Kasache fängt Nibali auf der Zielgeraden noch ab

Maxim Iglinskiy gewinnt 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich

Foto zu dem Text "Maxim Iglinskiy gewinnt 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich"
Maxim Iglinskiy gewinnt die 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich. | Foto: ROTH

22.04.2012  |  (rsn) - Maxim Iglinskiy hat die 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen und damit für den zweiten Astana-Erfolg in den Ardennen gesorgt, nachdem am vergangenen Sonntag sein italienischer Teamkollege Enrico Gasparotto vergangenen Sonntag das Amstel Gold Race für sich entscheiden konnte. Lange Zeit hatte allerdings der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas) wie der sichere Sieger des ältesten Eintagesrennens der Welt ausgesehen.

Doch an der 1000-Meter-Marke konnte der 31-jährige Iglinskiy noch am Vuelta-Sieger von 2010  vorbeiziehen und den größten Erfolg seiner Karriere feiern. Der resignierende Nibali wurde mit 20 Sekunden Rückstand Zweiter. Gasparotto gewann zudem den Sprint der Verfolger und und machte als Dritter den Astana-Triumph komplett.

„Als ich angriff und Nibali jagte, dachte ich nicht, dass ich eine Siegchance hätte, sondern, dass ich um Platz zwei kämpfen würde“, kommentierte Iglinskiy seinen furiosen Auftritt im Finale. „Aber dann habe ich ihn gestellt und gesehen, dass er in keiner guten Position war. Deshalb trat ich sofort an. Das ist der bisher größte Sieg in meiner Karriere“, so der ältere der Iglinskiy-Brüder, dessen Landsmann und Teamkollege Alexander Winokurow vor zwei Jahren in Ans triumphiert hatte.

Die Plätze vier bis sechs belegten der erneut sehr starke Franzose Thomas Voeckler (Europcar), der im Finale groß auftrumpfende Ire Dan Martin (Garmin-Barracuda) und der Niederländer Bauke Mollema (Rabobank).

Auf den Plätzen sieben bis zehn folgten der Spanier Samuel Sanchez (Euskaltel), der wieder pech mit einem Defekt hatte, der Italiener Michele Scarponi (Lampre-ISD), der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) und der Belgier Jelle Vanendert (Lotto-Belisol). Vorjahressieger Philippe Gilbert (Omega Pharma Quickstep) konnte im Finale nicht mehr mithalten und musste sich mit Platz 16 begnügen.

Den ersten Aufreger bei der La Doyenne gab es bereits in der Neutralisation, als der Baske Igor Anton (Euskaltel) stürzte und sich dabei das Schlüsselbein brach. Die Gruppe das Tages stand allerdings erst nach 45 Kilometern, nachdem einige Attacken zuvor erfolglos geblieben waren. Der Italiener Dario Cataldo (Omega Pharma QuickStep) fuhr dem Feld davon, ihm setzten Simon Geschke (Argos-Shimano) und der Belgier Kevin Ista (Accent Jobs) nach.

Nicht alle im Peloton gaben sich mit dieser Rennsituation zufrieden. Der Italiener Alessandro Bazzana (Team Type 1), der Belgier Gregory Habeaux (Accent Jobs) und der Niederländer Reinier Honig (Landbouwkredit) machten sich auf die Verfolgung des Trios. Bei Rennkilometer 60 kam es zum Zusammenschluss, so dass von nun an sechs Fahrer das Geschehen bestimmten. Bis zu Kilometer 100 baute die Spitze ihren Vorsprung auf 12:35 Minuten aus, doch danach nahmen die Schwierigkeiten auf der Strecke sowie die Bemühungen der Teams im Hauptfeld deutlich zu.

Zur Halbzeit - bei Kilometer 129 - waren der Maximalvorsprung bereits halbiert. Danach änderte sich nicht viel am Abstand und nach 150 Kilometern hatten Geschke und Co. ihren Vorsprung sogar wieder leicht auf 8:10 Minuten ausbauen können.

Lange konnten sich die Ausreißer daran aber nicht erfreuen. Nach dem vierten von insgesamt elf Anstiegen (km 167) war durch die Tempoarbeit von Liquigas-Cannondale  der Vorsprung auf unter fünf Minuten zurückgegangen. Auf der anschließenden Abfahrt kam dann die Schrecksekunde für Geschke. Der Argos-Profi stürzte und zog sich dabei Gesichtsverletzungen zu. Geschke konnte das Rennen zwar fortsetzen, seine ehemaligen Begleiter waren ihm aber enteilt, so dass sich der 26-Jährige bald im Hauptfeld wieder fand.

So verblieben an der Spitze nur noch fünf Fahrer, von denen Cataldo den stärksten Eindruck hinterließ. Dahinter hatte sich aber bei Kilometer 175 eine drei Fahrer starke Verfolgergruppe gebildet, bestehend aus den Franzosen Pierre Rolland (Europcar) und David Lelay (Saur-Sojasun) sowie dem Weißrussen Vasili Kiriyenka (Movistar), die den Rückstand auf die Spitze auf zwei Minuten verkürzen konnte. Knapp dahinter folgte das Hauptfeld, in dem mittlerweile RadioShack-Nissan die Kontrolle übernommen hatte.

60 Kilometer vor dem Ziel waren Rolland und seine beiden Begleiter zur Spitzengruppe vorgefahren, so dass nun acht Fahrer das Rennen anführten. Das Peloton wies zu diesem Zeitpunkt aber auch nur noch rund 90 Sekunden an Rückstand auf. Auf den folgenden Kilometern mussten Ista und Habeaux ihren Anstrengungen Tribut zollen und auch Bazzana und Honig mussten abreißen lassen. Das Feld lag 45 Kilometer vor dem Ziel weiterhin in Lauerstellung, mit etwas über eine Minuten Rückstand auf das verbliebene Quartett.

Als das Rennen in die entscheidende Phase ging, wurde Mitfavorit Alejandro Valverde (Movistar) durch einen Defekt gestoppt. Damit war für den zweifachen Doyenne-Gewinner das Rennen gelaufen. An der Redoute (KM 223) attackierte keiner der Favoriten, so dass die Konstellation unverändert blieb: Vorne lagen Rolland, Kiriyenka und der nimmermüde Cataldo, nachdem auch LeLay zurückgefallen war. Allerdings hatte das  Spitzentrio 25 Kilometer vor dem Ziel auch nur noch 25 Sekunden an Vorsprung auf das von BMC angeführte Peloton um die meisten Favoriten.

20 Kilometer vor dem Ziel ging es in den knapp zehn Prozent steilen Anstieg Côte de la Roche-aux-Faucons. Hier fuhr Rolland als Solist hinein, wurde aber kurz darauf vom attackierenden Vincenzo Nibali (Liquigas) eingeholt, der nur noch die beiden Belgier Jelle Vanendert (Lotto Belisol) und Philippe Gilbert (BMC) im Schlepptau hatte.

Als sich das Tempo etwas beruhigt hatte, konnten weitere Fahrer, darunter auch Thomas Voeckler (Europcar) und das Astana-Duo Robert Kiservlovski und Maxim Iglinskiy an die Spitze zurückkehren. Allerdings trat Nibali auf der Abfahrt erneut an und konnte sich zwischen der Côte de la Roche-aux-Faucons und der der Côte de Saint Nicolas einen Vorsprung von 20 Sekunden auf eine gut 15 Fahrer starke Verfolgergruppe herausarbeiten, in der unter anderem die beiden Schlecks fehlten.

Kurz vor der Cote de Saint Nicolas setzten sich Flèche Wallone-Sieger Rodriguez sowie Iglinskiy aus der Verfolgergruppe ab und bliesen zur Jagd auf Nibali. Im letzten klassifizierten Anstieg des Tages hielt Nibali seinen Vorsprung von gut 30 Sekunden, während Iglinskiy überraschend Rodriguez abschütteln konnte. In der großen Verfolgergruppe hatten derweil Gilbert und Olympiasieger Samuel Sanchez Probleme und fielen zurück.

Auf dem anschließenden Flachstück kämpfte sichd er wie entfesselt fahrende  Iglinskiy immer näher an Nibali heran und holte den verzweifelt kämpfenden Sizilianer an der Flamme Rouge sogar ein. Der Kasache zauderte nicht lange,  schüttelte Nibali ab und holte in Ans für Astana den zweiten Ardennen-Sieg, nachdem sein italienischer Teamkollege Enrico Gasparotto vergangenen Sonntag das Amstel Gold Race hatte gewinnen können. Der von der 20 Kilometer langen Solofahrt völlig ausgepumpte Nibali kassierte auf den letzten Metern noch 20 Sekunden und fuhr kopfschüttelnd über die Ziellinie.

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.04.2012Geschke: "Der Sturz hat alles zunichte gemacht"

(rsn) – Simon Geschke (Argos-Shimano) durchlebte bei der 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht nur auf der Strecke ein Auf und Ab. Der im belgischen Kelmis lebende Berliner hatte sich

23.04.2012"Maxim maximale" wie im Ardennen-Märchen

(rsn) - Die Astana-Mannschaft ist der große Gewinner der Ardennen-Woche. Der gestrige Triumph von Maxim Iglinskiy beim wichtigsten der drei Rennen überstrahlt sogar Enrico Gasparottos Überraschungs

22.04.2012Fränk Schleck zittert sich bei L-B-L auf den 23. Platz

(rsn) – Bei RadioShack-Nissan läuft es in dieser Saison noch nicht rund. Zum Abschluss der ersten Saisonhälfte sollte deshalb bei Lüttich-Bastogne-Lüttich unbedingt noch ein Resultat her. Fränk

22.04.2012Nibali fehlten 1000 Meter zum ersten Klassiker-Sieg

(rsn) – Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) hatte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich schon wie der sichere Sieger ausgesehen. Doch kurz vor dem Ziel zog noch der Kasache Maxim Iglinskiy (Astana) am Vu

22.04.2012Gilbert musste im Finale passen

(rsn) – Im Frühjahr war von Phillipe Gilbert (BMC) nicht viel zu sehen. Pünktlich zu den Ardennen-Klassikern, die der Belgier im letzten Jahr allesamt gewonnen hatte, schien er aber wieder in Form

22.04.2012Igor Anton bricht sich das Schlüsselbein

(rsn) - Für den Basken Igor Anton (Euskaltel) war die 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich beendet, bevor der Ardennen-Klassiker überhaupt begonnen hatte. Der 28-Jährige stürzte in der Ne

22.04.2012Nerz: "Für Nibali ist das Podium drin"

(rsn) – Dominik Nerz und sein Liquigas-Cannndale-Team haben beim 98. Lüttich-Bastogne-Lüttich große Ziele. Kapitän Vincenzo Nibali zählt beim größten der drei Ardennenklassiker zu den Favorit

22.04.2012Omas beste Geschichten

(rsn) - Respekt - 120 Jahre ist Lüttich-Bastogne-Lüttich alt, damit hat sich der Klassiker den Ehrentitel "Doyenne" als ältestes Rennen mehr als verdient. Zur Einstimmung gibt's hier einen bunt

21.04.2012Die passende Antwort auf die Negativmeldung

(rsn - Lüttich). Es war eine intensive und ereignisreiche Woche beim russischen Team Katusha. Eine Woche, die mit dem positiven Dopingtest des Sprinters Denis Galimzyanov begann. Doch bereits am Mitt

21.04.2012Ist Gilbert auf den Punkt topfit?

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet auch diesmal wieder den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Das belgische Radsport-Monument wird am Sonntag zum 98. Mal ausgetragen und ist das älteste

21.04.2012Fahren die Schlecks in Ans um den Sieg mit?

(rsn) – Mit Fränk und Andy Schleck an der Spitze startet RadioShack-Nissan am Sonntag bei der 98. Auflage von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das luxemburgische Brüderpaar belegte im vergangenen Jahr

21.04.2012BMC mit Gilbert, Lodewyck und Van Avermaet zur "Doyenne"

(rsn) - Titelverteidiger Philippe Gilbert führt bei der 98. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich sein BMC-Team an. Der Belgische Meister zeigte zuletzt als Sechster des Amstel Godl race und Drit

Weitere Radsportnachrichten

21.01.2025Es fehlt nur ein überragender Rundfahrer

(rsn) – Kaum ein Team war 2024 in der Breite so gut aufgestellt wie Lidl – Trek. Obwohl in Mattias Skjelmose der beste Profi in der Abschluss-Weltrangliste erst auf Rang zwölf zu finden war, kam

21.01.2025Teutenberg sprintet nach Beinahe-Sturz noch auf Platz vier

(rsn) – Nachdem er als Sechster der Villawood Men´s Classic, einem nationalen Rennen drei Tage vor dem Start der 25. Tour Down Under, bereits bei den Besten hatte mitmischen können, hat Tim Torn T

21.01.2025Alle Etappen im Detail: Strecke der UAE Tour 2025

(rsn) – Auch bei ihrer siebten Auflage bleibt die UAE Tour (2.UWT) ihrem Konzept aus den vergangenen Jahren treu: Die siebentägige Rundfahrt durch die Vereinigten Arabischen Emirate bietet auf offi

21.01.2025Zum Saisonstart erlebt van Baarle einen schweren Rückschlag

(rsn) – Nach zwei schweren Verletzungen im vergangenen Jahr – Schlüsselbeinbruch beim Critérium du Dauphiné, Hüftbruch bei der Vuelta a Espana – sollte es für Dylan van Baarle in der Saison

21.01.2025Emirate setzen für ihre Frauen-Rundfahrt auf bewährtes Konzept

(rsn) – Ohne viele Neuerungen geht die UAE Tour Women (6. bis 9. Februar) in ihre dritte Auflage. Die zweite WorldTour-Rundfahrt des Jahres, die das Abu Dhabi Sports Council unter Mithilfe von Giro-

21.01.2025In dieser Saison heißt es: Die Position behaupten!

(rsn) – Auch im vergangenen Jahr war Elisa Longo Borghini eine der Protagonistinnen in den größten Rennen des internationalen Frauen-Radsport. Die 33-jährige Italienerin gewann für ihr Team Lidl

21.01.2025Classic Loire Atlantique muss abgesagt werden

(rsn) – Aufgrund finanzieller Probleme wird das für den 22. März geplante Eintagesrennen Classic Loire Atlantique (1.1) nicht stattfinden können. Wie die Organisatoren in den Sozialen Medien mitt

21.01.2025Welsford bleibt ´Down Under´ der Sprinter Nummer 1

(rsn) – Sam Welsford macht bei der 25. Tour Down Under da weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat: beim Gewinnen. Der australische Sprinter von Red Bull – Bora – hansgrohe vollendete au

21.01.2025Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.01.2025Van Empel will auch in Zukunft den Schwerpunkt auf Cross legen

(rsn) - Anders als Teamkollege Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der in diesem Winter seine Cross-Kampagne auf vier Einsätze reduziert hat, weil er sich auf die Klassikersaison fokussieren will

20.01.2025Tendenziell stärker als im Vorjahr

(rsn) – Echte Abstiegssorgen werden sich Teambesitzer Gerry Ryan und Manager Brent Copeland vermutlich nicht machen. Nach zwei Dritteln des aktuellen Dreijahreszyklus‘ zur Vergabe der WorldTour-Li

20.01.2025Einbrecher raubten Molanos Haus aus

(rsn) – Juan Sebastián Molano bereitet sich derzeit mit seinem Team UAE Emirates – XRG in Dubai auf die neue Saison vor. Die Abwesenheit des Kolumbianers nutzten laut einer Meldung der Zeitung â€

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)