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09.03.2011 | (rsn) – Nutrixxion Sparkasse war an der Anzahl von Siegen gemessen im vergangenen Jahr das erfolgreichste deutsche Team. Auch in der Saison 2011 will der Dortmunder Continental-Rennstall mit einer kleinen, aber hochkarätig besetzten Truppe wieder angreifen. Im Interview mit Radsport News äußerte sich Teamchef Mark Claußmeyer zu den Zielen und den Perspektiven seiner Mannschaft.
Mit welchen Zielen geht das Team in die Saison 2011?
Claußmeyer: Wir möchten uns - wie in den letzten Jahren auch - von unserer besten Seite zeigen. Insbesondere bei den deutschen Rennen, aber auch auf dem asiatischen und internationalen Markt, wollen wir rennentscheidende Akzente setzen. Uns ist das ja schon bei der Tour of China oder in Seoul gelungen, wo wir im vergangenen Jahr sehr erfolgreich waren.
Nachdem wir kürzlich mit den Driedaagse van West-Vlaanderen ein internationales Top-Rennen bestreiten konnten, wird unser nächstes Highlight die Tour de Taiwan sein. Ich denke, dass das für die deutschen Rennen im April und Mai eine gute Vorbereitung sein wird.
Im April bzw. Mai werden wir in Socchi und auch in Moskau je eine Rundfahrt mitnehmen. Im gleichen Zeitraum warten dann auch unsere absoluten Highlights mit Rund um Köln, Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt und der Bayern-Rundfahrt. Bei den Heimrennen wollen wir natürlich gut abschneiden. Das gesamte Team ist für diese Rennen bis in die Haarspitzen motiviert.
Das ist ja schon ein recht ambitioniertes Programm und ein voller Rennkalender. Ist dafür der Kader mit derzeit nur elf Fahrern nicht ein bisschen dünn besetzt?
Claußmeyer: Ich denke, wir haben da eine starke Truppe beisammen. Von diesen elf Aktiven kommen bestimmt acht oder neun für eine ganze Saison in Frage. Björn Schröder, Dirk Müller, Steffen Radochla, Grischa Janorschke, Sergej Fuchs, Sebastian Forke oder Michael Schweizer sind allesamt Fahrer, die Substanz haben. Bei Rennen, zu denen wir mit sechs bis maximal acht Fahrern anreisen dürfen, werden wir die ganze Saison bestehen können. Die Positionen neun bis zwölf sind dann durch jüngere Fahrer abgedeckt, die sich entwickeln müssen. Natürlich wollen und werden die Youngsters auch Highlights setzen, sie kommen aber sicherlich nicht mit zehn Rundfahrten aus der Saison. Von daher denke ich, dass wir auch in dieser personellen Stärke die Saison gut absolvieren können.
Ex-Milram-Profi Björn Schröder ist der prominenteste Neuzugang. Welche Rolle soll er einnehmen und ist es schwierig, einen Fahrer mit langjähriger ProTour-Erfahrung in die Hierarchie eines Continental- Teams zu integrieren?
Claußmeyer: Die letzten Jahre haben bewiesen, dass wir immer eine sehr homogene Mannschaft auf die Beine stellen konnten. Ich denke, dass das für 2011 ebenfalls gelungen ist. Es sind gestandene Profis dabei wie Steffen Radochla und Dirk Müller. Da wird Björn Schröder natürlich auch eine wichtige Rolle übernehmen. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und alten Fahrern, ich bin daher sehr zuversichtlich. In der Vergangenheit haben wir gezeigt, dass wir mit Fahrern, die aus der ProTour zurückkamen, den richtigen Griff getan hatten, denn sie konnten die Mannschaft mit ihren Erfolgen nach vorne bringen.
Was erwarten sie von Schröder?
Claußmeyer: Björn Schröder soll sich in den ersten Rennen wieder „frei schwimmen“. Er ist in den letzten beiden Jahren nicht stark gefahren. 2008 hat er mit dem Sieg bei der Regio Tour sein letztes Highlight gehabt. Danach musste er viel als Helfer arbeiten und ist da ein bisschen untergegangen. Wenn er bei uns wieder freie Fahrt bekommt, werden die Karten neu gemischt. Björn wird speziell für Rundfahrten ein starker Fahrer sein - er ist gut im Zeitfahren und kann etwa bei der Bayern-Rundfahrt im Gesamtergebnis vorne landen. Ob das am Ende ein Platz auf dem Podium werden kann oder unter den ersten Zehn, das wird der Saisonverlauf zeigen.
