Interview mit David Kopp

"Rund um Köln will ich unbedingt gewinnen"

18.03.2008  |  (rsn) - Mit "Rund um Köln" steht am Ostermontag David Kopps Lieblingsrennen vor der Tür. Im Interview mit Radsport news sprach der 29-jährige Kölner über seine Ambitionen beim Heimrennen und kündigte an: "Ich werde auf Sieg fahren." Zudem sprach der Cycle-Collstrop-Neuzugang über seinen turbulenten Winter, die schier endlose Teamsuche und über ein mögliches Karriereende.

Nicht einmal mehr eine Woche bis zu "Rund um Köln". Wie steht es um deine Form?

Kopp: Bei den 3 Tagen von Westflandern, die ich zuletzt bestritten hatte, ging es eigentlich von Tag zu Tag besser. Um den Sieg konnte ich dort noch nicht mitfahren, aber immerhin konnte ich gute Arbeit für die Mannschaft leisten. Für mich war es wichtig zu sehen, dass es mit der Form bergauf geht. Im Training bin ich in den letzten Tagen dann noch drei gute Blöcke gefahren. Die Form wird immer besser, das stimmt mich optimistisch.

Was hast du dir für dein Heimspiel vorgenommen?

Kopp:Ich habe "Rund um Köln" einmal gewonnen und 2006, als ich Zweiter wurde, hat auch nicht viel gefehlt. Deshalb kann für mich in diesem Jahr nur die Devise lauten: Auf Sieg fahren. Ich muss jedoch abwarten, wie die Konkurrenz aus Paris-Nizza oder Tirreno-Adriatico kommt, da ich selbst nur relativ wenige Renntage in den Beinen habe. Deshalb ist für mich das Rennen Nokere-Koerse am Mittwoch noch einmal sehr wichtig. Dort will ich beweisen, dass man mich für Rund um Köln ernst nehmen muss. Es ist mein Heimrennen, mein absolutes Lieblingsrennen. Da möchte ich unbedingt noch mal gewinnen. Seit drei Monaten bin ich auf diesen Tag fokussiert. Die Konkurrenz hat mich scheinbar nicht so sehr auf der Rechnung. Aber das kommt mir sicherlich entgegen, wenn nicht das halbe Feld an meinem Hinterrad hängt.

Wird dir die veränderte Streckenführung mit einer verkürzten Flachpassage im Finale entgegenkommen?

Kopp:Ich denke schon, dass mir die neue Strecke liegen wird. Ein Berg ist zwar gestrichen, dafür sind aber auch zwei neue Anstiege dabei. Zudem ist ein neuer, welliger und windanfälliger Streckenabschnitt im Programm. Da das Flachstück am Ende wegfällt, wird das Rennen für Ausreißer umso attraktiver. Ein geschlossenes Feld wie im Vorjahr wird da definitiv nicht ankommen. Höchstens eine Gruppe von 20 oder 30 Fahrern. Ich selbst werde mir in den nächsten Tagen die neuen Streckenabschnitte noch einmal anschauen. Die eigentliche Strecke kenne ich aber fast auswendig.

2005 hast du "Rund um Köln" gewonnen. Dieser Sieg öffnete dir damals die Tür zu einer ProTour-Mannschaft, nämlich Gerolsteiner. Könnte ein ähnlicher Erfolg mit deinem zweitklassigen Cycle Collstrop Team in diesem Jahr wieder der Türöffner sein?

Kopp:Natürlich möchte ich wieder in einem höherklassigen Team fahren. Über die möglichen Folgen im Falle eines Sieges mache ich mir aber noch keine Gedanken. Jetzt ist es zunächst einmal wichtig, bei "Rund um Köln" eine gute Leistung zu bringen und meinen Fans ein gutes Rennen zu liefern.

In deiner Zeit beim Team Gerolsteiner hast du zu den Leistungsträgern gezählt. Warum hast du das Team im Winter verlassen?

Kopp:Es hat einfach nicht mehr zusammengepasst. Bei Gerolsteiner wollte man weg von den flämischen Rennen und sich vornehmlich auf die Tour und die Ardennen-Klassiker konzentrieren. Diese Wettbewerbe über Kopfsteinpflaster sind jedoch die Rennen, bei denen ich glänzen möchte. Und dies geht nur mit einer guten Mannschaft. Auf lange Sicht gesehen hätte das keinen Sinn mehr gemacht. Schließlich möchte ich bei den flämischen Klassikern vorne mitfahren, und wie gesagt: Das geht nur mit einer guten Mannschaftsunterstützung.

Jetzt fährst du für den Zweitdivisionär Cycle Collstrop. Hast du dich im Winter verzockt oder warum kamst du bei keinem ProTour Team unter?

Kopp:Ich habe Verhandlungen mit ProTour-Teams geführt. Allerdings gab es bei diesen Teams auch ein paar interne Probleme, und schließlich hat es dann nicht gepasst. Ich habe zu lange gehofft, dass es doch noch gut geht, aber da habe ich mich getäuscht. Da war der Zug bei anderen Mannschaften natürlich auch abgefahren. Das war eine sehr negative Zeit für mich, aber auch für viele andere Fahrer. Diesen Fehler mache ich auf jeden Fall nicht noch mal. Für die kommende Saison werde ich gemeinsam mit meinem Manager Markus Zberg früher die Verhandlungen führen.

Im Anschluss an die gescheiterten Verhandlungen mit ProTour-Teams gab es auch Gespräche mit Pedaltech-Cyclingnews….

Kopp:Genau. Ich hatte mich dann darauf konzentriert, gemeinsam mit Steffen Wesemann in einem Team zu fahren. Ich wäre auch wegen Wese dorthin gewechselt, da ich von ihm noch sehr viel lernen kann. Wese hatte, glaube ich, schon unterschrieben und ich hatte eine mündliche Zusage. Allerdings bekam das Team dann leider keine ProConti-Lizenz.

Wie kam es dann zur Einigung mit Cycle Collstrop?

Kopp:Mit Jacques Hanegraaf, dem Teamchef bei Cycle Collstrop, hatte ich schon im November Kontakt. Da hat es allerdings nicht gepasst. Im Januar hat er mich noch einmal kontaktiert und da sind wir uns dann einig geworden. Jetzt freue ich mich auf diese Aufgabe und vor allem darüber, dass ich mit Wese in einem Team fahren kann. Bei ihm möchte ich, auch wenn ich schon 29 bin, noch mal in die Lehre gehen, um mich bei den flämischen Rennen weiter verbessern zu können.

Hattest du zwischenzeitlich schon an Dein Karriereende gedacht?

Kopp:Das war auf jeden Fall ein Thema. Der Radsport macht mir sehr viel Spaß, aber Angebote von Teams, bei denen ich noch Geld hätte mitbringen müssen, wollte ich nicht annehmen. Ich wohne schließlich schon seit längerer Zeit mit meiner Freundin zusammen und bei uns läuft die Familienplanung. Da muss man schon schauen, wo man sein Geld herbekommt. Deswegen habe ich mich auch nach Alternativen erkundigt. Das war eine harte Zeit, vor allem im November und Dezember habe ich auch kaum trainiert. Seit ich Anfang Januar die Zusage bei Cycle Collstrop hatte, habe ich aber wieder regelmäßig trainiert. Jetzt muss ich schauen, wie ich diesen vierwöchigen Trainingsrückstand nach und nach wettmache.

Dein Wechsel war sehr kurzfristig. Hattest du für die ersten Rennen schon das richtige Material und passende Ausstattung?

Kopp:Das lief natürlich alles zeitlich sehr knapp ab. Da ist es klar, dass wir noch mit der Ausrüstung und dem Material hinterhinken. Immerhin hatte ich mit meinem Sponsor Carbonsports schon klasse Laufräder zur Verfügung und auch die Räder von Canyon sind top. Das restliche Material wird dann in den nächsten Wochen auch passen.

Wie groß war die Umstellung vom bestens durchorganisierten Gerolsteiner-Team zu einem zweitklassigen Team?

Kopp:Das ist schwer zu sagen. Ich bin im letzten Jahr Rad gefahren und fahre jetzt auch noch Rad. Treten muss ich immer noch selbst. Das Team ist kleiner, da ist alles familiärer. Dies soll aber nicht bedeuten, dass bei Cycle Collstrop nicht professionell gearbeitet wird. Das ist immer noch das Umfeld wie bei Unibet, und diese Mannschaft fuhr im letzten Jahr noch ProTour. Ich fühle mich in diesem Team auf jeden Fall sehr wohl. Das einzige was jetzt noch fehlt, ist ein sportliches Erfolgserlebnis.

Ihr habt jetzt von der UCI den Wildcard-Status bekommt und werdet auch bei einigen großen Rennen teilnehmen können. Wie wichtig ist das für dich?

Kopp:Das ist natürlich sehr wichtig und gibt zusätzliche Motivation. Das hilft uns sicherlich auch bei der weiteren Sponsorensuche. Bei kleinen Rennen kann man die Geldgeber nicht auf sich aufmerksam machen. Dies ist erst durch den Wildcard-Status und den hoffentlich damit verbundenen großen Rennen möglich. Ich hoffe, dass die Zusagen in ein oder zwei Wochen fix sind. Ich bin mir sicher, dass wir mit Wese an der Spitze bei Rennen wie der Flandern-Rundfahrt aber auch Paris-Roubaix eine wichtige Rolle spielen könnten.

Bei welchen Rennen hoffst du auf Wildcards? Wo werden - neben "Rund um Köln" - die Saisonhöhepunkte liegen?

Kopp:Wenn es läuft, wie ich es mir vorstelle, dann sind das Wildcards für Flandern und Roubaix. Es wäre ein Traum, Wese zum Abschluss seiner Karriere noch einmal bei einem großen Sieg bei diesen Klassikern begleiten zu können. Er hat es immer noch drauf. Danach sind noch der Henninger Turm und die DM in Bochum rot in meinem Rennkalender notiert. Bei diesen Rennen möchte ich gute Ergebnisse herausfahren.

Wie beurteilst Du das Zerwürfnis zwischen der UCI und der ASO?

Kopp:Ich habe darauf mit Entsetzen reagiert. Allerdings kann ich dieses Problem auch nicht lösen. Für mich als ProConti-Fahrer hat es zumindest den Vorteil, dass ich von der Problematik nicht direkt betroffen bin, da wir nicht bei Paris-Nizza am Start standen und wohl auch nicht zur Tour eingeladen werden. Dennoch hoffe ich natürlich auf eine Einigung, vor allem im Sinne der Fahrer – denn auf ihren Rücken wird die ganze Geschichte ausgetragen.

Welche Schlagzeile möchtest du im Jahr 2008 über dich und den Radsport lesen?

Kopp:Für mich persönlich: „David Kopp, Sieger der Jubiläumsauflage von Rund um Köln, wird Deutscher Meister.“ Für den Radsport kann ich es nicht auf eine Zeile bringen, aber ich wünsche mir auf jeden Fall, dass endlich wieder über die schönen Siege berichtet wird. Es ist wichtig, von den ganzen Negativ-Schlagzeilen wegzukommen.

Mit David Kopp sprach Christoph Adamietz

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