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02.07.2024 | (rsn) – Lange hatte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gewartet, ehe er seine von allen Seiten erwartete Attacke am Col du Galibier setzte. Erst 800 Meter vor der Passhöhe ging der Slowene aus dem Sattel. Doch die reichten, um eine Lücke zu allen seinen Verfolgern zu reißen, die er in der 20 Kilometer langen Abfahrt bis ins Ziel nach Valloire weiter vergrößerte. Der 25-Jährige gewann die im italienischen Pinerolo gestartete 140 Kilometer lange und grenzüberschreitende 4. Etappe der Tour de France letztlich als Solist.
35 Sekunden nach dem souveränen Sieger fuhr Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) als Zweiter über den Zielstrich. Dritter wurde Pogacars Helfer Juan Ayuso vor Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe). Zwei Sekunden dahinter überquerten Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) in dieser Reihenfolge den Zielstrich.
Vingegaard hatte Pogacar am Galibier am längsten folgen können. Mit acht Sekunden Rückstand war der Titelverteidiger in die Abfahrt gegangen. Mit weiteren zehn Sekunden folgte Evenepoel, Roglic hatte dort bereits eine halbe Minute Rückstand. Die Verfolger fanden bergab letztlich wieder zusammen. Dafür hatte in erster Linie Rodriguez als stärkster Abfahrer gesorgt.
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Mit seinem zwölften Etappensieg bei der Tour holte sich Pogacar auch das Gelbe Trikot zurück, das er für einen Tag an Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) hatte abgeben müssen. Der Ecuadorianer erreichte das Ziel mit mehr als fünf Minuten Rückstand.Dank der acht Bonussekunden am Galibier und derer zehn im Ziel hat der zweimalige Toursieger nun 45 Sekunden Vorsprung auf den neuen Gesamtzweiten Evenepoel. Vingegaard ist mit 50 Sekunden Rückstand Dritter, Roglic (+1:14) rückte auf den fünften Platz vor.
“Wir haben unseren Plan für heute sehr gut umgesetzt. Es war eine Traumetappe. Solo hier zu gewinnen, macht mich sehr glücklich“, sagte Pogacar im Siegerinterview. Dort erklärte er auch den Grund für seine relativ späte Attacke, trotz der guten Beine, die er gehabt habe. “Zu Beginn hatten wir viel Gegenwind im Anstieg zum Galibier. Am Hinterrad meiner Teamkollegen war es nicht so schwer. Ich wollte deswegen nicht zu früh attackieren und musste so den Unterschied in den letzten Metern machen.“
Pogacar sprach dabei von einem “Heimrennen“ aufgrund seiner guten Streckenkenntnis nach vielen Trainingskilometern in der Region. “Ich kenne die Abfahrt sehr gut, war aber kurz etwas erschrocken, da die Straße etwas nass war.“ Dafür hatte in den obersten Kehren die Schmelze der letzten verbliebenen Schneefelder gesorgt.
Hinter den ersten sechs und den beiden Nachzüglern Joao Almeida (UAE Team Emirates) und Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) klaffte eine riesige Lücke. Die Kapitäne Giulio Ciccone (Lidl -Trek), Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) und Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) kassierten jeweils mehr als zweieinhalb Minuten.
Während das Gelbe Trikot den Träger wechselte und auch die Gesamtwertung ziemlich durcheinandergewirbelt wurde, blieben die anderen Trikots auf den Schultern ihrer bisherigen Besitzer. Evenepoel bleibt der Mann in Weiß, Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) verteidigte die Führung in der Punktewertung wie auch in der Bergwertung. Getragen wird das Gepunktete Trikot weiterhin von Valentin Madouas (Groupama – FDJ), der in der Gruppe des Tages seinem Konto ein paar Zähler hinzufügen konnte.
Nach dem gemächlichen Beginn vom Vortag ging es auf der 4. Etappe von Kilometer 0 an sofort in die Vollen. Weil nicht nur die Bergfahrer, sondern auch die Sprinter von Beginn an attackierten, um den Zwischensprint nach 19 Kilometern zu erreichen, ging es in der Anfangsphase besonders wild zu. Es bildete sich eine Gruppe um Mads Pedersen (Lidl - Trek), die aber kurz vor dem Sprint wieder gestellt wurde. Dennoch hielt Lidl – Trek das Tempo hoch und Pedersen holte sich vor Vortagessieger Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und Bryan Coquard (Cofidis) die maximal möglichen 20 Punkte.
