--> -->
30.03.2010 | (rsn) - In der neuen Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Im dritten Teil steht der ehemalige Rabobank- und CSC-Profi Peter Luttenberger Rede und Antwort.
Sie haben Anfang 2007 Ihre Profikarriere beendet. Was haben Sie seitdem gemacht?
Luttenberger: Ich habe meinen Wohnsitz wieder von Monaco nach Österreich verlegt und erstmal Dinge gemacht, für die ich zuvor keine Zeit hatte. Ich hatte einen Werbevertrag mit einer Tourismusregion, restaurierte ein Haus, nahm Einladungen zu öffentlichen Diskussionsrunden an und nahm an Sportveranstaltungen teil. Außerdem half ich bei der Organisation eines Radrennens auf den Cayman Inseln mit, wo ich auch selbst an den Start ging. Des weiteren bereiste ich z.B. Israel und das Westjordanland mit dem Rucksack, um mir einen persönlichen Eindruck von diesen Krisengebieten zu verschaffen.
Derzeit läuft die United World Tour, bei der Sie für einen guten Zweck von Österreich nach Singapur radeln. Können Sie dieses Projekt näher beschreiben?
Luttenberger: Ich habe mich schon immer für die Probleme und Bedürfnisse der Menschen interessiert und alle meine Reisen auch dazu benutzt, diese zu erforschen. Ich bin viele hunderttausende Kilometer gefahren und habe entlang der Straße alles gesehen - angefangen von Armen, Hungernden, Obdachlosen bis zu Toten! Deswegen auch diese " Mission". In wenigen Worten gesprochen geht es um eine Reise von St. Peter am Ottersbach (Österreich) bis nach Singapur. "Vorankommen" will ich vor allem mit Hilfe von Facebook- und Twitter-Kontakten und natürlich mit dem Rad, das mein ständiger Begleiter sein wird. "Am Wege" will ich bedürftigen Menschen mit Hilfe eines Spendenkontos und Sponsorengeldern direkt helfen. Alles wird ständig im Internet upgedatet und bildlich dokumentiert und ist somit global für alle nachzuverfolgen.
Wie sind die Reaktionen auf Ihr Vorhaben?
Luttenberger: Bis jetzt sind alle sehr davon begeistert, vor allem die Medien, weil es etwas noch nie Dagewesenes ist. Trotzdem ist es sehr schwierig, das nötige Budget aufzutreiben, um Notleidenden helfen zu können.
Wie läuft diese ungewöhnliche Tour bisher?
Luttenberger: Der Start war für Ende März ins Auge gefasst, aber leider haben Partner, die mir von Beginn an ihre Unterstützung zusicherten, nicht ihr Wort gehalten. Zudem ist das das weitere Akquirieren von Sponsoren für das erforderliche Grundbudget wesentlich langwieriger als angenommen. Das alles hat den Start bis in den April verzögert. Vor allem wenn man große Firmen oder Konzerne kontaktiert, schmettert man an deren Anonymität und Gleichgültigkeit ab. Umso mehr freut es mich dann, wenn ich etwa bei einem Abendessen vom Restaurantbesitzer mit einer großzügigen Spende überrascht werde, oder wenn Privatpersonen und Kleinbetriebe Menschlichkeit für dieses Projekt zeigen.
Über Ihrer Homepage vertreiben Sie Wein aus eigenem Anbau beziehen. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Luttenberger: Mitte der neunziger Jahre habe ich in meiner Heimatgemeinde St.Peter am Ottersbach ein 120 Jahre altes Haus renoviert, das am höchsten Punkt eines dazugehörigen Weinbergs steht. Bereits mein Großvater erzeugte rund 1200 Flaschen Welschriesling aus diesem Weingarten, den ich nun bewirtschafte.
Wie nahe sind Sie noch dran am Profiradsport?
Luttenberger: Ich verfolge die Ergebnisse im Internet und die absoluten Highlights schaue ich mir schon mal im TV an, was aber aufgrund der Kommentare einiger Sprecher eher selten ist. Viele meiner ehemaligen Teamkollegen und Freunde sind ja noch aktiv, allein deswegen bin ich schon interessiert.
