Steinhauser Dritter der 19. Giro-Etappe

Vendrame wird erst abgehängt und fährt dann allen davon

Von Kevin Kempf

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Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat die 19. Giro-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

24.05.2024  |  (rsn) - Andrea Vendrame hat auf der 19. Etappe des 107. Giro d’Italia seinem Team Decathlon – AG2R La Mondiale den zweiten Tagessieg gesichert. Der 29-jährige Italiener war der Beste einer großen Ausreißergruppe und setzte sich nach 157 Kilometern von Mortegliano nach Sappada 54 Sekunden vor Pelayo Sanchez (Movistar) durch.

Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) wurde mit 1:07 Minuten Rückstand Dritter und holte damit sein drittes Tagespodium bei dieser Italien-Rundfahrt. Außerdem darf er vertretungsweise für den weiter souveränen Gesamtführenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der mit der Favoritengruppe fast 16 Minuten hinter Vendrame das Ziel erreichte, am morgigen Tag das Bergtrikot tragen.

Als Vierter überquerte Auftaktsieger Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) vor dem Australier Luke Plapp (Jayco – AlUla) den Zielstrich. Die Klassementfahrer taten sich erst auf den letzten zehn Kilometern weh. Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) stürzte einen Tag vor seinem 38. Geburtstag auf regennasser Fahrbahn sechs Kilometer vor dem Ziel nach einem Fehler, doch seine Konkurrenten warteten auf ihn. Deswegen gab es an der Spitze der Gesamtwertung keine Veränderungen.

In Bagno di Romagna fuhr Vendrame 2021 bereits bei einer Giro-Etappe als Erster über den Zielstrich. Insgesamt konnte er seinen erst siebten Profisieg feiern. "Es ist ein schöner Tag! Das Wichtigste war, in die Gruppe zu kommen und da war ich von Anfang an dabei“, erzählte der kletterstarke Sprinter im Ziel-Interview. Bei der wohl letzten Chance, als Ausreißer eine Etappe zu gewinnen, tobte der Kampf um die Gruppe des Tages mehr als eine Stunde.

Nach hartem Kampf zogen gleich 19 Mann davon

Letztendlich setzten sich 19 Fahrer ab – und auf dem mittelschweren Parcours musste mit Köpfchen agiert werden. Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) teilte die Gruppe früh. Vendrame schaffte es in den ersten Teil, musste dort aber mehrmals seine sechs Begleiter ziehen lassen. Nachdem er bereits in der ersten Abfahrt die Lücke zu den enteilten Spitzenreitern geschlossen hatte, griff er in der zweiten rund 30 Kilometer vor dem Ziel an. “Es war sicher ein bisschen riskant, so früh zu gehen, aber natürlich war es schön, dass es klappte“, meinte er nach seinem Coup.

Den schrieb er auch dem Verhalten seiner Konkurrenten zu. “Sie waren sich hinter mir nicht einig und das hat mir geholfen. Ich dachte aber, irgendwer kommt zurück und ich bin nicht ganz voll gefahren“, blickte er zurück. Damit redete er seine eigene Leistung aber unnötig klein, denn auch als Steinhauser & Co. voll in die Verfolgung gingen, machten sie kaum Boden gut.

Der EF-Education-Profi war der einzige Deutsche in der Spitzengruppe und zeigte erneut eine starke Leistung. Steinhauser sammelte 23 Bergpunkte, wodurch er die zweite Position in der Bergwertung übernahm. Und das alles geschah mehr oder weniger wider Willen. "Es ist verrückt. Von Beginn an habe ich mich nicht so gut gefühlt, wollte eigentlich gar nicht in die Gruppe, aber bin dann dort irgendwie gelandet, weil ich Arbeit für Michael Valgren gemacht habe“, verriet der der Gewinner der 17. Etappe im Eurosport-Interview, in dem er Verndrames Leistung großen Respekt zollte: “Es war ein eindrucksvoller Sieg von Vendrame. Es war verrückt, wir sind voll gefahren und er war allein und hat es durchgehalten.“

Pogacar liegt im Gesamtklassement vor der letzten Bergetappe unverändert 7:42 Minuten vor Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) und 8:94 Minuten vor Thomas. Simon Geschke (Cofidis) erreichte das Ziel mit der rund 25-köpfigen Favoritengruppe und bleibt in der Gesamtwertung auf Rang 14 bester Deutscher.

Der Träger des Rosa Trikots führt auch die Bergwertung an – und zwar mit 77 Zählern Vorsprung auf den nunmehr zweitplatzierten Steinhauser. Der Italiener Jonathan Milan (Lidl – Trek) verteidigte das Punktetrikot, sein Landsmann Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) ist weiterhin der beste Nachwuchsfahrer.

So lief die 19. Etappe des Giro d’Italia:

Auf den ersten 75 Kilometern lieferte das Feld mit im Schnitt rund 50km/h und unzähligen Ausreißversuchen eine wilde Hatz ab, bis die nach 30 Kilometern von Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) initiierte Gruppe des Tages endgültig stand. Neunzehn Fahrer fanden letztlich zusammen, darunter mit Steinhauser, seinen beiden Teamkollegen Michael Valgren und Mikkel Honoré, Narvaez, Quinten Hermans (Alpecin – Deceuninck), Vendrame, Sanchez, Plapp, Jan Tratnik (Visma – Lease a Bike) und Simone Velasco (Astana Qazaqstan) viele Anwärter auf den Etappensieg.

Manuele Tarozzi (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) setzte sich kurz vor dem Intergiro ab und sicherte sich diesen vor Alaphilippe, der allerdings im direkt danach beginnenden Anstieg zum sehr steilen Passo Duran angriff. Steinhauser konnte dem Franzosen mit einiger Mühe folgen. Das Duo stellte den Italiener 56 Kilometer vor dem Ziel, bevor auch Narvaez noch den Anschluss schaffte. Alaphilippe fuhr alles von vorn und schüttelte Tarozzi ab, ehe auch Sanchez nach vorn fuhr. Kurz darauf gelang das auch Hermans, der im flacheren Teil des Berges kurz vor dem Wertungsstrich zum Quartett vorfuhr. Die Bergpunkte sicherte sich Alaphilippe vor Steinhauser.

Im oberen Teil der Abfahrt machte Vendrame aus dem Quintett ein Sextett, das sich anschließend weiter von seinen Verfolgern absetzte. Im Tal überquerte Alaphilippe 41 Kilometer vor dem Ziel den letzten Zwischensprint als Erster die Linie. Direkt anschließend ging es in den Sella Valcalda (3.Kat.), wo die Verfolgergruppe ihren Rückstand von 40 auf 20 Sekunden reduzieren konnte. Schließlich zog Alaphilippe 38 Kilometer vor dem Ziel voll durch. Narvaez und Steinhauser brauchten etwas, konnten die Lücke aber schließen.

Das Streckenprofil der 19. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Dahinter löste sich Plapp aus der Verfolgergruppe, schloss zu Hermans und Vendrame auf und kam kurz vor der Bergwertung wie seine beiden Begleiter im mittlerweile einsetzenden Regen an das Quartett heran. Steinhauser gewann den Bergpreis, die ersten Verfolger der Gruppe lagen hier 45 Sekunden zurück.

Vendrame setzte sich in der Abfahrt auf nasser Straße ab. Alaphilippe und Narvaez ließen Steinhauser, Sanchez, Hermans und Plapp hinter sich und machten sich auf die Verfolgung. Als der Spanier attackierte, war das zuviel für den Belgier. Da Plapp nicht half, musste Steinhauser die Lücke zu den drei vor ihm fahrenden Konkurrenten aus eigener Kraft schließen, was 24 Kilometer vor dem Ziel mit großer Mühe gelang. Plapp musste einige Meter Raum lassen, kam letztendlich aber auch heran.

Nachdem Steinhauser an ihr dran war, verlor die Gruppe an Schwung, so dass Vendrame die letzten 20 Kilometer mit 37 Sekunden Vorsprung in Angriff nehmen konnte. Wegen Uneinigkeit bei den Verfolgern stieg der Abstand sieben Kilometer später auf 1:20 Minuten an. Weitere zwei Kilometer später konterte Steinhauser einen Angriff von Alaphilippe. Der Sieger vom Passo Brocon setzte sich ab, wurde aber von Sanchez verfolgt. Am steilsten Stück des Anstieges kam der Movistar-Mann heran, doch Vendrame setzte sich immer weiter ab, obwohl hinter ihm voll gefahren wurde.

Kurz vor dem Ziel Schrecksekunde für Thomas

Mit noch sieben zu fahrenden Kilometern konnte Steinhauser seinem Begleiter nicht mehr folgen. Dessen Rückstand auf den Spitzenreiter war aber bereits viel zu groß, Vendrame fuhr ungefährdet zum Etappensieg. Dahinter wurde es zwischen seinen beiden Verfolgern nochmal eng, doch Sanchez konnte sich knapp vor dem Deutschen behaupten und Zweiter werden.

In der Favoritengruppe stürzte Thomas 6,1 Kilometer vor dem Ziel, als er sich umdrehte und dabei Tiberis Hinterrad touchierte. Der Ineos-Kapitän konnte gleich aufstehen, musste allerdings einige Sekunden auf ein neues Rad warten. Doch seine Konkurrenten wollten von Malheur des Walisers nicht profitieren und warteten, bis der Gesamtdritte 4,9 Kilometer vor dem Ziel wieder herankam. Anschließend beendete die Gruppe auf welligem Terrain das Rennen ohne weitere Zwischenfälle.

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