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08.07.2009 | Mit seinem knapp gescheiterten Angriff auf das Gelbe Trikot beim Mannschaftszeitfahren hat Lance Armstrong auch das Graue Trikot spielend verteidigt. Beinahe hätte er Fabian Cancellara noch älter aussehen lassen, als er selbst daher kommt. Aber 20 Hundertstelsekunden fehlten dem Texaner zum großen Coup - ganz schön kleinlich, die Jury.
Denn was sind schon 20 Hundertstel angesichts von biblisch anmutenden 37 Lebensjahren des Lance? Ein Witz! Gefühlt ist der Mann schon die kompletten 37 Jahre lang im Profizirkus dabei. Und da wagt er sich tatsächlich nochmal in die Höhle des Stofflöwen, aber die Jury verweigert ihm die Übergabe des Kuscheltiers, die mit dem Gelben Trikot erfolgt wäre. Kein Respekt vorm Alter, sage ich in solchen Fällen gern.
Aber dafür gibt es ja die Ü35-Wertung. Da ist Armstrong weiterhin unangefochten an der Spitze. Nur Levi Leipheimer kann ihm bei 31 Sekunden Rückstand noch das Wasser reichen. Dahinter metert's schon gewaltig. Der letztplatzierte Tour-Senior ist Paco Wrolich mit fast zehn Minuten Verspätung. Schuld ist unter anderem der Sturz im Teamzeitfahren. Aber über seinen großen Rückstand sollte sich der Paco keine grauen Locken wachsen lassen - es gibt ja auch die Graue Laterne für das Schlusslicht der Ü35-Wertung. Und die hält der Milram-Profi nun fest in der Hand. Wenigstens etwas.
So unterschiedlich verlaufen Radprofi-Karrieren. Paco Wrolich hat immer irgendwie Pech, Lance Armstrong ist immer irgendwie auf der Sonnenseite. Klar, ihm blieb gestern Gelb verwehrt. Für den Fall allzu großer Trauer schicke ich gern ein Paket Taschentücher zu. Man nehme nur mal die heutige Etappe: Lance kann, wenn sein Gemüt danach ist, probieren, im heutigen Finale zu attackieren und Cancellara doch noch zu entthronen. Nur so zum Spaß freilich (wir sprachen ja schon davon), denn verteidigen will Astana das Gelbe Trikot auf der dann noch folgenden Flachetappe nicht. Das haben sie nicht nötig. Nur mal überstreifen will der Lance das Trikot. Es ist schließlich seine Party.
Was für ein Unterschied zu Wrolichs Arbeitsrealität. Der wird sich heute, von Blutergüssen und Hautabschürfungen geplagt, mit Trinkflaschen beladen und diese dann nach vorn zu Linus Gerdemann und Gerald Ciolek bringen. Im Finale darf er schließlich für den Sprinter Ciolek ackern, bis die Lungen platzen. Am Ende der Etappe verliert er dann noch ein paar Minuten im Klassement. Tolle Aussicht, oder? Vielleicht schreibt Paco ja irgendwann mal ein Buch. Titelvorschlag: "Humor ist, wenn man's trotzdem macht."
SN-Wertung Graues Trikot:
1. Lenz
2. Levi +0:31
3. Schorschi Hincapie +1:36
4. Voigte +2:03
5. Stu O'Grady +3:00
6. Stephane Goubert +3:43
7. Jose-Luis Arrieta +3:52
8. Inigo Cuesta +4:05
9. Marzio Bruseghin +5:02
10. Joan Horrach +5:34
11. Bingen Fernandez +6:03
12. Christophe Moreau +6:54
13. Matteo Tosatto +7:50
14. Steven de Jongh +8:52
15. Paco Wrolich +9:34
Etappensiege Ü35:
Leipheimer: 1, Hincapie: 2, Astana: 1
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