Sie sind für zahlreiche Teams gefahren und können auf eine lange Karriere zurückblicken. Was war Ihre schönste Zeit als Profi?
Luttenberger: Das war sicherlich die Anfangszeit bei den Profis, da ist man voller Enthusiasmus und Leidenschaft .Das war auch meine erfogreichste Zeit in meiner Karriere. Man hat auch die Gelegenheit, andere Länder, Kulturen und Sprachen kennenzulernen und viele Freundschaften zu schließen.Sie haben 1996 die Tour de Suisse gewonnen und im selben Jahr die Tour de France auf Platz 5 beendet.... Hätten Sie - mit etwas Abstand betrachtet - in Ihrer Karriere nicht noch erfolgreicher sein können?
Luttenberger: Sie meinen, wenn ich nicht vor der Tour de France 1997 gestürzt wäre, wenn ich mir nicht 1999 den Citomegalovirus eingefangen hätte ...usw ?. NEIN, das sind alles Dinge, die zu einer Sportlerkarriere dazugehören. Ich habe immer mein Bestes gegeben und deshalb bin ich zufrieden mit mir selbst und meiner Karriere.
Viele der Spitzenfahrer wurden im Laufe der Zeit positiv getestet, so dass es mittlerweile einen Generalverdacht gegen überragende Leistungen gibt. Wie beurteilen Sie das? Fühlen Sie sich von Ihren Ex-Konkurrenten oder Ex-Teamkollegen wie Ivan Basso oder Tyler Hamilton betrogen?
Luttenberger: Besonders in Deutschland ist Doping im Radsport in aller Munde und hat ihn fast zum Erliegen gebracht. Doping im Radsport muss wie in allen anderen Sportarten auch bekämpft werden, aber sind die Vorkommnisse im Sport nicht ein Spiegel der heutigen Gesellschaft?! Diejenigen, die Athleten als Betrüger und Kriminelle hinstellen, sollten sich erst einmal bei sich selbst und in unserer Gesellschaft umsehen, was da vor sich geht. Banker manipulieren Märkte und verzocken Milliarden hart erarbeiteter Gelder von Anlegern. Politiker lügen einem mit Wahlversprechen direkt ins Gesicht. Durch die Verlotterung der Führungsspitzen kam es zu Megapleiten wie z.B.bei Enron und Worldcom; es gibt Korruptionsskandale bei VW und Siemens; und Medien manipulieren die Massen, indem sie Ereignisse hochpuschen und Hass und Angst schüren; die Werbung gaukelt einem was vor. Kriege werden alleine durch persönliches Interesse angezettelt; Religionen benutzen den Glauben der Menschheit für ihre eigene Macht ; und ind er Familie wird er iegene Partner oder die Partnerin betrogen. Allen, die mit dem Finger auf Sportler oder auf andere Personen zeigen, denen sage ich: ‘Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!’
In Österreich wurden mit Pfannberger und Kohl zuletzt zwei Topathleten positiv getestet, mit Elk Haus hat sich ein Team zurückgezogen. Der österreichische Radsport erlebt schwierige Zeiten. Hat Sie der Verband um Hilfe gebeten? Haben Sie Ideen, wie es mit dem Radsport in Österreich wieder bergauf gehen könnte?
Luttenberger: Nein, von Seiten des Verbandes wurde ich nie um Rat oder Hilfe gebeten. Ich selbst habe mich beim ÖRV als Trainer angeboten, um mein Wissen weitergeben zu können, aber mir wurde gesagt, dass es keinen Bedarf gäbe, weil alle Resorts bereits besetzt seien. Für ein besseres Image müssen alle zusammenarbeiten : Sportler, die für gute Leistungen und keine Skandale sorgen, und ein Verband, der sich aktiv für den Nachwuchs einsetzt. Aber vor allem sollten die Medien wieder "gerechter" über den Radsport berichten. Obwohl es in vielen österreichischen Sportarten Dopingskandale gab, hatten die Medien den Radsport für negative Schlagzeilen auserkoren, weil es hier, anders als in anderen mächtigen Verbänden, keine Lobby gibt, die ihre schützenden Haende darüber hält.
