser Auto kam einfach nicht.

Nach 15 bis 20 Minuten verlor ich die Geduld und war kurz davor, alle leeren Flaschen wegzuschmeißen und endlich wieder vor zu fahren. Doch meine Teamkollegen brauchten etwas zu trinken und so ließ ich mich in der Kolonne bis zu unserem Auto an Position 13 zurückfallen. Mittlerweile war das Tempo im Feld wieder angezogen worden und ein paar Fahrer wurden an einer Welle abgehängt. Ich regte mich erstmal am Auto auf und nahm dann ein paar Flaschen, erkannte jedoch schnell, dass ich nicht mehr in der Kolonne nach vorne fahren konnte, da die Kommissäre eine Barrage errichtet hatten.

Ich hing nun also in einer abgehängten Gruppe fest und ein Auto nach dem anderen zog an uns vorbei. Also gab ich die Flaschen, die ich nicht für mich selbst brauchte, wieder zurück und unser Teamauto zog nach vorne und ließ mich zurück. In einer etwa 10 Fahrer großen unmotivierten Gruppe konnte ich nun die letzten 50 Kilometer absitzen und es zog sich ewig hin. Im Ziel war ich dann ziemlich angefressen, nicht wegen der 12 Minuten, die ich kassiert hatte, sondern weil ich wegen so einer dummen Sache abgehängt worden war.

Wir haben hier grundsätzlich ein Kommunikationsproblem, denn nur ein Fahrer von uns spricht Französisch und unser sportlicher Leiter gar nicht. Radio Tour funkt aber nur auf Französisch und unser Funkgerät im Auto funktioniert öfter nicht und fällt aus, also bekommen unsere Betreuer manchmal nicht mit, wenn wir das Auto rufen. Auf der 2. Etappe hatte ich auch schon ewig warten müssen beim Flaschen holen, da das Funkgerät an dem Tag überhaupt nicht funktioniert hatte. Daher beschloss ich, auf der 4. Etappe erstmal keine Flaschen mehr zu holen.

Auf der 4. Etappe über erneut 150 km sollte mein Teamkollege Anton stellvertretend im pinken Trikot starten, denn er hatte sich auf den zweiten Platz der U23 Wertung nach vorne gefahren und der Erste trug das gelbe Führungstrikot. Unser Ziel würde also sein, ein Trikot zu verteidigen das wir eigentlich gar nicht hatten.

Gez. Sportfreund Radbert

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.08.2023Die “französische Methode“ wird hier konsequent umgesetzt

(rsn) - Am achten Tag standen wie bereits am zweiten Tag zwei Halbetappen an, vormittags ein 7 km kurzes Zeitfahren und am Nachmittag ein 130 km langes Straßenrennen. Da ich mittlerweile in der Gesa

27.08.2023Kurz vor dem Start riss mein Schaltzug

(rsn) - Die 7. Etappe über 135 Kilometer startete erst am Nachmittag im Zielort von gestern, was bedeutete, dass es den gleichen Transfer gab wie gestern zum Hotel. Ich fuhr die 33 Kilometer zum Ein

26.08.2023Mit Hilfe des Hubschraubers den Vorsprung der Ausreißer erahnt

(rsn) - Der Weg vom Hotel zum Start der 6. Etappe über nur 110 Kilometer war kurz und es ging wie die letzten Tage bereits um 9:15 Uhr los. Leider bogen wir schon nach ein paar Kilometern in dieselb

25.08.2023Meine Rückfahrt mit dem Rad stieß bei vielen auf Unverständnis

(rsn) - Der Tag begann früh, denn es stand zunächst ein dreiviertelstündiger Transfer im Bus zum Start mitten im Nirgendwo an. Die 5. Etappe führte über 160 Kilometer in einer großen Runde mit v

24.08.2023Die Straßen sehr ruppig, die Stimmung im Feld sehr freundlich

(rsn) - Auf der 4. Etappe ging es 150 Kilometer immer nach Westen bis zum Grenzfluss nach Surinam, doch leider gibt es dort keine Brücke und man kann nicht mal eben nach Surinam fahren. Das Profil w

22.08.2023Bei solchen Rennen gehören Zeitfahrräder für alle verboten

(rsn) - Der zweite Tag der Tour de Guyane begann früh, denn am Vormittag stand ein elf Kilometer kurzes Zeitfahren an. Der Weg zum Start war 25 Kilometer lang und ich nutzte ihn zum Warmfahren. Für

22.08.2023Teamkollegen mit Kälteschock und Krämpfen am ganzen Körper

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Guyane führte über 145 Kilometer in verschiedenen Runden um die Hauptstadt Cayenne. Die Strecke war flach und es wehte ein ordentlicher Wind. Zum Glück fuhren wir

19.08.2023Ich hoffe auf den Memory-Effekt meiner Muskulatur

(rsn) - Bonjour de Cayenne, der Hauptstadt von Französisch-Guyana! Ich befinde mich im Norden Südamerikas an der Atlantikküste zwischen Brasilien und Suriname und trotzdem in Frankreich und der EU.

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen um sein Karriereende

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

13.11.2024Pena wirft seinem Agenten Acquadro Untätigkeit vor

(rsn) – Nach drei Jahren bei Jayco - AlUla hat Jesús David Pena vom australischen WorldTour-Rennstall kein neues Vertragsangebot mehr erhalten. Wie der Kolumbianer nun im Gespräch mit ADN Cycling

13.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

13.11.2024Lidl-Teamchef Guercilena: “Müssen uns im GC noch verbessern“

(rsn) – Das US-amerikanische Team Lidl – Trek war in der Saison 2024 eines, das beeindrucken konnte. Insgesamt 42-Saisonsiege feierte der Rennstall von Manager Luca Guercilena bei den Männern, nu

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine