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22.06.2012 | (rsn) – André Greipel, Marcel Kittel und John Degenkolb mischen die internationale Sprinterszene auf. Aber hinter den drei Aushängeschildern des deutschen Radsports überzeugt eine ganze Reihe weiterer Sprinter mit guten Leistungen. Einer davon ist Michael Schweizer. Der für das Dortmunder Nutrixxion-Abus-Team fahrende Aachener absolviert derzeit die stärkste Saison seiner Karriere und hat mit 28 Jahren den Traum, sich für ein höherklassiges Team zu empfehlen zu können.
Sie waren in diesem Jahr schon Etappensieger bei den Five Rings in Moskau, Etappenvierter bei der Bayern-Rundfahrt, zuletzt Siebter beim ProRace in Berlin und haben Rund um Düren gewonnen - warum läuft es derzeit so gut?
Schweizer: Zum einen zahlt sich meine Trainingsdisziplin langsam aus. Zum anderen bin ich seit dem 1. Mai für zwei Jahre von meiner Arbeit freigestellt und kann mich zu 100 Prozent auf den Radsport konzentrieren. Im Winter habe ich noch Vollzeit gearbeitet und bin dann abends oft von 17 bis 22 Uhr noch fünf Stunden im Dunkeln trainieren gefahren. Das war eine harte Zeit, aber anscheinend trägt sie jetzt Früchte. Dazu kommt, dass ich dieses Jahr der Sprinter in meinem Team bin und die Jungs alles für mich geben. Da fühle ich mich verpflichtet, deren Unterstützung zu belohnen und kann so noch ein paar Prozent mehr bringen. Darüber hinaus haben wir eine sehr gute Stimmung in der Mannschaft und das Radfahren macht einfach ungeheuer viel Spaß.
Auf der 3. Etappe der Bayern-Rundfahrt haben Sie nur knapp das Podium verpasst, obwohl Sie den Sprint von relativ weit hinten gefahren sind. Vor Ihnen waren nur noch Petacchi, Hutarovych und Degenkolb. Heißt das, dass Sie mit diesen Größen mithalten können?
Schweizer: Das war schon ein tolles Ding in Bayern. Vor dieser Etappe hätte ich nicht gedacht, dass ich bei diesem Fahrerfeld so weit vorne landen könnte. Wie Sie schon gesagt haben, kam ich von weit hinten, konnte im Sprint aber noch zu den anderen aufschließen. Ich denke, dass ich eine der höchsten Endgeschwindigkeiten hatte, was mir nun natürlich nicht mehr hilft. Aber wenn ich mit den Großen in einen Sprint komme, denke ich schon, dass ich auf das Podium fahren und mit dem nötigen (großen) Quäntchen Glück sogar gewinnen kann.
Sie starten am Sonntag in Grimma im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften. Ist da ein Sieg drin – mit dem nötigen Quäntchen Glück?
Schweizer: Nein, da bin ich eigentlich ziemlich sicher, dass das Podium nicht drin ist. Nachdem ich mir das Video und den Streckenplan angesehen habe, wird das Rennen auf die lange Distanz richtig schwer und ich denke, dass eine Gruppe den Sieg unter sich ausmachen wird. Aber wenn es zu einem Sprint kommt, werde ich mitmischen und versuchen, meine Chance zu nutzen.
Sehen Sie sich als klassischen Sprinter?
Schweizer: Auf jeden Fall. Allerdings sprinte ich lieber aus kleinen Gruppen heraus, da bei Massensprints auch eine große Portion Glück nötig ist. Womit wir schon bei meinen Schwächen sind – sobald die Straße ansteigt, bleibt mir schnell die Puste weg.
Warum haben Sie nicht schon mit Anfang 20 wie andere auch voll auf den Radsport gesetzt?
Schweizer: Das habe ich. Nach dem Zivildienst, hatte es schon einmal probiert. Damals hatte ich jedoch keine Ergebnisse und es lief auch einfach nicht gut, so dass ich dann die Ausbildung anfing und Radsport nur noch als Hobby machen wollte. Ich habe 2006 eine Ausbildung beim Kreis Aachen begonnen und 2009 abgeschlossen. Danach habe ich bis Mai dieses Jahres dort in der Verwaltung gearbeitet und mich dann beurlauben lassen. Aber zuletzt lief es jedes Jahr etwas besser. Und seit ich 2009 als Amateur bei der DM Sechster im Profirennen wurde, schreibt STAPS meine Trainingspläne und führt Leistungstests mit mir durch. Seitdem habe ichmeine Lesitung stetig verbessert, so dass ich jetzt wieder den Entschluss gefasst habe, es noch einmal als Radprofi zu versuchen.
Sie sind jetzt 28 und im besten Radsportalter. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen, doch noch den Sprung in ein größeres Team zu schaffen?
Schweizer: Ich habe natürlich die Hoffnung, dass ich noch ein paar gute Ergebnisse einfahre und dann die Chance bekomme, mich in einem höherklassigen Team zu beweisen. Und wie schon gesagt glaube ich, dass ich im Sprint bei den Großen ein Wörtchen mitreden kann. Kurzum: Es ist auf jeden Fall mein Ziel und großer Antrieb, weil es einfach der schönste Sport und Job der Welt ist, den ich mir derzeit vorstellen kann. Ich weiß aber auch, dass das mit 28 Jahren nicht so einfach ist wie mit Anfang 20.
Wie verlief Ihr sportlicher Werdegang?
Schweizer: Ich habe mit 16 Jahren mit dem Radsport angefangen, weil ich ein zu schlechter Fußballer war. In den ersten beiden Männerjahren fuhr ich für das Team Köln-Porz in der U23-Bundesliga, bevor ich für zwei Jahre zum Continental-Team ComNet-Senges wechselte. Anschließend fuhr ich drei Jahre als Amateur und absolvierte in dieser Zeit meine Berufsausbildung. Seit 2010 fahre ich für Nutrixxion.
Was haben Sie sich für den Rest der Saison vorgenommen?
Schweizer: Nach der DM am Sonntag werde ich Anfang Juli in Polen die Rundfahrt Course de Solidarnosz (Kat. 2.1) fahren. Dort möchte ich wieder mein Können zeigen. Der weitere Rennplan meines Teams steht noch nicht fest.
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