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03.08.2007 | (Ra) - Jens Voigt (CSC) hat seine zehnte Tour de France bestritten und tritt bei der Deutschland Tour im August als Titelverteidiger an. Mit Radsport aktiv sprach der 35-jährige Mecklenburger über seine Tour-Bilanz, über die jüngsten Dopingskandale und über seine Pläne für den Rest der Saison.
Wie fällt ihr Tour-Fazit aus?
Voigt: Für das Team ging die Tour großartig los. Wir hatten einen tollen Etappensieg in London durch Fabian Cancellara, dann hat er auch noch in Compiegne gewonnen und wir hatten ungefähr eine Woche lang das Gelbe Trikot in unseren Reihen. Carlos Sastre hat einen großartigen Kampf im Gesamtklassement geliefert und wurde Vierter. Für das Team lief es richtig gut. Ich selbst hatte zwei Mal die Chance, eine Etappe zu gewinnen. Das hat nicht funktioniert, aber so ist das Leben. Es geht nicht alles so, wie man es möchte. Am Ende hat dann einfach die Frische und ein wenig das Stehvermögen gefehlt, um noch mal attackieren zu können. Alles im allem kann ich aber schon zufrieden sein. Es war nichts überragendes, aber eine gute und solide Leistung.
Hatten Sie das Gefühl, dass in den Ausreißergruppen immer besonders auf sie geachtet wurde?
Voigt: Das war ganz sicher so. Ich habe zehn Jahre daran gearbeitet, mir den Ruf als Ausreißer zu verdienen. Das macht das Leben für mich jetzt sicher nicht einfacher. Bei diesen typischen Ausreißeretappen, da wollen vielleicht 50 Mann an meinem Hinterrad sitzen. Und deren Sportliche Leiter sagt: Heute müsst ihr bei Voigt dabei sein. Es ist aber auch eine Auszeichnung, dass man ernstgenommen wird.
Wie geht die Saison für sie weiter? Wie sieht es mit der Titelverteidigung bei der Deutschland Tour aus?
Voigt: Die Titelverteidigung wird sehr schwer. Es wurde ja wieder dieser Riesenberg, der Rettenbachferner, eingebaut. Es hängt von den Umständen ab, wie sich das Rennen entwickelt. Wenn wir das Mannschaftszeitfahren mit einer Minute Vorsprung gewinnen, habe ich auf die Bergfahrer schon etwas Zeit, mit der ich spielen kann. So kann ich dann mein Tempo am Berg fahren und verliere vielleicht nur ein oder zwei Minuten. Dann gibt es ja noch ein langes Zeitfahren, wo ich wieder Zeit aufholen kann. Es ist also nicht unmöglich, aber deutlich schwerer als letztes Jahr. Ich bin nun mal kein Bergfahrer. Einen Vier-Kilometer-Berg kann ich mit viel Kampfgeist noch bewältigen, aber bei 15 Kilometern ist das anders. Wenn ich da oben 10 Minuten verliere und total explodiere, dann ist die Titelverteidigung natürlich abgeschrieben.
Ist die WM auch noch ein Thema für Sie?
Voigt: Ich weiß es noch nicht. Es bleibt abzuwarten, ob ich meine Form halten kann. Ich bin früh in die Saison eingestiegen, die Tour de France schlaucht natürlich auch, dann noch Deutschland Tour. Da muss man schauen, wie man am Ende da durchkommt. Mit der WM im eigenen Land kommt natürlich eine große Herausforderung auf einen zu. Da braucht man nicht am Start stehen, wenn man schlechte Form hat.
Sie haben ihren Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert. Was haben Sie sich für diese Zeit noch für Ziele gesteckt?
Voigt: Träume hat man viele, erfüllbare Träum gibt es vielleicht nicht mehr ganz so viele. Ich würde noch einmal gerne die Vuelta fahren. Einfach um zu sagen, ich bin Giro, Tour und Vuelta gefahren. Die fehlt mir noch in meiner Sammlung. Das wäre eine Sache, die mich noch mal interessieren würde.
Bereuen Sie es nach den neuerlichen Dopingskandalen, dass Sie ihren Vertrag verlängert haben?
Voigt: Wenn ich jetzt aufgehört hätte, würde es ja bedeuten, dass die gewonnen haben, die unseren Sport in Misskredit gebracht haben. Und das möchte ich nicht. Ich bin ein Optimist und sage mir: Es wird besser. Daran möchte ich weiter mitarbeiten. Dazu habe ich eine großartige Mannschaft, in der ich mich sehr wohl fühle. Unsere Mannschaft ist das Real Madrid des Radsports. Wenn die mich noch zwei Jahre behalten wollen, dann ist das eine Ehre für mich. Und nach wie vor macht es mir noch großen Spaß. Nach den zwei Jahren ist dann aber auch Schluss. Dann werde ich keinen neuen Vertrag mehr unterschreiben.
Es gibt weiterhin zahlreiche Dopingfälle. Sind die Kontrollen schärfer geworden oder wird nach wie vor hemmungslos gedopt?
Voigt: Die Kontrollen sind vor allem engmaschiger geworden. Man wird jetzt jeden erwischen. Das ist doch ein gutes Zeichen. Ich werde auch nicht müde zu betonen, dass die Medien doch mal das Pferd anders herum aufzäumen möchten. Sie sollen nicht sagen: Oh, Radsport, schon wieder Doping, sondern: Aha, die haben schon wieder ein schwarzes Schaaf aussortiert. Die arbeiten daran. So wird ein Schuh draus. Man sollte dem Radsport auch ein wenig Kredit geben. Wir wissen selbst, dass die ganze Sache nicht gut für unser Image ist und dass wir momentan zerrissen werden. Aber wir ziehen diesen Prozess jetzt wirklich durch und werden dem Problem bis auf den Grund gehen. Durch die Kontrollen werden wir unseren Sport besser machen, da glaube ich ganz fest daran. Dass wir so kämpfen, könnte auch mal honoriert werden.
Wieso wird trotz der engmaschigen Kontrollen noch immer gedopt? Ist das reine Dummheit?
Voigt: Das kann sich mir auch nicht wirklich erschließen. Mir ist das komplett unverständlich. Der Radsport steckt in einer Krise, da brauchen wir auf gar keinen Fall weitere solche Fälle. Ich verstehe es auch nicht, warum es teilweise immer noch weitergeht.
Bei positivem Dopingtest müssen die Fahrer nun ein Jahresgehalt zahlen. Ist es der richtige Weg, den Fahrern an den Geldbeutel zu gehen?
Voigt: Die Fahrer, die bei der Tour erwischt wurden, die haben diess Bestimmung ja auch unterschrieben. Da scheint das erstmal auch nicht so viel geholfen zu haben. Das war jetzt vielleicht eine Medienaktion der UCI, um zu zeigen, was sie da tolles gemacht haben. Wir bei CSC haben da mit unserem Anti-Doping Programm einen eigenen Weg eingeschlagen. Wir haben kurz vor der Tour all unsere Werte veröffentlicht, die waren jedem zugänglich. Damit schaffen wir in meinen Augen eine 100prozentige Transparenz. Die Testergebnisse gehen als erstes an die WADA, dann an die UCI und als drittes erst zu uns. Da ist nichts mit mauscheln. Der Leiter dieses Programms ist einer von Bjarne Riis schärfsten Kritikern. Den hat Bjarne beauftragt. Mittlerweile gibt es schon zehn Mannschaften, die ernsthaftes Interesse an unserem System angemeldet haben.
Mit Jens Voigt sprach Christoph Adamietz
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