Nach der WM ist Schluss mit dem Radsport

Judith Arndt: Das neue Leben beginnt in Melbourne

Foto zu dem Text "Judith Arndt: Das neue Leben beginnt in Melbourne"
Judith Arndt nach ihrem zweiten Platz im Olympischen Zeitfahren von London | Foto: ROTH

17.09.2012  |  Valkenburg (dapd) - Eigentlich wird alles so sein wie immer. Judith Arndt wird ein paar Mal tief durchatmen, der Blick starr nach vorn gehen, die Konzentration ganz dem schrillen Piepen der Zeitmessanlage gelten. Doch etwas wird anders sein, wenn die mittlerweile 36-Jährige bei der WM in Valkenburg am Dienstag von der Startrampe rollt: Es wird das letzte Zeitfahren ihrer Karriere sein.

Noch einmal wird Arndt sich quälen, diesmal sind es 24,3 Kilometer durch die niederländischen Ardennenausläufer mit zwei giftigen Anstiegen. Am Samstag steht dann noch das Straßenrennen auf dem Programm, dann ist die Karriere offiziell beendet. Es ist so etwas wie das Jahr der letzten Male für Arndt. Zum letzten Mal nahm die Leipzigerin im August an den Olympischen Spielen teil, zum letzten Mal fuhr sie Weltcuprennen, zum letzten Mal kämpfte sie am Sonntag im Trikot ihres Teams Orica-AIS um den Sieg.

Arndt wird noch einmal Vollgas geben. Die letzten WM-Kilometer einfach genießen, die einmalige Atmosphäre aufsaugen - das entspricht nicht dem Naturell der Olympiazweiten. "Ich sehe vom Kopf her eher die Gefahr, dass man es zu locker nimmt. Dass man sich, wenn es anfängt, richtig wehzutun, sagt: 'Was soll's, es ist eh mein letztes Rennen'", sagte Arndt im Gespräch mit dapd.

Sportlich gehört Arndt noch immer zur Weltspitze, doch der Kopf macht nach anderthalb Jahrzehnten des Nomadenlebens eines Radprofis nicht mehr mit. Es gab etliche Freunde, Bekannte und Weggefährten, die im Verlauf des Jahres versucht haben, Arndt noch einmal umzustimmen. Doch allen sagte sie freundlich, aber bestimmt, dass ihre Zeit auf dem Rad am 22. September abläuft.

Arndt sehnt sich nach einem Stück Normalität, danach, was der Durchschnittsbürger vielleicht als langweilig empfinden würde. "Ich freue mich darauf, jeden Tag nach Hause zu kommen. Ich freue mich darauf, mal abends mit meiner Partnerin allein zu sein", sagt sie. Ihr neues Leben beginnt im November in Melbourne. Dort studiert Arndt dann Soziologie und Kulturwissenschaften. Interessiert hat sie das schon immer, nur parallel zum Radsport wollte sie sich das nicht antun. Halbe Sachen sind nicht Arndts Sache.

Sie war nie jemand, der mit dem Strom schwimmt. Sie hatte immer ihre eigene Meinung und hat sich auch nie gescheut, die öffentlich mitzuteilen. Unvergessen ist der ausgestreckte Mittelfinger, als Arndt in Athen gerade als Olympiazweite im Straßenrennen über den Zielstrich gerollt war. Der Bund Deutscher Radfahrer BDR hatte Petra Rossner bei der Nominierung übergangen. Mit ihr, war sich Arndt damals sicher, hätten die Deutschen Gold gewonnen.

Gedanken macht sich Arndt immer noch. Die Zukunft des Frauen-Radsports sieht sie alles andere als rosig, sollte sich nicht bald etwas ändern. Es ist zwar vieles professioneller geworden, aber nicht unbedingt besser. "Finanziell stehen viele heute schlechter da. Mehr Teams bedeuten ja nicht mehr Geld. Wir sind finanziell ziemlich ausgesaugt", sagte Arndt.

Sie fordert den Weltverband UCI zum Handeln auf. Der solle sich dafür einsetzen, dass die TV-Präsenz steigt und die Sponsoren gelockt werden. "Aber bei der UCI hat man das Gefühl, dass man gegen eine Wand läuft", sagt Arndt. In wenigen Wochen ist sie aber auch diese Sorge los. Dann muss sie sich nicht mehr mit Verbandsfunktionären rumschlagen. Dann stehen Professoren vor ihr.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.09.2012Handbruch: Für Gallopin ist die Saison beendet

(rsn) – Nachdem er sich im WM-Straßenrennen von Valkenburg bei einem Sturz auf der viertletzten Runde die Hand gebrochen hat, ist die Saison für Tony Gallopin beendet. Wie sein RadioShack-Nissan a

24.09.2012Australierin Neylan lässt auch Abus Nutrixxion jubeln

(rsn) – Auch das deutsche Abus Nutrixxion-Team hatte bei der Straßen-WM in der niederländischen Provinz Limburg allen Grund zur Freude. Denn zehn Sekunden hinter der überlegenen Niederländerin M

24.09.2012Boasson Hagen glücklich mit Silber

(rsn) – Edvald Boasson Hagen gelang im WM-Straßenrennen von Valkenburg am Sonntag zwar nicht das gleiche Kunststück wie seinem Landsmann Thor Hushovd, der sich vor zwei Jahren in Melbourne das Reg

24.09.2012Tiernan-Locke überzeugt beim Debüt als Kapitän

(rsn)- Auch das „Team GB“ - wie die Briten ihre Nationalmannschaft nennen - hatte bei der WM in der Provinz Limburg am Sonntag im Straßenrennen das Nachsehen. Mit dem Titelverteidiger Mark Caven

24.09.2012Voeckler: "Ich bereue nichts"

(rsn) - Der Franzose Thomas Voeckler, der am Sonntag das WM-Straßenrennen in Limburg auf dem siebten Platz beendete, lieferte in der neiderländischen Provinz Limburg zwar einen starken Auftritt ab,

24.09.2012Nibali: "Das kann keiner außer Gilbert"

(rsn) – Die Italiener zählten zu den großen Geschlagenen im WM-Straßenrennen von Valkenburg. Doch das Ergebnis täuscht etwas über den Auftritt der Azurblauen hinweg, die zwischenzeitliche mit v

24.09.2012Valverde: "Ich hätte Gold gewinnen können"

(rsn) – Der WM-Dritte Alejandro Valverde hat sich vehement gegen die Kritik seines Teamkollegen Oscar Freire zur Wehr gesetzt. Der dreifache Weltmeister hatte dem Vuelta-Zweiten im Anschluss an das

24.09.2012Gilbert: "Niederlagen machen dich stärker"

(rsn) – Noch vor vier Wochen war die Saison 2012 für Philippe Gilbert eine einzige Enttäuschung. Nach seinem Wechsel zur Startruppe von BMC war dem erfolgreichsten Fahrer des Jahres 2011 kein einz

23.09.2012Degenkolb knapp an einer WM-Medaille vorbei

Valkenburg (dapd/rsn) - Nachdem der große Traum von der WM-Medaille beim Showdown auf dem Cauberg geplatzt war, stand John Degenkolb mit Dreck verschmiertem Gesicht im Ziel in Valkenburg und blickte

23.09.2012Sprenger: "Wir können sehr zufrieden sein"

(rsn) – Nach drei Medaillen in den Zeitfahren kam in den Straßenrennen der Weltmeisterschaften von Limburg für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) keine weitere mehr hinzu. Mit seinem vierten Platz

23.09.2012BMC hat mit Gilbert ersten "eigenen" Weltmeister

(rsn) – Mit Philippe Gilbert hat das BMC Racing- Team nun vier der letzten fünf Weltmeister im Kader. Neben dem 30-Jährigen Belgier, der am Sonntag nach einem Antritt am Cauberg souverän Gold gew

23.09.2012Gilbert stürmt ins Regenbogentrikot, Degenkolb Vierter

(rsn) – Philippe Gilbert ist im WM-Straßenrennen seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Der 30 Jahre alte Belgier siegte nach 267 Kilometern in Valkenburg als Solist. Die Silbermedaille gewann der

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine