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19.12.2006 | (Ra) - Sprechen die Akten in der "Operacion Puerto" eine eindeutige Sprache und entlarven sie die in Verdacht geratenen 58 Radprofis des Dopings? Oder lassen Ungereimtheiten und Widersprüche in den Dokumenten und den Interpretationen der Guardia Civil Zweifel an den Beschuldigungen wie im Fall Jörg Jaksche (siehe Radsport aktive) zu? Das englischsprachige Internetportal cyclingheroes.de hat aufgelistet, welche Passagen der „Fuentes-Listen“ Anlass zu Zweifel geben können. Radsport aktiv veröffentlicht eine Auswahl.
Dazu gehören Telefonate, die von der Guardia Civil als eindeutig ausgelegt wurden. So sollen etwa der Hauptverdächtige Dr. Eufemiano Fuentes und der Sportliche Leiter von Comunidad Valenciana, José Ignacio Labarta, am 13. Mai in einem Telefonat über die Resultate der am selben Tag stattgefundenen siebten Etappe des Giro d`Italia gesprochen haben. Labarta hat demnach Fuentes in diesem Gespräch mitgeteilt, dass ein Fahrer mit Codenamen „Birillo“- laut Guardia Civiel der spätere Gesamtsieger Ivan Basso, gemeinsam mit Gilberto Simoni ins Ziel gekommen sei. Jedoch fuhr Simoni im Finale nicht nur mit Basso, sondern auch mit Davide Rebellin und Sergej Gontschar zusammen. In ihrem Bericht schreibt die Guardia Civil, dass sowohl Rebellin als auch Gontschar keine Kontakte zu Fuentes hatten. Da der Kontakt zwischen Basso und Fuentes jedoch als sicher angenommen wird, wurde der Codename „Birillo“ und die Nummer 2 dem damaligen CSC-Kapitän zugeordnet. Allerdings findet man in den Dossiers angeblich keine Stelle, in der die Verbindung zwischen Basso und Fuentes explizit dokumentiert wird.
Einen Tag später, am 14. Mai, haben Labarta und Fuentes wieder miteinander telefoniert und über die Ergebnisse der 8. Giro-Etappe gesprochen. So sagt Fuentes: ,,Die Etappe wurde gewonnen …von einem Unbekannten, von diesem, diesem Basso, Ivan Basso.“ Labarta antwortet darauf. ,,Ein bestimmter Ivan Basso“. Dies könnte andeuten, dass Fuentes und Basso sich näher kennen, allerdings könnte man daraus auch das genaue Gegenteil schließen.
Am 19. Mai hat Dr. Fuentes auch einen Anruf seiner Schwester erhalten. Die Ermittler haben den exakten Wortlaut des Gesprächs veröffentlicht. So hat Fuentes seine Schwester darauf hingewiesen, dass das Gespräch abgehört werden könnte und sie darauf achten solle, was sie sage. Aber genau diese Stelle ist der einzige Part der Konversation, der nicht im genauen Wortlaut erschienen ist. Niemand weiß, warum. Im weiteren Bericht gibt es keine Hinweise, dass Fuentes auch Labarta, Saiz oder die Person, die hinter dem Codenamen Rudicio steckt, gewarnt hat. Warum sollte er ausgerechnet nur seine Schwester darauf hinweisen? Haben die anderen Personen, die regelmäßig mit Fuentes in Kontakt standen, bereits gewusst, dass seine Telefone abgehört werden könnten? Dies würde erklären, warum Labarta nie über seine eigenen Schützlinge von Comunidad Valenciana gesprochen hat. Allerdings soll Rudy Pevenage (Rudicio) über eine seiner bekannten Nummern Fuentes angerufen haben. Wurde er nicht gewarnt? Und wenn, warum nicht?
Weitere Ungereimtheiten gibt es bei den Zuordnungen bestimmter Nummern. Eigentlich wurde Ivan Basso von der Guardia Civil die Nummer 2 im System von Fuentes zugeordnet. In einem Fax von Fuentes hat Basso jedoch eine andere Nummer. Auch Jan Ullrich, dem die Nummer 1 entsprochen haben soll, hat in diesem Fax eine andere Nummer, nämlich die 7. Außerdem scheint Fuentes Probleme mit der Schreibweise von Ullrich zu haben - er schreibt ihn Ulrich. Die Guardia Civil hat übrigens die falsche Schreibweise übernommen.
Ullrich selbst wird zum ersten Mal auf Seite 15 erwähnt. ,,Jan Ulrich scheint der Fahrer zu sein, dem die Blutproben mit der Nummer 1 und der Aufschrift ,,Jan“ gehören“, heißt es in dem Bericht. Im weiteren Verlauf wird der Name ,,Jan“ mehrmals benutzt. Jedoch wurde Ullrich nicht nur der Codename Jan, sondern gleich vier weitere ,,Spitznamen“ zugeordnet: No 1, YO, Hijo de Rudicio und ,,eine dritte Person“.
In einem Interview mit der niederländischen Zeitung ,,De Telegraaf” vom 16. September wies UCI-Präsident Pat McQuaid darauf hin, dass Jan Ullrich sich zwischen dem Giro und der Tour 2006 wöchentlich Dopingkontrollen unterziehen musste und alle Ergebnisse negativ gewesen seien. ,,Wenn wir den Unterlagen von Fuentes jedoch glauben dürfen, nahm er die verbotenen Substanzen auch in diesem Zeitraum“, so McQuaid. Die Frage ist jedoch, wie die Unterlagen von Fuentes etwas über Ullrichs angebliche oder tatsächliche Dopingpraktiken zwischen dem Giro und der Tour aussagen können, wenn die Fuentes-Listen bereits am 23. Mai, also noch während der Italien Rundfahrt, konfisziert worden waren.
Nach einer Meldung der ARD soll das Fuentes-Dopingnetzwerk auch nach der Festnahme des Hauptverdächtigen noch funktioniert haben. So sollen spanische Ermittler gegenüber der ARD bestätigt haben, dass die Nummer 1, hinter der sich angeblich Jan Ullrich verbirgt, am 20. Juni in einem Hamburger Hotel eine Bluttransfusion erhalten hat. Beteiligt gewesen sein sollen der deutsche Arzt Markus C. aus Bad Sachsa und dessen Frau. Ullrichs Manager Wolfgang Strohband bestritt jedoch, dass Ullrich am 20. Juni in Hamburg war. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt teilte Strohband mit, dass sein Schützling sofort nach Beendigung der Tour de Suisse (18. Juni) in seine Schweizer Heimat Scherzingen gereist sei. Auch Eintragungen im Ullrichs Online-Tagebuch vom 19. und 21. Juni erwecken den Eindruck, dass er sich am 20. Juni in der Schweiz aufgehalten hat.
Häufiger genannt wird auch Jan Hruska (3 Molinos). Neben seinem Namen findet man mehrere Termine und Symbole für EPO und andere Mittel. Die Ermittler bringen Hruska nicht mit einem bestimmten Codenamen in Verbindung. Das könnte bedeuten, dass Hruska im System von Fuentes überhaupt keinen Codenamen besaß. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass er einen Codenamen hatte, den die Ermittler nicht mit dem Tschechen in Verbindung brachten. Könnte sich Hruska hinter dem Namen JAN verbergen? Der Tscheche fuhr immerhin von 2001 bis 2005 für Mannschaften von Manolo Saiz. Am 7. Mai konnte Hruska das Einzelzeitfahren bei der Classica Alcobendas gewinnen, acht Tage später wurde er bei der Katalonien-Rundfahrt wegen eines zu hohen Hämatokritwertes aus dem Rennen genommen. Es gibt jedoch auch keine klaren Indizien, die Hruska mit einem der Codenamen in Verbindung bringen könnten.
Auch Santiago Botero geriet ins Visier der Ermittler. Der Kolumbianer wurde sogar gefilmt, wie er das Labor von Fuentes betrat. Die Ermittler gehen davon aus, dass Botero gleich zwei Codenamen besaß, zum einen Sansone (Nr.3) und zum anderen Nicolas (Nr.4). Aber in zumindest einem Dokument, wo es um die Inhalte der Kühlschränke von Fuentes geht, erscheinen beide Namen gleichzeitig. Wieso sollte ein und derselbe Fahrer auf einer Liste gleich mit zwei verschiedenen Namen auftauchen? Das würde bedeuten, dass sein Blut unter zwei verschiedenen Codenamen gelagert wurde.
Nicht in die Affäre verwickelt sein soll Alejandro Valverde. So zitierte die spanische Tageszeitung El Pais einen der Ermittler der Guardia Civil mit den Worten ,,Fast jeder spanische Spitzenfahrer ist in die Angelegenheit verwickelt, außer Valverde.“ In einem Dokument vom 4. Mai 2004 erscheint jedoch der Codename VALV (Piti). Die spanische Zeitung AS berichtete am 23. Juni 2006, dass der Hund von Valverde den Namen Piti besitzen würde. Es gibt aber keine weiteren Beweise, dass Valverde in Kontakt mit Fuentes stand.
Anmerkung: Wir haben den Artikel von cyclingheroes.de nicht im Einzelnen auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft, genauso wenig wie wir das bei den Berichten zu den Ermittlungsergebnissen der Guardia Civil tun konnten. Wir sehen diese Zeilen als Fragezeichen und Diskussions-Beitrag zu den Vorfällen vor dem Tourstart 2006.(rsn) - Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA wird laut einer Meldung von sporza.be die Akte der Operacion Puerto schließen. Grund dafür sei die abgelaufene Verjährungsfrist von zehn Jahren. Der Doping
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