Danach begann das Rennen quasi von vorn. Während das Feld in mehrere Teile zerbrach, schließlich aber wieder zusammenfand und nur ein Gruppetto mit allen Sprintern hinterherrollte, setzten sich auf dem 39 Kilometer langen, aber nur mäßig steilen Anstieg nach Sestriére zur ersten Bergwertung des Tages (2. Kat.) gleich 18 Fahrer ab. Mit dabei waren zahlreiche prominente Namen, unter anderem Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der stellvertretende Träger des Bergtrikots, Valentin Madouas (Groupama – FDJ) sowie seine Teamkollegen Romain Gregoire und David Gaudu, der mit Klassement-Ambitionen in die Tour gestartet war.
Während Nils Politt (UAE Team Emirates) das Tempo im Hauptfeld diktierte und die Gruppe bei etwas mehr als zwei Minuten Abstand hielt, sammelte oben in Sestriére Stephen Williams (Israel – PremierTech) vor Madouas und Warren Barguil (dsm-firmenich – PostNL) fünf Punkte ein. Zuvor hatte Alexey Lutsenko (Astana Qazqastan) viel fürs Tempo getan, auch Oier Lazkano (Movistar) ging in die Offensive.
Das Streckenprofil der 4. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter
70 Kilometer vor dem Ziel überquerten die Fahrer die Grenze nach Frankreich, gut 1000 Meter später den Col de Montgènevre (2. Kategorie). Auch hier war Williams vorn. In der Abfahrt schrumpfte der Vorsprung, der zwischenzeitlich auch drei Minuten erreicht hatte, wieder auf unter zwei, bevor es von Briancon aus wieder bergauf ging. Dort hatte sich das Feld zwischenzeitlich gesplittet, alle Favoriten waren aber im vorderen Teil.
Über den Col du Lautaret ging es dann in Richtung Col du Galibier. Bergauf wuchs der Vorsprung der Ausreißer wieder auf drei Minuten an. 15 Kilometer vor dem Gipfel auf 2627 Metern erhöhte Lazkano das Tempo, nur Gaudu konnte folgen. Kurz darauf schlossen Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) und Christopher Juul-Jensen (Jayco – AlUla) noch auf. Im Feld verschärfte UAE nun massiv das Tempo. Als der Lautaret erreicht war, blieben den Ausreißern nur mehr 30 Sekunden an Vorsprung.
Siebeneinhalb Kilometer vor dem Ziel war Lazkano als Letzter gestellt. 1000 Meter später konnte im Feld auch Carapaz nicht mehr dem Tempodiktat von Joao Almeida und Adam Yates (beide UAE Team Emirates) folgen. Drei Kilometer vor dem Gipfel waren nur noch acht Mann an der Spitze: neben Pogacar, Vingegaard, Evenepoel und Roglic noch Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) sowie Pogacars weitere Teamkollegen Joao Almeida und Ayuso sowie Evenepoel-Edelhelfer Mikel Landa.
Erst 800 Meter vor der Passhöhe setzte Pogacar dann seinen machtvollen Angriff. Zunächst konnte Vingegaard als einziger folgen, bis oben verlor er aber acht Sekunden. Evenepoel kam ging mit 18 Sekunden in die Abfahrt, Roglic folgte 35 Sekunden dahinter.
Deutlicher wurden die Abstände dann auf der rund 20 Kilometer langen Abfahrt ins Ziel. Pogacar riskierte im zunächst steilen und kurvenreichen Teil viel, konnte die Lücke auf Vingegaard aber nur langsam vergrößern. Zeit verlor in erster Linie Evenepoel, der zunächst von Rodriguez, dann auch von Roglic ein- und überholt wurde. Als es flacher wurde, hatte Pogacar fünf Kilometer vor dem Ziel dann doch 30 Sekunden auf Vingegaard herausgefahren. Der Däne hingegen wurde von Rodriguez und Roglic gestellt und auch Evenepoel und Ayuso fanden zurück zu dieser Gruppe.
Währenddessen zog Pogacar weiter durch. Zum Jubel setzte er erst an, nachdem er die Ziellinie überquert hatte, um keine einzige Sekunde zu verschenken. Evenepoel betrieb im Sprint der Verfolger Schadensbegrenzung und wurde Zweiter, Ayuso klaute die letzten vier Bonussekunden. Roglic verpasste zwar Rang drei, riss aber noch eine Mini-Lücke zu Vingegaard und Rodriguez.
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