Sie haben die jungen Fahrer angesprochen. Wem trauen sie da einen großen Sprung zu, von wem erwarten sie eine deutliche Verbesserung?
Claußmeyer: Oft ist es so, dass plötzlich Fahrer den Sprung schaffen, die man nicht unbedingt auf der Agenda hatte. Das zeigt die Teamgeschichte, mal Mark Cavendish ausgenommen, bei dem man das schon ahnen konnte. Ich denke, dass Grischa Janorschke, der beim letzten Rennen 2010 einen Etappensieg bei der Tour de Soul eingefahren hat und auch schon zu Saisonbeginn wieder überzeugen konnte, ein Fahrer ist, der immer mehr dazulernt. Wenn er jetzt auch mal sein Herz in die Hände nimmt, wird er verstärkt Akzente setzen können. Sebastian Forke hat im vergangenen Jahr mit vier Etappensiegen und dem Gewinn der Gesamtwertung bei der Dookola Mazowsza - Rundfahrt bewiesen, dass er ein sehr schneller Mann ist. Sergej Fuchs ist dagegen ein starker Rundfahrer, der 2010 hier und da mal aufhorchen ließ, aber sein Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat.
Gibt es konkrete Erwartungen an das Team, eine bestimmte Anzahl an Siegen oder Podiumsplatzierungen, die Sie sich wünschen?
Claußmeyer: Das nicht. Alles nur an Zahlen oder an Siegen zu messen, ist sehr schwierig. Zumal es auch darauf ankommt, welchen Stellenwert ein Rennen hat. Im letzten Jahr gab es das eine oder andere Rennen, das wir uns anders vorgestellt hatten. Rund um Köln ist nicht so gelaufen wie erhofft, bei Rund um den Finanzplatz hatten wir Pech. Dirk Müller war da ziemlich lang als Ausreißer unterwegs.
Wir haben andere, sehr starke Rennen gehabt wie den Münsterland Giro, wo Dirk 180 Kilometer lang in der Fluchtgruppe war und Platz zwei einfahren konnte. Er hat dort die ganzen ProTour-Teams hinter sich gelassen. Wir wollen im April und Mai ein paar schöne Rennen fahren. Die Deutsche Meisterschaft wird natürlich auch von hoher Wichtigkeit sein. Da haben wir 2010 mit Steffen Radochla (Vizemeister, d. Red.) gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist. Vielleicht haben wir da erneut Glück, mit einem Platz auf dem Treppchen liebäugelt man immer. Der Sparkassen-Giro in Bochum ist für uns ein weiteres interessantes Rennen, das wir auch schon mal gewinnen konnten (2009 durch Eric Baumann, d. Red.). Es gibt also schon ein paar Rennen, die wir auf dem Schirm haben.
Es gibt ja derzeit einige ambitionierte deutsche Teams. NetApp will in die erste Liga, das neue NSP-Team strebt die zweite Division an. Wie sieht es mit ihrem Team aus –fühlen Sie sich im Continental Bereich wohl oder schielen sie schon etwas weiter nach oben?
Claußmeyer: Jede Mannschaft schielt nach oben und wer sagt, er möchte nicht eine oder zwei Klassen höher fahren, der lügt da wahrscheinlich ein bisschen. Das ist selbstverständlich auch eine Frage des Geldes. Wir sind eine sehr gefestigte Mannschaft mit einer soliden Basis. Dieses Niveau wollen wir auch halten. Gedanken hat man immer und wenn sich die nötigen Partner dazu gesellen, haben wir das nötige Rüstzeug, um durchstarten zu können.
Sehen Sie eine Perspektive für den Radsport in Deutschland, auch und vor allem, was das Thema Sponsoren anbelangt?
Claußmeyer: Ich denke, dass es tierisches Potential gibt, das in Deutschland aber unterschätzt wird. Die großen Mannschaften in den Nachbarländern sprießen nur so aus dem Boden. Das Projekt Team Leopard-Trek in Luxemburg ist zweifelsohne sehr kostenintensiv. Aber es wird trotzdem realisiert, denn im Vergleich zu anderen Sportarten ist die mediale Präsenz, die man im Radsport als Sponsor bekommen kann, noch sehr günstig. Deutschland geht im Moment sehr stiefmütterlich mit dem Radsport um. Aber das Potential ist da und das Interesse am Radsport von Seiten der Sponsoren wird irgendwann auch wieder kommen. Dafür muss man aber ordentliche Arbeit leisten - das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Nur dann ist es möglich, dass internationale Unternehmen den Markt Deutschland wieder aufpreisen.
Mit Mark Claußmeyer sprach Matthias Seng.
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