Solosieg auf 14. Vuelta-Etappe, Kuss bleibt in Rot

Evenepoel meldet sich mit einer Monsterflucht zurück

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Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat die 14. Etappe der Vuelta a Espana gewonnen. | Foto: Cor Vos

09.09.2023  |  (rsn) – Einen Tag nach seinem Einbruch bei der Vuelta a Espana hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) auf der 14. Etappe zurückgeschlagen. Der Belgische Meister war vom Start in Sauveterre-de-Béarn an aggressiv, setzte sich früh mit 23 Begleitern ab und gewann nach 156 Kilometern in Larra-Belagua 1:12 Minuten vor seinem letzten Kontrahenten Romain Bardet (DSM – firmenich), den er im Schlussanstieg abgeschüttelt hatte. Lennert Van Eetvelt (Lotto – Dstny) wurde mit großem Rückstand Dritter vor Jonathan Castroviejo (Ineos Grenadiers) und Michael Storer (Groupama – FDJ) Dritter.

Die Top Ten des Klassements kamen zeitgleich 8:22 Minuten nach dem Sieger ins Ziel. So verteidigte Sepp Kuss (Jumbo – Visma) das Rote Trikot mit 1:37 Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Primoz Roglic. 1:44 Minuten hinter dem Spitzenreiter folgt mit dem gestrigen Etappensieger Jonas Vingegaard ein weiterer Jumbo-Fahrer.

Direkt nach der Zielankunft vermischte sich der Schweiß mit Tränen. Die 27-Minuten-Klatsche vom Vortag hatte bei Evenepoel Spuren hinterlassen. “Gestern war für mich ein sehr schwerer Tag. Und die Nacht war auch nicht viel besser. Ich habe kaum geschlafen und hatte viele negative Gedanken. Heute bin ich aufgewacht und ich habe mir gesagt, dass ich das Beste draus mache“, sagte der Etappensieger im Ziel-Interview.

Evenepoel vom Start weg auf Krawall gebürstet

Evenepoel wusste genau, was ihn erwartete. “Ich hatte die Strecke vorher besichtigt, denn die Etappe war wichtig. Ich wusste genau, wie schwer die Anstiege sind. Ich freue mich enorm über meinen zweiten Etappensieg“, erzählte der 23-Jährige, der schon im Bergaufsprint in Arinsal am dritten Tag der Rundfahrt triumphiert hatte.

Von Anfang an war Evenepoel auf Krawall gebürstet. “Die erste Stunde war Vollgas. Ich fühlte mich ziemlich gut und war immer vorn dabei. Irgendwann war ich dann sogar allein weg“, beschrieb er die Entstehung der Gruppe des Tages, die er selbst initiiert hatte. Nachdem er in der ersten Abfahrt eine Attacke von Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) gekontert hatte, setzte er sich mit Bardet ab. Da waren noch knapp 90 Kilometer zu fahren. “Wir haben sehr gut zusammengearbeitet. Ich habe mich mit ihm darauf geeinigt, dass ich das Tempo an den Bergen bestimme, wenn er mit mir im Flachen mitfährt. Letztendlich ist er wohl etwas zu lange im Roten Bereich gewesen“, kommentierte Evenepoel die Szene, als vier Kilometer vor dem Ziel Bardet mit seinen Kräften am Ende war.

Doch der 32-jährige Franzose war mit Platz zwei zufrieden. “Ich bin stolz auf mich selbst. Ich habe alles gegeben“, resümierte der DSM-Profi, der seinem Begleiter großen Respekt zollte. “Er ist unglaublich. Achtzig Prozent der Arbeit hat er verrichtet. Es war schrecklich an seinem Hinterrad. Ich habe gelitten, ich hatte Krämpfe. Ich war mit einer Legende unterwegs und er war einfach viel besser als ich“, sagte Bardet im Ziel.

Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) gehörte ebenfalls zu den Ausreißern des Tages. Der Fischerhuder musste dann aber am Puerto de Larrau die Verfolgergruppe von Evenepoel und Bardet ziehen lassen. Sein Teamkollege Emanuel Buchmann hielt in der Favoritengruppe lange mit und wurde als bester Deutscher 21. Boras Kapitän Aleksandr Vlasov gewann den Sprint der Favoriten und wurde Siebter. Mit Cian Uijtdebroeks kam auch der zweite Klassementfahrer der Raublinger in der Gruppe um Kuss ins Ziel. Der junge Belgier bleibt einen Rang hinter Vlasov Neunter in der Gesamtwertung.

Evenepoel überquerte alle Bergwertungen als Erster und übernahm das Bergtrikot von Vingegaard. Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) fuhr mit den Ausreißern des Tages in den ersten Anstieg und erarbeitete sich so einen extra Puffer auf die Karenzzeit. Der Australier verteidigte die Führung in der Punktewertung. Bester Nachwuchsfahrer ist weiterhin Juan Ayuso (UAE Team Emirates), Jumbo – Visma führt die Teamwertung an.

So lief die 14. Etappe der Vuelta a Espana:

In einer turbulenten Anfangsphase wurde schnell klar, dass sich Evenepoel nach dem Einbruch am Vortag einiges vorgenommen hatte. Nachdem seine ersten beiden Ausreißversuche vereitelt worden waren, setzte er sich nach 25 Kilometern mit dem dritten Versuch ab. Der Zeitfahrweltmeister erhielt nach und nach immer mehr Begleitung, bis sich letztendlich insgesamt 24 Fahrer aus dem Feld gelöst hatten. Zu ihnen gehörten auch Kämna und Groves sowie Bardet, Van Eetvelt, Castroviejo, Storer, Lopez und Damiano Caruso (Bahrain Victorious).

