RSNplusMerlier auch ohne Grand Tour stark

Tops und Flops der WorldTeam-Zugänge: Soudal - Quick-Step

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Tops und Flops der WorldTeam-Zugänge: Soudal - Quick-Step"
Soudal - Quick-Step bei der Vuelta a Espana 2023 | Foto: Cor Vos

07.11.2023  |  (rsn) - Zum Saisonende nehmen wir nochmals die Neuzugänge der 18 WorldTeams aus dem vergangenen Winter in den Blick. Welcher Fahrer hat sich im laufenden Jahr als Top-Verpflichtung und wer als ein Transfer-Flop herausgestellt?

Soudal – Quick-Step:
Während die Zahlen der Zu- und Abgänge der Mannschaft von Manager Patrick Lefevere im gerade anbrechenden Winter jeweils zweistellig sein werden und der Rennstall vor einem echten Umbruch steht, waren die Veränderungen im vergangenen Jahr deutlich geringer. Ja, Urgestein Iljo Keisse ging genauso von Bord wie Klassiker-Veteran Zdenek Stybar und Sprint-Legende Mark Cavendish, doch insgesamt verließen nur fünf Fahrer die Mannschaft – und lediglich drei kamen neu hinzu.

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Tim Merlier (von Alpecin – Deceuninck) sollte Cavendish ersetzen und zum zweiten Top-Sprinter neben Fabio Jakobsen avancieren, Jan Hirt (von Intermarché – Circus – Wanty) kam als starker Kletterer zur Verstärkung der Helferriege von Remco Evenepoel und mit Casper Pedersen (von DSM) sollten einerseits die Sprinter Hilfe bekommen und andererseits auch herausgefunden werden, was der Däne auch selbst an Ergebnissen erzielen kann.

Insgesamt fuhr Soudal – Quick-Step mit seinem daher gut eingespielten Kader eine starke Saison, an deren Ende das Team auf Rang drei der UCI-Weltrangliste steht. Einzig UAE Team Emirates und Jumbo – Visma waren 2023 besser, die allerdings gleich um Welten: UAE hat 30.958 Punkte auf dem Konto, die Niederländer sammelten 29.651 Punkte, während die Belgier bei 55 Siegen - acht mehr als 2022 - auf lediglich 18.697 Zähler kommen.

Trotzdem: Nachdem man 2022 nur Sechster der Weltrangliste war, kehrte das "Wolfpack" 2023 wieder in die Top 3 zurück, wo man sich zuvor seit 2017 immer platzieren konnte Und dazu trugen auch die Neuzugänge ihren erwarteten Teil bei.

Obwohl er für keine Grand Tour berücksichtigt wurde, schlug Tim Melier in seinem ersten Jahr für Soudal – Quick-Step mit elf Siegen voll ein. | Foto: Cor Vos

Der Top-Transfer: Tim Merlier
Mit bereits 30 Jahren auf der Uhr konnte man Merlier bei seinem Wechsel zu Soudal – Quick-Step nicht mehr als Sprint-Talent bezeichnen – auch wenn der Belgier erst seit 2020 überhaupt auf WorldTour-Level mitsprintete. Trotzdem erhoffte man sich von diesem Transfer viel. Denn zahlreiche Sprinter vor ihm hatten gezeigt: Gerade Fahrer dieser Gattung blühten im Team von Lefevere immer wieder auf und waren davor oder danach bei anderen Rennställen meist eine Stufe schlechter.

Entsprechend überraschte es wenig, als Merlier gleich zu Saisonbeginn erfolgreich war: Er gewann die 1. Etappe der Tour of Oman (2.Pro) sowie die 1. und die 6. Etappe der UAE Tour (2.UWT) und auch die 1. Etappe von Paris-Nizza (2.UWT) sowie mit Nokere Koerse (1.Pro) auch seinen ersten belgischen Klassiker der Saison. Besser hätte es gar nicht losgehen können!

Dann aber bekam das Jahr des Sprinters einen kleinen Knick: Er fuhr, wie geplant, nicht mit zum Giro d'Italia, wo Soudal – Quick-Step voll aufs Gesamtklassement mit Evenepoel setzen wollte. Doch dann erhielt für die Tour de France Fabio Jakobsen den Vorzug, nachdem Merlier im Mai zwar noch eine Etappe der 4 Tage von Dünkirchen (2.Pro) gewonnen hatte, im Juni aber in einem Formtief steckte und weder bei der Brüssel Cycling Classic noch der Tour de Suisse ein Ergebnis erzielen konnte.

Es folgte ein starker Sommer mit zwei Etappensiegen bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT). Doch auch zur dritten Grand Tour des Jahres, der Vuelta, nahm man Merlier nicht mit – wieder setzte das Team voll auf Evenepoel und die Gesamtwertung. Merlier aber steckte es gut weg, fuhr weitere Spitzenresultate ein und kam am Saisonende schließlich auf zwölf Siege sowie 1.125,38 Weltranglisten-Zähler. Damit war er, gemessen an seinen UCI-Punkten, hinter Evenepoel sowie Andrea Bagioli und Ilan van Wilder der viertbeste Soudal-Profi in dieser Saison.

Auch Routinier Jan Hirt wusste in seiner Helferrolle für Remco Evenepoel zu überzeugen. | Foto: Cor Vos

Der Transfer-Flop: Fehlanzeige
Nur drei Neuverpflichtungen, aber alle haben funktioniert. Auch wenn Jan Hirt und Casper Pedersen nach ihrem Wechsel zu Soudal – Quick-Step in diesem Jahr nicht zu Seriensiegern wurden, so darf man mit ihren Auftritten 2023 nicht unzufrieden sein. Denn dafür wurden sie auch gar nicht verpflichtet – im Gegenteil,

Der 32-jährige Hirt, der in den vergangenen Jahren bei CCC und Intermarché – Circus – Wanty noch viel auf eigene Kappe gefahren war und dabei an bergigen Tagen als Ausreißer glänzte oder sogar Sechster des Giro 2022 wurde, bekam bei Soudal – Quick-Step einen klaren Auftrag: Er war nun Helfer für Grand-Tour-Kapitän Evenepoel. Dass der wiederum beim Giro ausschied und bei der Vuelta einbrach, dafür konnte der Tscheche nichts. Wenn Evenepoel aber im Rennen war, konnte er sich auf Hirt verlassen, der von der Vuelta a San Juan über Oman und Katalonien bis zum Giro und auch bei der Vuelta immer an seiner Seite war – Aufgabe erfüllt!

Und Pedersen? Nun, der 27-jährige Däne fuhr 2023 seine nach UCI-Punkten beste Profisaison, wurde gleich zu Jahresbeginn Vierter der Trofeo Calvia auf Mallorca und gewann bei seinem dritten Renntag am 12. Februar die Figueira Champions Classic (1.1) in Portugal. Meist war Pedersen als Helfer im Einsatz, doch wenn er freie Fahrt bekam, zeigte er sich – wurde etwa Gesamtdritter der Baloise Belgium Tour (2.Pro) im Juni und kam im Jahresverlauf bei drei ProSeries- oder WorldTour-Einzelzeitfahren in die Top Ten. Auch er war also definitiv keine Transfer-Enttäuschung!

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