Interview

Robert Förster: "In Milram steckt viel Gerolsteiner"

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Robert Förster

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24.11.2008  |  (rsn) – Nach sechs Jahren bei Gerolsteiner wird Robert Förster in der kommenden Saison für Team Milram fahren, den einzigen deutschen ProTour-Rennstall. Im Interview mit Radsport News spricht der Sprinter über seine schwierige letzte Saison, über sein neues Team und über mangelnde Koordination bei den Dopingkontrollen.

Sie fahren nächstes Jahr in einem neuen Team. Ändern sich dadurch auch Ihre Ziele für 2009?

Förster: Nein. Ich will meinen Job wieder so gut wie möglich machen und so viele Rennen wie möglich gewinnen. Das ist also im Großen und Ganzen so wie bei Gerolsteiner. Mein Rennkalender steht noch nicht, es ist also offen, ob ich dir Tour fahre oder Giro und Vuelta. Aber das kann im Team derzeit noch keiner sagen, außer vielleicht Linus Gerdemann. Ich will erst mal ein gutes Frühjahr fahren und hoffe natürlich, dass ich mich für die Tour qualifizieren kann.

Bei Gerolsteiner waren Sie die Nummer 1 bei den Sprints. Bei Milram werden Sie neben Gerald Ciolek starten. Haben Sie sich schon Gedanken über die Rollenverteilung gemacht?

Förster: Natürlich, ich habe auch schon mit Gerald darüber gesprochen. Letztlich hängt es aber davon ab, wie die Strategie des Teams aussehen wird, ob wir etwa zweigleisig fahren oder nur auf einen Sprinter setzen. Aber ich habe auch kein Problem damit, für Ciolek anzufahren. Gerald und ich sind keine Konkurrenten, sondern Teamkollegen. In anderen Teams funktioniert das ja auch. Columbia hat letztes Jahr gezeigt, dass es sogar mit drei Sprintern klappt. Die sind mit Cavendish, Ciolek und Greipel gefahren und jeder hat seine Rennen gewonnen.

In der vergangenen Saison lief es nicht besonders gut für Sie. Warum nicht?

Förster: Das hatte damit zu tun, dass uns diese Ungewissheit im Nacken saß, wie es mit dem Team weitergeht. Auf jede positive Zwischenmeldung folgte ja sofort ein Rückschlag. Hans Holczer war sehr offen zu uns, was die Zukunft des Teams anbelangte. Je länger die Saison aber dauerte, umso schwerer war es für uns, damit umzugehen und natürlich hat sich das nicht gerade positiv ausgewirkt, nicht nur auf mich. Es ist ja kein Zufall, dass es bei einem Fahrer wie Markus Fothen auch nicht besonders gut lief. Man kann eben nur Spitzenleistungen bringen, wenn es im Umfeld auch stimmt. Und das war bei Gerolsteiner wegen der Sponsorenfrage in diesem Jhr eben nicht so. Mit jeder Absage ist die Belastung größer geworden.

Wie wäre es mit Ihnen weiter gegangen, wenn Sie kein neues Team gefunden hätten?

Förster: Das ist spekulativ. Ich bin ja jetzt bei dem Team, für das ich fahren wollte, und bin sehr zufrieden damit.

Ist der Wechsel von Gerolsteiner, für das Sie immerhin sechs Jahre gefahren sind, zu Milram ein tiefer Einschnitt?

Förster: Würde ich nicht sagen. Vielleicht wird es ja für die verbliebenen Milram-Fahrer ein tieferer Einschnitt als für mich. Immerhin sind nicht nur acht Fahrer, sondern auch viele Physiotherapeuten und Mechaniker von Gerolsteiner zu Milram gewechselt. In dem Team steckt ja fast mehr Gerolsteiner als Milram.

Haben Sie schon mit den Vorbereitungen auf die neue Saison begonnen?

Förster: Ich habe vor zehn Tagen wieder mit dem Training angefangen. Ich mache derzeit querbeet Laufen, Radfahren, Mountainbike und allgemeine Athletik, von allem ein bisschen halt. Am 11. Dezember geht’s dann mit dem Team ins Trainingslager auf Mallorca.

