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11.06.2009 | (rsn) – Hans Jucker kommentiert ab Samstag gemeinsam mit Jean-Claude Leclercq wieder die Tour de Suisse für das Schweizer Fernsehen. Dem Klein-Report gab das Urgestein der Schweizer Fernseh-Sportreporter ein Interview, aus dem Radsport News mit freundlicher Genehmigung Auszüge veröffentlicht.
Zum wievielten Mal rollen Sie als Kommentator mit und wie viele Kilometer haben Sie im Laufe der Jahre dabei abgespult?
Jucker: Es ist meine 44. Tour. Grob gerechnet sind es wohl 60 000 Kilometer, die ich allein bei der Tour de Suisse zurückgelegt habe.
Eine lange Zeit, eine riesige Strecke. Sind Sie noch nicht velomüde?
Jucker: Überhaupt nicht. Aber mit 65 Jahren ist absolut Schluss. Und die werde ich am 11. Januar 2011. Im nächsten Jahr kommentiere ich meine 45. und letzte Tour de Suisse.
Sie kennen sich bei den großen Rundfahrten bestens aus. Werden Sie auch in diesem Jahr die Tour de France begleiten?
Jucker: Nein. Das wird mein Kollege Claude Jaggi übernehmen. Ich habe etwa 25 Mal die Grosse Schleife kommentiert.
Stichwort: Sponsoren. Sehen Sie diesbezüglich finanzielle Schwierigkeiten für den Radsport?
Jucker: Ich habe bisher erlebt, dass bei dem Ausstieg eines Sponsors ein anderer in die Bresche gesprungen ist.
Wie schätzen Sie den Marketingwert, den Werbewert einer Tour de Suisse oder Tour de France ein?
Jucker: Der Werbewert der Radrennen ist generell sehr hoch. Das bestätigte mir auch Andy Rhys. Er sagte mir, er hätte unglaubliche Gelder in sein Team hineinstecken müssen, wenn er den Bekanntheitsgrad von Phonak hätte anderweitig propagieren müssen. Die Präsenz der Fahrer am Bildschirm ist enorm.
Die großen Rundfahrten sind aufgrund von Dopingfällen in Verruf geraten. Wie sehen Sie die Zukunft des nationalen und internationalen Radrennsports?
Jucker: Ich glaube, wir sind auf dem Weg der Besserung. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Übermenschlichkeit von gewissen Leuten passé ist, das Epo-Zeitalter ist vorbei.Die Kontrolleure kommen den Betrügern immer näher.
Was halten Sie von Doping-Freigabe im Spitzensport?
Jucker: Nichts. Schon deshalb, weil es schier unmöglich ist, die Zäsur zum Nachwuchssport zu machen. Man kann doch nicht sagen: Die Spitzenfußballer dürfen dopen, die Junioren aber nicht. Man muss kontrollieren und bestrafen. Ich glaube, man ist diesbezüglich auf einem recht guten Weg.
Was halten Sie vom Comeback des ehemaligen Champion Lance Armstrong?
Jucker: Absolut nichts. Er wird nicht mehr an die Spitze kommen. Es wäre eine Frechheit, wenn Armstrong mit 37 Jahren noch einmal Spitze wäre, dann würde sicher etwas nicht stimmen.
Können Sie dann im Jahr 2011 wirklich abschalten?
Jucker: Ja, das kann ich. Wenn man das 45 Jahre gemacht hat, hat man irgendwann genug. Es wiederholt sich ja auch vieles.
Der Sport ist ein Riesengeschäft geworden. Wie wirkt sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Profisport aus?
Jucker: Ich stelle fest, dass sich diese Krise noch nicht ausgewirkt hat. Man denke nur an die jüngsten Ablösesummen im Profifußball im Zusammenhang mit Kaka. Scheinbar hat die sogenannte Krise den Spitzensport noch nicht ergriffen. Ich denke eher, dass die kleinen Veranstaltungen auf dem Land beispielsweise darunter leiden. Das wird problematischer.
Wie gehts weiter nach Ihrer Pensionierung? Wird Ihnen nicht langweilig?
Jucker: Nein. Ich werde hier und da als Speaker tätig sein und natürlich als Treuhänder weitermachen. Ich fülle im Jahr etwa 150 Steuererklärungen aus. Ausserdem bin ich Pächter des Arche-Pubs. Mit 65 werde ich ein GA der SBB kaufen. Ich war so viel in der Welt draussen, war bis zu 200 Tage im Jahr unterwegs und habe das Gefühl, dass ich Defizite in der Schweiz habe.
Mit Hans Jucker sprach Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner.
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