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18.09.2008 |
(rsn) - Steffen Wesemann sagt Goodbye. Am 4. Oktober steigt in seiner Heimat Wolmirstedt sein Abschiedsrennen. Im Gespräch mit Radsport News blickt der 37 Jahre alte Klassikerspezialist auf seine lange und erfolgreiche Karriere zurück. Im zweiten Teil des Interviews spricht Wesemann über alte Zeiten und neue Zeiten, über die Lage des deutschen Radsports und über seinen potenziellen Nachfolger als Flandern-Sieger.
Kannst du dich noch an dein erstes Profirennen und deinen ersten Profi-Sieg erinnern?
Wesemann: Mein erstes Rennen war die Sizilien-Rundfahrt 1993 und meinen ersten Profi-Sieg habe ich im gleichen Jahr bei der Katalanischen Woche geholt. Damals habe ich im Sprint gegen Jean Paul van Poppel, der im nächsten Jahr als Sportlicher Leiter bei Cervelo arbeiten wird, gewonnen.
Wie siehst du deine Karriere im Rückblick?
Wesemann: Ich für mich bin absolut zufrieden. Andere sagen hingegen, ich hätte mehr aus mir herausholen können. Zu Beginn meiner Karriere habe ich wohl wirklich nicht intensiv genug trainiert. Das hat sich geändert, nachdem ich meine Frau kennen gelernt und mit Thomas Schediwie einen guten Trainer gefunden hatte. Rückblickend würde ich aber alles wieder so machen. Ich hatte aber sicherlich auch Glück, dass ich mit Walter Godefroot einen Teamchef bei Telekom hatte, der immer zu mir gehalten hat. Mit meinem Sieg bei Flandern habe ich das Vertrauen, denke ich, auch zurückgezahlt.
Welcher war dein schönster, welcher dein schlimmster Tag als Profi?
Wesemann: Der schönste Tag war ganz klar der Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. Mein schlimmster Tag? Ich denke, das war der Tod von Fabio Casartelli – auch wenn ich bei diesem Rennen nicht dabei war (Casartelli starb bei der Tour de France 1995 an den Folgen eines Sturzes, d. Red.). Casartelli war mein Jahrgang, wir kannten uns von vielen Rennen.
Du hast neben Flandern auch mehrmals die Friedensfahrt und zahlreiche andere Rennen gewonnen. Gibt es ein Rennen, das du noch gerne in deiner Palmares gehabt hättest?
Wesemann: Paris-Roubaix hätte ich schon gerne gewonnen. Ich war mehrmals nahe dran, aber es sollte nicht sein. Auch beim Henninger Turm hätte ich gerne mal ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Allerdings wurde ich da mannschaftsintern immer ein wenig ausgebremst, da die Taktik auf andere Fahrer ausgerichtet war.
Du hast 2004 als letzter Deutscher die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Gibt es einen Deutschen, dem du zutraust, dieses Rennen zu gewinnen?
Wesemann: Ganz klar Marcus Burghardt. Er hat mit Schediwie einen sehr guten Trainer. Er kennt das Terrain, kann die Rennen gut lesen und weiß, auf welche Kontrahenten er sich jeweils zu konzentrieren hat. Außerdem hat er den richtigen Instinkt, trifft oft die richtigen Entscheidungen. Mit seinem Sieg bei Gent-Wevelgem 2007 hat er bereits gezeigt, dass er große Rennen gewinnen kann.
Siehst du neben Marcus Burghardt noch andere deutsche Talente, die im Klassikerbereich in Zukunft vorne mitfahren können?
Wesemann: Ich traue Robert Wagner von Skil-Shimano im Klassikerbereich noch eine gute Entwicklung zu. Wo die hingeht, das muss man abwarten. David Kopp kommt auf diesem Terrain auch gut zurecht. Er ist jetzt im besten Rennfahreralter. Man muss allerdings abwarten, wo es ihn im Jahr 2009 hinverschlägt.
Du bist seit drei Jahren Schweizer. Zu wie viel Prozent fühlst du dich als Schweizer, zu wie viel Prozent noch als Deutscher?
Wesemann: In Prozent kann man das schwer ausdrücken. Ich fühle mich auf jeden Fall in der Schweiz sehr, sehr wohl. Es war die richtige Entscheidung, die Schweizer Staatsbürgerschaft anzunehmen. In den Ergebnislisten schaue ich natürlich schon noch nach den deutschen Fahrern. Wenn aber im Fußball die Schweiz gegen Deutschland spielt, dann drücke ich der Schweiz die Daumen. Zu den Deutschen halte ich in einem Turnier erst, wenn die Schweiz ausgeschieden ist.
Vor allem in Deutschland entfernen sich nach den zahlreichen Dopingskandalen immer mehr Sponsoren vom Radsport. So werden Traditionsrennen nicht mehr ausgetragen, Teams dicht gemacht. Wie ernst ist die Lage des (deutschen) Radsports?
Wesemann: Die Lage ist natürlich sehr ernst. Dadurch, dass so viele Rennen und Teams wegfallen, nimmt man sich die Grundlage. In diesem Jahr hatte ich das Gefühl, dass bei der ARD/ZDF während der Tour weniger das Thema Doping dominierte, als die Bemühungen, die Zukunft des Teams Gerolsteiner zu sichern. Leider hat man das zu spät erkannt. Ein deutsches Team, das ist einfach zu wenig. Vom Radsport hängen viele Arbeitsplätze ab, nicht nur in der Radsportszene selbst, sondern auch im Medienbereich. Aber man muss auch ganz klar sagen: Im Radsport gibt es zu viele dumme Rennfahrer. Auch deshalb sind die Verträge mittlerweile doppelt so dick wie zu meinem Karrierenfang. Es gibt zahlreiche Klauseln zum Thema Doping. Das finde ich genau so sinnvoll wie die verstärkte Anzahl von Kontrollen. Da sind wir absolute Vorreiter, von denen sich andere Sportarten wirklich etwas abschauen könnten. Ist das Kontrollnetz engmaschig, bleiben viele drin hängen. Wenn nicht, dann kommen auch entsprechend viele durch.
Wie hat sich der Radsport den gewandelt, wenn du ihn mit deinen Profi-Anfängen und dem Jahr 2008 vergleichst?
Wesemann: Die Leistungsdichte ist extrem groß geworden. Früher konnte man sich bei den Rennen in Form bringen. Heute braucht man für die ersten Rennen schon 8000 bis 10000 Kilometern in den Beinen, um einigermaßen mitrollen zu können. Gerade im Sprintbereich ist das auffällig. Früher gab es die Züge von Cipollini oder auch bei Telekom für Zabel. Die sind mehrere Kilometer von vorne gefahren und am Schluss musste der Sprinter nur noch vorbeifahren. Heute gibt es das in einer solchen Form nicht mehr. Vielleicht noch über zwei, drei Kilometer, aber nicht über 10-15 Kilometer, wie das früher war. Ein weiterer Unterschied ist für mich, dass die jungen Fahrer heute keine zwei, drei Jahre Zeit bekommen, sich im Profi-Zirkus einzuleben. Die müssen gleich Ergebnisse hereinfahren um nicht nach zwei Jahren wieder auf der Straße zu stehen. Es gibt einfach zu viele Fahrer und gleichzeitig zu wenig freie Plätze in den Teams. Eine letzte Veränderung, die mir aufgefallen ist, ist das Verhalten vieler junger Fahrer. Die werden im U23-Bereich schon zu Champions gemacht und haben dann, wenn sie zu den Profis kommen, überhaupt keinen Respekt mehr. Das war früher anders. Da gab es aber auch noch echte Typen im Feld, die die jungen Fahrer gemaßregelt haben. Heute sucht man diese Typen vergebens.
Mit Steffen Wesemann sprach Christoph Adamietz
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