Die deutschen Profis der ersten und zweiten Kategorie müssen sich künftig an den Kosten für die Trainingskontrollen beteiligen. Sind Sie damit einverstanden?

Förster: Zunächst mal ist ja klar, dass Dopingkontrollen irgendwie finanziert werden müssen. Andererseits geben wir ja schon einen Teil unserer Preisgelder zur Dopingbekämpfung ab. Aber es bringt nichts, sich darüber zu beschweren. Am Ende müssen wir doch zahlen.

In diesem Jahr gab es national und international so viele Dopingkontrollen wie nie. Wie hat sich das bei Ihnen ausgewirkt?

Förster: Die Anzahl der Kontrollen ist 2008 regelrecht explodiert. Ich wurde 17mal von der UCI kontrolliert, dazu kamen so 10-15 Wettkampfkontrollen und nochmal so viele Trainingskontrollen der NADA. Auf’s Jahr hochgerechnet bedeutet das rund eine Kontrolle pro Woche. Ich denke, viel mehr geht nicht. Allerdings sind die Vorgehensweisen der verschiedenen Instanzen nicht immer gut koordiniert. UCI und NADA etwa beauftragen in Deutschland beide dieselbe Firma. Mit ist es schon passiert, dass am Montag ein Kontrolleur im Auftrag der UCI kam und am Dienstag derselbe im Auftrag der NADA. Es müsste eine einheitliche Datenbank geben, dann könnten solche Überschneidungen vermieden werden. Außerdem müsste gezielter kontrolliert werden. Ich hoffe auch, dass die Labors neue Tests entwickeln. Ich denke, momentan sind sie noch nicht soweit, alles zu finden.

Es gibt Kritiker, die sagen, der Radsport unternimmt noch immer nicht genug gegen Doping…

Förster: Die Leute wissen gar nicht, wieviel gemacht wird und welche Einschränkungen wir in Kauf nehmen. Wir sind praktisch 24 Stunden am Tag erreichbar, müssen uns aus dem ADAMS-System (ein Anti-Doping Adminstrations- und Mangementsystem, das von dem Softwareunternehmen eSys Medical aus Montreal erstellt wurde, d. Red.) abmelden, wenn wir nur für zwei Stunden das Haus verlassen. Wir können nicht einfach mal so Urlaub machen, müssen uns stattdessen bei der UCI und der NADA abmelden.

Ihr bisheriger Teamchef Hans-Michael Holczer will sich erst mal komplett aus dem Radsport zurückziehen. Können Sie das nachvollziehen?

Förster: Einerseits ist es natürlich schade, weil mit Holczer jetzt jemand an maßgeblicher Stelle nicht mehr dabei ist, der über einen Zeitraum von zehn Jahren ein Team von den kleinsten Anfängen an aufgebaut hat und sehr erfolgreich war. Andererseits kann ich ihn zu 100% verstehen. Er hat so viel Vertrauen in uns gesetzt, und dann wird er von zwei Fahrern dermaßen abgestraft, ja regelrecht abgeschossen. Das ist schon extrem bitter.

Sie meinen Ihre ehemaligen Teamkollegen Schumacher und Kohl. Wie beurteilen Sie deren Reaktion auf die positiven Dopingproben?

Förster: Es gibt eben zwei Typen von Fahrern: diejenigen, wie Kohl, die es zugeben und sich entschuldigen – obwohl es eigentlich unentschuldbar ist – und diejenigen wie Schumacher, die alles anfechten und versuchen, das durchzuziehen.

Haben Sie noch Kontakt zu den beiden?

Förster: Nein. Kohl hat an den Rest des Teams eine Rundmail geschrieben und sich entschuldigt. Es täte ihm alles sehr leid und er wünsche sich, dass er uns eines Tages wieder in die Augen schauen könne. Aber ansonsten gibt es da keinen Kontakt mehr.

Mit Robert Förster sprach Matthias Seng.

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