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07.05.2024 | (rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe des 107. Giro d’Italia im hart umkämpften Massensprint gewonnen. Nach 190 Kilometern zwischen Acqui Terme und Andora setzte er sich bei der “Piccolo Milano-Sanremo“ - wie das Teilstück genannt wurde, weil im Finale die Straßen des Frühjahrsklassikers befahren wurden – vor dem Australier Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) und dem Kölner Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) durch.
Vierter wurde der Niederländer Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) vor dem Belgier Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), der die gestrige Etappe für sich entscheiden konnte. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) kam im Hauptfeld sicher ins Ziel und verteidigte die Gesamtführung.
Der Schlusskilometer stand ganz im Zeichen des italienischen Bahnverfolgers, der 2021 in Tokio Olympiagold gewann. Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) jagte nach einer Attacke vier Kilometer vor dem Ziel solo als Erster unter dem Teufelslappen hindurch. Hinter ihm lieferte Simone Consonni als Jäger und Anfahrer eine Weltklasseleistung für seinen Kapitän Milan ab, der, nachdem Ganna 500 Meter vor dem Ziel eingefangen worden war, mit einem langen Sprint den Etappensieg holte. “Ich bin immer noch total voller Emotionen. Vor Beginn des Giro hatten wir alle ein gemeinsames Ziel“, freute sich der Italiener, der sich schon letztes Jahr eine Etappe und das Giro-Punktetrikot sichern konnte.
“Es ist sensationell, hier wieder zu gewinnen. Danke an alle. Wir haben die ganze Zeit an unsere Chance geglaubt. Wir haben Ganna kurz vor dem Ziel eingeholt. Er hat uns damit auch ein wenig geholfen“, so der 23-Jährige weiter. Consonni hatte sich im Windschatten auf abschüssiger Straße an Ganna herangesaugt und Milan dann den Sprint angezogen. “Das Leadout von Simone war fantastisch. Und dann konnte ich meine Karten ausspielen“, lobte Milan seinen Anfahrer.
Die vielleicht höchste Endgeschwindigkeit im Zielsprint hatte möglicherweise Bauhaus, doch der 29-Jährige fand zwischen der Bande und Milan keine Lücke. "Ich habe rechts angesetzt, er hat zugemacht, links kam dann Groves – alles gut, mit Platz drei kann ich zufrieden sein", urteilte Bauhaus, der beim Giro zuletzt 2022 – auf der Etappe von Sanremo nach Cuneo – als Zweiter auf dem Tagespodium stand, gegenüber RSN. Max Kanter (Astana Qazaqstan) hingegen konnte sich nicht in Szene setzen. Für seine Mannschaft sprintete Davide Ballerini auf Platz sechs.
Pogacar liegt im Klassement weiterhin 46 Sekunden vor Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) und dem eine Sekunde dahinter folgenden Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe). Auch in der Bergwertung bleibt Pogacar vorn. Milan nahm Merlier das Punktetrikot ab.
Der Franzose Lilian Calmejane (Intermarché – Wanty) holte sich als einer der Ausreißer den einzigen Bergpreis des Tages, schob sich in der Bergwertung auf den zweiten Rang vor und wird darum zur 5. Etappe im Blauen Trikot antreten. Der Belgier Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) vergrößerte seine Führung in der Nachwuchswertung um eine Sekunde, die er sich bei einem Zwischensprint sicherte.
Nachdem Bram Welten (dsm-firmenich - PostBL) wegen Grippesymptomen auf seinen Start verzichten musste, setzten sich Calmejane, Stefan de Bod (EF Education – EasyPost) und Francisco Munoz (Polti – Kometa) schnell ab. Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) fuhr solo zum Trio hin, entschied sich bei heftigem Regen rund 20 Kilometer später aber anders und wartete auf das Feld. Wenig später gab Torstein Traeen (Bahrain Victorious) den Giro auf.
Nach 79 Kilometern stand der Zwischensprint in Calizzano auf dem Programm. Dort überquerte Munoz als Erster den Strich, im Feld war Groves schneller als Merlier und Biniam Girmay (Intermarché – Wanty). Kurz danach begann der Anstieg zum Colle del Melogno (3.Kat.). An der einzigen Bergwertung gerieten einige Sprinter in Schwierigkeiten, unter ihnen Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Maximilian Walscheid (Jayco -AlUla) und Merlier. Die maximal neun zu vergebenden Punkte sicherte sich Calmejane, das Feld lag hier 4:15 Minuten zurück.
Zunächst gelang Merlier wieder der Anschluss an das Peloton. Kurz vor dem Intergiro schaffte das nach 28 Kilometern Verfolgungsjagd auch Jakobsen mit seinen beiden Helfern sowie Ryan Mullen (Bora – hansgrohe), die zu diesem Zeitpunkt die letzten Fahrer im Rennen waren. Munoz holte sich den Intergiro, im Feld war Kooij schneller als Girmay und Groves. Der Eritreer war dann das am heftigsten getroffene Opfer eines großen Sturzes in einer Abfahrt. Girmay konnte das Rennen nach einiger Zeit zwar fortsetzen, hatte aber viel Rückstand.
Während Teamkollege Calmejane vorn seine beiden Begleiter fahren ließ, stürzte Girmay 63 Kilometer vor dem Ziel ein zweites Mal. In einer nassgeregneten Kurve rutschte ihm das Vorderrad weg, so dass er nun hart mit der linken Seite seines Körpers aufschlug. Diesmal stieg der 24-Jährige nicht mehr aufs Rad, sondern ins Begleitfahrzeug. Wie nun erst deutlich wurde, hatte sich das Feld durch den Massensturz in der Abfahrt geteilt. Visma – Lease a Bike führte den ersten Teil an und verhalf so Uijtdebroeks in Savona am letzten Zwischensprint 55 Kilometer vor dem Ziel zu einer Bonussekunde.
Das Streckenprofil der 4. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter
Drei Kilometer später kam eine Gruppe mit Thomas, Antonio Tiberi und Damiano Caruso (beide Bahrain Victorious) wieder heran, wodurch das Feld wieder auf rund 100 Fahrer anwuchs. Weitere abgehängte Fahrer kamen kurz danach zurück. Die Verfolger konnten sich im Finale auf das Einholen des Spitzenduos konzentrieren – doch wegen des Rückenwindes war das schwieriger als erwartet. Erst 4,9 Kilometer vor dem Ziel und kurz vor der Capo Mele waren die Ausreißer nach einer langen Flucht gestellt.
Gleich auf den ersten Metern des letzten Anstiegs des Tages griff Ganna entschlossen an und erreichte die Kuppe 2,5 Kilometer vor dem Ziel rund 80 Meter vor dem Feld, das den Italiener dann aber doch eingangs der letzten 500 Meter einfing. Christophe Laporte (Visma – Lease a Bike) zog den Sprint für Kooij an, doch Milan jagte entschlossen am Niederländer vorbei, wobei die beiden einander touchierten. Groves und Bauhaus konnten ihn nicht mehr abgefangen.
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