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16.07.2011 | (rsn) – Auch auf der 14. Etappe der 98. Tour de France über 178,5 Kilometer von Saint-Gaudens zum Plateau de Beille haben sich die Favoriten neutralisiert. Das nutzte Jelle Vanendert (Omega Pharma-Lotto) aus, der seinen bisher größten Karriereerfolg einfuhr.
Der 26 Jahre alte Belgier löste sich im oberen Teil des 15,8 Kilometer langen Schlussanstiegs aus der Favoritengruppe und sicherte seinem Team den bereits dritten Tageserfolg bei dieser Tour. Vanendert setzte sich als Solist mit 21 Sekunden Vorsprung auf den Spanier Samuel Sanchez (Euskaltel) durch, dem er am Donnerstag in Luz-Ardiden noch den Vortritt lassen musste. Dritter wurde der Luxemburger Andy Schleck (Leopard Trek/+0:46), der noch auf den letzten Metern zwei Sekunden Vorsprung auf seine Konkurrenten um Titelverteidiger Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard/6.) und den Australier Cadel Evans (BCM/4.) herausfahren konnte. Fünfter wurde der Kolumbianer Rigoberto Uran (Sky)
Eine grandiose Leistung zeigte erneut Thomas Vockler (Europcar), der auch auf dem schwersten der Pyrenäenetappe als Siebter zeitgleich mit Contador sein Gelbes Trikot verteidigte. Rang acht belegte Fränk Schleck (Leopard-Trek) vor den beiden Franzosen Jean-Christophe Peraud (Ag2R) und Pierre Rolland (Europcar/alle +0:48).
„Ich war ein bisschen optimistischer als vorgestern, eben weil ich gesehen habe, dass ich bei der Etappe nach Luz Ardiden gute Beine hatte“, kommentierte Voeckler seine Gala-Vorstellung. „Ich habe mir gesagt, dass ich eine Chance habe, das Gelbe Trikot um einige Sekunden zu behalten. Aber dann bis zum Ende mit den Besten mitzuhalten, das ist fast unglaublich. Ich bin sehr angenehm überrascht. Es scheint so, als ob mir Anstieg zum Plateau de Beille liegt.“ Bereits vor sieben Jahren verteidigte er an selber Stelle sein Gelbes Trikot mit einer ähnlichen Energieleistung.
Auf den ersten fünf Plätzen des Gesamtklassements gab es keine Veränderungen. Voeckler führt nach wie vor mit 1:49 Minuten Vorsprung auf Fränk Schleck (Leopard-Trek) und 2:06 auf den Australier Cadel Evans (BMC). Auf Platz vier folgt Andy Schleck (Leopard-Trek/+2:15) vor dem Italiener Ivan Basso (Liquigas- Cannondale/+3:16). Samuel Sanchez (+3:44) verbesserte sich auf Rang sechs.
Contador (+4:00), der diesmal alle Tempoverschärfungen der Schleck-Brüder parierte, belegt weiterhin Rang sieben. Dagegen fiel Bassos Landsmann Damiano Cunego (Lampre-ISD/+4:01) vom sechsten auf den achten Platz zurück. Auf Platz neun rückte der US-Amerikaner Tom Danielson (Garmin- Cervélo/ +5:46). Neuer Zehnter ist der Belgier Kevin De Weert (Quick Step/+6:18).
Bereits nach rund zehn Kilometern löste sich bei strahlendem Sonnenschein eine 20 Fahrer starke Gruppe, mit dabei gleich drei von FDJ (Casar, Delage, Vichot) und die beiden Deutschen Jens Voigt und Linus Gerdemann. Damit hatte Leopard-Trek ein erstes kleines Zwischenziel auf der Pyrenäen-Königsetappe erreicht. Dagegen machte Contadors Team keine Anstalten, einen Helfer in der Gruppe des Tages zu platzieren. Hinter der großen Spitzengruppe lösten sich noch weitere sieben Fahrer vom Feld – darunter das Movistar-Trio da Costa, Gutierrez und Ventoso – und versuchte, zur Spitze aufzuschließen.
Im Feld war zu diesem Zeitpunkt bereits Ruhe eingekehrt. Europcar diktierte das Tempo im Col Portet d’Aspet (2. Kat.), der bereits nach 26,5 Kilometern als erster der sechs Berge des Tages auf dem Programm stand. Am Gipfel des nur 4,3 Kilometer langen, aber 9,7 Prozent steilen Aspet, an dem 1995 der Italiener Fabio Casartelli tödlich verunglückt war, sicherte sich Delage als Erster die fünf zu vergebenden Punkte. Dahinter folgten der Niederländer Bauke Mollema (Rabobank) und der Französische Meister Sylvain Chavanel (Quick Step), der bereits am Freitag mehrfach vergeblich versucht hatte, in die Gruppe des Tages zu kommen.
Delage sicherte sich auch den Zwischensprint bei Kilometer 36,5, womit die FDJ-Equipe ihren Ruf als die aktivste Mannschaft dieser Tour weiter untermauerte. Nach 44 gefahrenen Kilometern schlossen der Spanier Ruben Perez (Euskaltel), der Portugiese Da Costa, der Franzose Jerome Pineau (Quick Step) und der Italiener Adriano Malori (Lampre-ISD) aus der ursprünglich siebenköpfigen Verfolgergruppe zur Spitze auf, die sich damit auf 24 Fahrer vergrößerte. Im 14,1 Kilometer langen Anstieg (5.7 %) hinauf zum Col de la Core (1. Kat.) änderte sich nichts an der Konstellation: Die 24 Ausreißer fuhren mit einem Vorsprung von etwa sechs Minuten auf das von Europcar kontrollierte Feld. Voecklers Team konnte es auch deshalb relativ gemächlich angehen lassen, weil Casar als im Gesamtklassement bestplatzierter der Ausreißer bereits 8:47 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot aufwies.
Den Bergpreis in 1.395 Metern Höhe sicherte sich erneut Delage vor Chavanel. In der 14 Kilometer langen Abfahrt setzten sich Casar, sein Landsmann Julien El Fares (Cofidis) und der Schotte David Millar (Garmin-Cervélo) aus der Spitzengruppe ab.
Am Col de Latrape (2. Kat.) übernahm Leopard im Feld die Führungsarbeit und reduzierte den zwischenzeitlich bis auf mehr als neun Minuten angewachsenen Rückstand zur Spitze um gut zwei Minuten. Dem Tempo nicht mehr folgen konnte unter anderen auch Weltmeister Thor Hushovd (Garmin-Cervélo), der Etappensieger von Lourdes.
Im unteren Teil des zehn Kilometer langen Anstieg zum Col d'Agnes (1. Kat./1. 570 m, 8,2%) schloss mit Christophe Riblon (Ag2R) ein weiterer Franzose aus der ersten Verfolgergruppe zur Spitze auf. Die wiederum zerfiel ebenfalls nach Attacken des Franzosen Remy Di Gregorio (Astana) und des Russen Egor Silin (Katjuscha). Der fuhr an Millar vorbei, der dem Tempo der drei Franzosen nicht mehr folgen konnte. In der zweiten Hälfte des Anstiegs schlossen weitere Fahrer nach vorne auf, darunter auch Voigt, Gerdemann und Chavanel, der die elfköpfige Gruppe als Erster vor seinem Landsmann Anthony Charteau (Europcar) über den Gipfel des Agnes führte. Fünf Minuten später jagte das Feld mit Voeckler und O’Grady an der Spitze über die Bergwertung.
Am Port de Lers war Gorka Izagirre (Euskaltel) der Erste. Der Baske hatte sich in dem 3,8 Kilometer langen Anstieg der 3. Kategorie aus der Spitzengruppe gelöst. Einen Schreckmoment hatte in der Abfahrt Jens Voigt zu überstehen, als er sich in einer Kurve versteuerte und in einem Gebüsch landete. Der Berliner konnte aber unverletzt und mit neuen Laufrädern ausgestattet das Rennen fortsetzen. Doch kurz darauf erwischte es den 39-Jährigen erneut, als er in einer Kurve wegrutschte und hart auf den Asphalt aufschlug. Danach ließ sich Voigt ins Feld zurück fallen.
In der 24 Kilometer langen Anfahrt zum Schlussanstieg löste dort Fabian Cancellara seinen Teamkollegen O’Grady in der Führungsarbeit, während sich die Verfolgergruppe hinter Izagirre wieder auffüllte und schließlich 16 Fahrer umfasste.
In den 15,8 Kilometer langen letzten Berg des Tages jagte das von Leopard angeführte Feld mit nur noch rund 2:10 Minuten auf die kleiner gewordene Spitzengruppe, aus der sich Casar gelöst hatte, hinein. Dem Hohen Tempo konnte unter anderem Tony Martin (HTC-Highroad) und der Russe Vladimir Karpets (Katjuscha) nicht schon früh nicht mehr folgen. Der unermüdliche Voigt löste Monfort schon an der Spitze des Feldes ab. 13 Kilometer vor dem Ziel ließ sich Gerdemann zum Feld zurückfallen und übernahm kurzzeitig die Führungsarbeit in der auf rund 30 Fahrer geschrumpften Favoritengruppe. Aber schnell mussten die beiden Deutschen ihrer zuvor geleisteten Arbeit Tribut zollen.
Danach arbeitete der US-Amerikaner Christian Vande Velde für seinen Kapitän Danielson im Wind, bevor die Schleck- Brüder ihre angekündigten Attacken setzten. Von 10,5 Kilometer bis rund sieben Kilometer vor dem Ziel trat Andy Schleck viermal an, dazwischen probierte es sein Bruder Fränk einmal. Doch Contador und die anderen Favoriten konnten alle Angriffe der beiden Luxemburger parieren.
Als sich die Lage wieder beruhigt hatte, nutzte Vanendert seine Chance. Mit einer entschlossenen Attacke fuhr der Teamkollege von André Greipel aus der 12-köpfigen Favoritengruppe davon, überholte kurz darauf den erschöpften Casar und jagte solo dem Ziel entgegen..
Rund 3,5 Kilometer vor dem Ziel setzte ihm Samuel Sanchez nach, diesmal allerdings konnte der Olympiasieger seinen Konkurrenten nicht mehr stellen, wie noch am Donnerstag bei der Zielankunft in Luz-Ardiden. Auf den letzten sechs Kilometern war Basso der aktivste der Verfolger. Doch auch die Attacken des zweimaligen Giro-Siegers verpufften wirkungslos. Erst ein letzter Antritt von Andy Schleck rund 200 Meter vor dem Ziel zeigte Wirkung. Doch der 26-Jährige konnte nur einige Meter auf die aufmerksamen Konkurrenten herausfahren.
Zu diesem Zeitpunkt aber war Vanendert schon im Ziel und bejubelte einen Coup.
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