Sieben Mannschaften hatten den Zug verpasst, darunter UAE Team Emirates und AG2R – Citroën, die sich auf die Verfolgung machten, als der Rückstand des Feldes eine Minute betrug. Nach 50 Kilometern setzten sich noch einige weitere einige Fahrer wie Mattia Cattaneo (Soudal – Quick-Step) oder Nico Denz (Bora – hansgrohe) - aus dem Peloton ab, das die Jagd nun aufgab. Den Col Hourcère (HC) nahmen die Ausreißer wenig später bereits mit rund vier Minuten Vorsprung in Angriff.

Im Anstieg fielen Groves und weitere Fahrer mit beschränkteren Kletterqualitäten zurück, da Evenepoel ein hohes Tempo anschlug. Trotzdem schloss Cattaneo noch auf und löste seinen Kapitän sofort an der Spitze der Gruppe ab. Unterdessen erhöhte UAE Team Emirates im Feld erneut die Schlagzahl und verkürzte den Rückstand von 4:30 auf 3:05 Minuten, wobei Denz wieder eingeholt wurde. Hugh Carthy (EF Education – EasyPost) ging es nun zu schnell, der Gesamtzwölfte verlor den Anschluss.

Evenepoel will das Bergtrikot

Kurz vor der Bergwertung wendete sich das Blatt wieder. Domen Novak (UAE Team Emirates) konnte das Feld nicht näher an die Ausreißer heranführen. Evenepoel gewann an der Spitze im Kampf um den Bergpreis einen hart ausgetragenen Sprint 90 Kilometer vor dem Ziel vor Storer und näherte sich dadurch bis auf einen Zähler Vingegaard, der erst am Vortag das Bergtrikot übernommen hatte. Dreizehn Fahrer folgten im Windschatten der beiden, das Feld lag am am Gipfel 3:10 Minuten zurück.

In der Abfahrt fuhr Evenepoel mit Bardet am Hinterrad seinen Begleitern davon. Den Puerto de Larrau (HC) steuerten die beiden mit 1:05 Minuten Vorsprung an, das Feld lag zu diesem Zeitpunkt 4:20 Minuten hinten. Die Verfolger hatten den Spitzenreitern nichts mehr entgegenzusetzen und büßten weiter Zeit ein. Im extrem steilen zweiten Berg des Tages fiel die Gruppe schließlich auseinander. Kämna konnte als einer der Ersten nicht mehr mitgehen.

Ayuso greift am Larrau an

Am besten schlug sich Storer, der seinen Rückstand in der zweiten Hälfte des Larrau zeitweise auf 1:10 Minuten reduzieren konnte. Mit noch 55 zu fahrenden Kilometern machte Ayuso im Feld Ernst. Der Spanier griff mehrmals an, konnte die Jumbo-Armada aber nicht in Verlegenheit bringen. Vlasov, Marc Soler (UAE Team Emirates) und Mikel Landa (Bahrain Victorious) hatten ihre Mühe mit den Tempoverschärfungen, kamen aber wieder heran, als Ayuso seine Versuche einstellte. An der zweiten Bergwertung holte sich Evenepoel die 15 maximal zu vergebenen Punkte und somit die virtuell das Bergtrikot. Storer war als erster Verfolger wieder auf zwei Minuten zurückgefallen, die rund 20-köpfige Favoritengruppe folgte sechs Minuten hinter den Spitzenreitern.

Das Streckenprofil der 14. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Im direkt auf die Abfahrt folgenden Puerto de Laza (3.Kat.) wurde Storer von van Eetvelt und Castroviejo gestellt. Evenepoel sicherte sich auch die dritte Bergwertung des Tages. Das Verfolgertrio lag inzwischen vier Minuten zurück, das Feld hatte seinen Rückstand stabil gehalten. Die folgenden 24 Kilometer waren relativ flach, dann begann der 9,4 Kilometer lange und 6,3 Prozent steile Schlussanstieg zum Puerto de Belagua (1.Kat.).

Im Tal fuhren Evenepoel und Bardet weiter volles Tempo und bauten ihren Vorsprung aus. Sie nahmen den Schlussanstieg fünf Minuten vor dem Verfolgertrio und sogar acht Minuten vor dem Feld in Angriff. Bardet blieb nun konsequent am Hinterrad des Titelverteidigers, der wiederum schien sich daran nicht zu stören und fuhr unbeeindruckt weiter von vorn.

Vier Kilometer vor dem Ziel muss Bardet passen

Knapp vier Kilometer vor dem Ziel konnte dem Tempo seines Begleiters nicht mehr folgen. Evenepoel drehte sich kurz verwundert um und zog dann kraftvoll davon und ungefährdet dem Sieg entgegen.

Die Favoriten fuhren mit großem Abstand den Schlsusanstieg hinauf, ehe David de la Cruz (Astana Qazaqstan) rund fünf Kilometer vor dem Ziel zum Angriff blies. Da die Verfolger bei der Jagd auf den Spanier nun das Tempo erhöhten fiel die Gruppe auseinander. Kurz danach erreichte Evenepoel das Ziel, es dauerte deutlich mehr als eine Minute, bis Bardet die Linie überquerte. Mehr als sechs Minuten später kamen van Eetvelt, Castroviejo und Storer an.

In der Favoritengruppe jagte Wout Poels (Bahrain Victorious) den enteilten de la Cruz. Dem Niederländer folgten nur noch die Top Ten des Gesamtklassements. De la Cruz rettete schließlich wenige Meter auf den heransprintenden Vlasov und die weiteren Klassementfahrer.

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