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12.07.2006 | Die Hackordnung im T-Mobile Team steht fest. Andreas Klöden ist neuer Kapitän, nachdem Jan Ullrich wegen seiner Verwicklung in den spanischen Doping-Skandal vom Team suspendiert wurde.
„Heute sind alle für Andy gefahren. Sogar das Gelbe Trikot“, analysierte Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer zutreffend die Lage beim großen deutschen Konkurrenten nach der Zielankunft in Pau. Souverän und leichtfüßig wie in seinen besten Tagen bewältigte der Tourzweite von 2004 die Generalprobe in den Pyrenäen. Rechtzeitig vor der Königsetappe von Tarbes aufs Pla de Beret hat er für klare Verhältnisse gesorgt.
„Für mich war das heutige Teilstück ideal, um mich weiter einzurollen. Meine Beine sind gut, ich habe eine starke Mannschaft an meiner Seite. Wir müssen jetzt schauen, wie die Top-Leute der anderen Teams wie Landis oder Menchov drauf sind. Ich rechne damit, dass es morgen zu den ersten richtigen Attacken kommt. Aber wir werden die passende Antwort geben!“ kündigt Klöden in seinem Tagebuch auf der Team-Homepage an.
Die richtige Antwort gab T-Mobile in den ersten großen Bergen dieser Tour nicht. Viel, fast zuviel, mussten Klödens Helfer ran. Viel, fast zuviel Zeit verloren sie auf den neuen Spitzenreiter Cyril Dessel (AG2R). „Gegen 15 Ausreißer ist es nicht leicht, den Schaden in Grenzen zu halten,. Die Gruppe war einfach zu groß", erklärte Olaf Ludwig, der Chef des T-Mobile-Teams. Über sieben Minuten Vorsprung mussten seine T-Mobilisten dem Franzosen überlassen. Zeit, die schwer zurückzuholen sein wird. Holczer: „Dressel ist stark gefahren. Er wird Gelb eine Weile behalten.“ „Die Situation ist nicht mehr so ideal für uns wie bisher, aber immer noch besser als für andere Teams, die nun etwas tun müssen“, glaubt Ludwig.
Mit dem bisherigen Spitzenreiter Sergej Gontschar als Drittem, dem sechstplatzierten Australier Michael Rogers sowie Patrik Sinkewitz und Andreas Klöden auf den Rängen acht und neun hat seine Truppe immer noch vier Fahrer unter den Top-10. „Der Verlust des Gelben Trikots ist kein Beinbruch, wir wollten es nicht um jeden Preis verteidigen.“
„Ich hätte mehr gepokert und länger gewartet, ob nicht eines der anderen Teams die Nachführarbeit übernimmt“, stellt Holczer der T-Mobile-Taktik kein gutes Zeugnis aus.
Auch seine Truppe glänzte noch nicht. Der Österreicher Georg Totschnig lieferte eine solide Arbeit ab. Aber Levi Leipheimer schwächelte den x-ten Tag in Folge. Am Col de Marie Blanque schwänzelte der Ami, der nach seinem Sieg bei der Dauphiné Libéré als Tourfavorit gehandelt worden war, saft- und kraftlos am Peleton-Ende herum. „Levi scheint auch in den Bergen nicht in bester Form zu sein“, sagte Holczer, der das Leipheimers Abschneiden im Zeitfahren „ein Desaster“ nennt.
Dafür bewältigte Markus Fothen die erste schwere Pyrenäen-Etappe seines Lebens wie ein alter Hase. Fothen: „Fabian Wegmann, der den zweiten heutigen Anstieg kannte, hatte mich gewarnt. Weil er am Ende sehr steil wird, sollte ich ruhig meinem Rhythmus hochfahren. Falls ich etwas abgehängt würde, könnte ich den Rückstand oben auf dem Plateau locker wieder aufholen.“ Ohne nervös geworden zu sein, schloss Fothen nach der Passhöhe schnell wieder ans Hauptfeld an.
Ob er zu den ganz Großen Anschluss halten kann, muss der Landwirtssohn auf der 11. Etappe zeigen, wenn nach Tourmalet und drei weiteren schweren Bergen das Gemetzel im Schlussanstieg aufs Pla de Beret beginnt.
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