Welchem Österreicher trauen Sie du als nächstem den internationalen Durchbruch zu?
Luttenberger: Rohregger hatte 2009 schon gute Ansaetze und ist sicherlich ein guter Fahrer. Stefan Denifl ist ebenfalls sehr talentiert und wird seinen Weg machen, wenn er mit dem Profiumfeld zurechtkommt.
Wollten Sie heutzutage noch mal mit einem 22jährigen Neo-Profi tauschen?
Luttenberger: Jetzt mit meinen 37 Jahren nicht mehr, aber als junger Kerl würde ich auf jedenfall wieder diesen Weg einschlagen. Als Radsportler erlebt man das Leben mit all seinen Herausforderungen so intensiv wie kein anderer.
Peter Luttenberger begann 1995 seine Profikarriere bei GS Carrera. Es folgten Engagements bei Rabobank, Once und Vini Caldirola ehe er 2003 zum dänischen CSC-Team wechselte. Anfang 2007 beendete der Österreicher seine Karriere. Seine größten Karriereerfolge waren der Tour de Suisse Gesamtsieg 1996 sowie Platz 5 bei der Tour de France im gleichen Jahr.
(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Diesmal steht Björn Glasner, Gewinner der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt 2004, Re
29.02.2012"Kein Druck - nur Spaß ist die Devise!"(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Diesmal steht der ehemalige Milram-Profi Dominik Roels Rede und Antwort.
27.09.2011"Sportdirektor würde mich reizen"(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Diesmal steht der ehemalige T-Mobile-Fahrer Steffen Wesemann, 2004 Gewinner d
25.02.2011"Die Tour 1977 ist meine schönste Erinnerung"(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis und Radsport-prominenz über ihr Leben nach der Karriere. Diesmal: Dietrich "Didi" Thurau, der bei der Tour de France
24.02.2011"Ich könnte sofort wieder loslegen“(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Prominente aus dem Radsport über ihr Leben nach ihrer Karriere. Diesmal stand der langjährige ARD-Fernsehkommentator und Sportjo
22.11.2010"Ich hatte immer mehr Fernweh als Heimweh"(rsn) - In der Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Diesmal steht der ehemalige Gerolsteiner-Profi Tim Klinger Rede und Antwort.
15.06.2010"´Quäl dich, du Sau!´, passt zu mir"(rsn) - In der neuen Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Im fünften Teil steht der ehemalige Telekom- und Gerolsteiner-Profi Ud
26.04.2010Internetbranche statt Radrennstall(rsn) - In der neuen Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Im vierten Teil steht der ehemalige Bianchi-Profi und Wiesenhof-Teamche
18.03.2010Repräsentant, Bikeguide, Märchenonkel(rsn) - In der neuen Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Im zweitem Teil steht der ehemalige Saeco- und T-Mobile-Profi Jörg Lu
05.03.2010Im "normalen Leben" angekommen(rsn) - In der neuen Serie "Was macht eigentlich...?" befragt Radsport News Ex-Profis über ihr Leben nach der Radsportkarriere. Im ersten Teil steht der ehemalige Gerolsteiner- und T-Mobile-Fahrer T
(rsn) – Katie Archibald, Emma Finucane, Matthew Richardson und Dylan Bibic heißen die ersten vier Führenden der diesjährigen Track Champions League. Das britische Trio und der Kanadier waren beim
23.11.2024Iserbyt krönt cleveres Zusammenspiel mit Vanthourenhout(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Jumbo – Visma) im Frauenrennen ihren Vorjahressieg wiederholen konnte, hat auch Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) beim Excact Cross in Kortrijk seinen Titel v
23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri
23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi
23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte
23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b
23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202
23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag
23.11.2024Britisches Duo fordert Lavreysen und Andrews heraus(rsn) – Mit Ausnahme der fehlenden deutschen Stars um die zweimalige Olympiamedaillengewinnerin Lea Sophie Friedrich hält die Auflistung der Athletinnen und Athleten der diesjährigen Sprintsaison
23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en
23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama