Vuelta: Niederländer überrascht die Sprinter

Mollema feiert einen von langer Hand geplanten Coup

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Bauke Mollema (Belkin) triumphiert auf der 17. Vuelta-Etappe. | Foto: ROTH

11.09.2013  |  (rsn) – Bauke Mollema hat am Mittwoch die 68. Vuelta a España für sein bisher leer ausgegangenes Belkin-Team gerettet. Der 26 Jahre alte Niederländer überraschte auf den letzten 700 Metern der 17. Etappe, die über 189 Kilometer von Calahorra nach Burgos führte, alle Sprinter in der noch gut 30-köpfigen Spitzengruppe und sicherte sich seinen ersten Tagessieg bei einer der drei großen Rundfahrten.

Nach Mollemas fulminantem Antritt zögerten die Verfolger auf der langen und breiten Zielgeraden zu lange, so dass für den Norweger Edvald Boasson Hagen (Sky) und den Argentinier Ariel Maximiliano Richeze (Lampre-Merida) nur die Plätze zwei und drei blieben. Beide müssen nun ebenso wie der vierplatzierte US-Amerikaner Tyler Farrar darauf hoffen, zum Finale in Madrid doch noch den angestrebten Etappensieg einfahren zu können.

„Ehrlich gesagt habe ich den ganzen Tag daran gedacht, auf dem letzten Kilometer zu attackieren. Ich wusste, dass ich eine Chance haben würde, weil das Feld im letzten Anstieg zusammenschrumpfen würde“, erläuterte Mollema seine Taktik. Fünfter wurde der Schweizer Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard), der sich nach dem heutigen Tag von der diesjährigen Spanien-Rundfahrt verabschiedet, um noch einmal Ruhe und Kraft vor der Straßen-WM in Florenz zu tanken. Eine gute Leistung zeigte auch Paul Voß (NetApp-Endura), der als bester deutscher Fahrer Achter wurde und seine gute Form bestätigte.

In den Top Ten der Gesamtwertung gab es nur eine Änderung, obwohl nach einer spektakulären Windkantenaktion von Alejandro Valverdes Movistar-Team das Feld rund 30 Kilometer vor dem Ziel in zunächst drei Teile zerfiel, von denen nur noch die beiden hinteren zusammenfanden, dann aber mit 1:31 Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe um den Tagessieger und den Gesamtführenden Vincenzo Nibali (Astana) ins Ziel kamen.

„Wegen der Windstaffeln wurde das Feld hier schon kleiner und vorne dabei waren drei von den vier Fahrern, die von uns noch im Rennen sind“, freute sich Mollema über die Konstellation bereits vor dem unmittelbaren Finale, die ihm in die Karten spielte. „Ich habe so sehr gelitten, aber ich habe gedacht, dass dies meine Chance sei und ich sie nutzen müsse.“

Die ersten Vier der Gesamtwertung – Nibali, Chris Horner (RadioShack-Leopard), Valverde und Joaquim Rodriguez (Katusha) -behaupteten bei unveränderten Abständen ihre Positionen, dahinter tauschte der bisher sechstplatzierte Ire Nicolas Roche (Saxo-Tinkoff) mit dem Italiener Domenico Pozzovivo (Ag2R) die Plätze. Der Tscheche Leopald König (NetApp-Endura) bleibt auf Rang acht, liegt jetzt aber nur noch neun Sekunden hinter dem Franzosen Thibaut Pinot (FDJ-fr), der ebenso wie Pozzovivo und Dominik Nerz (BMC) auf der Windkante den Sprung in die erste Gruppe verpasste.

Zuvor hatten zwei Ausreißer der Etappe durch Nord-Spanien ihren Stempel aufgedrückt. Bereits nach zwei Kilometern machten sich der Spanier Francisco Javier Aramendia (Caja Rural) und der Australier Adam Hansen (Lotto Belisol) davon und fuhren sich in Windeseile auf das zunächst bummelnde Feld einen Vorsprung von mehr als sieben Minuten nach 20 gefahrenen Kilometern heraus. Bezeichnenderweise hielten sich Astana und die Sprinterteams zunächst zurück und überließen Lampre-Merida die Nachführarbeit. Die Italiener fuhren für ihren Sprinter Richeze, der in den Sprintankünften bisher zweimal zweiter und einmal Dritter gewesen war.

Bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad sorgte zunächst Gegenwind dafür, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit in den ersten drei Stunden bei 37 km/h blieb. Dabei erreichte der Abstand zwischen Spitze und Feld nach 50 Kilometern seinen Maximalwert von gut acht Minuten. An der ersten Bergwertung des Tages bei Kilometer 116 waren davon noch rund 4:40 Minuten übrig.

Auf den folgenden gut 20 Kilometern bis zur zweiten und letzten Bergwertung verlor das Duo bei mittlerweile vorherrschendem Rückenwind 1:30 Minuten. Am Alto de Valmala sicherte sich Edet hinter Hasen und Aramendia den letzten Punkt. In der Abfahrt und dem folgenden Flachstück wurde das Tempo im Feld deutlich erhöht, bevor knapp 30 Kilometer vor dem Ziel Valverdes Movistar-Mannschaft auf die Windkante ging, wodurch das Feld drei Teile auseinander brach. Als Nebeneffekt sank der Rückstand zu den beiden Ausreißern schnell auf unter eine Minute.

Movistar, RadioShack-Leopard, vor allem aber Saxo-Tinkoff schlugen nun ein höllisches Tempo ein – vor allem die Riis-Truppe hatte jeden Grund, den Abstand zu den Verfolgern zu erhöhen, denn in der zweiten Gruppe waren Pinot und Pozzovivo dabei, der als Fünfter des Gesamtklassements nur fünf Sekunden vor Roche lag. 21 Kilometer vor dem Ziel wurden Hansen und Aramendia gestellt, sieben Kilometer später vereinten sich die zweite und die dritte Gruppe zum Hauptfeld.

Die rund 40 Fahrer starke erste Gruppe mit dem Roten Trikot und fast allen Favoriten ging mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Stadtkurs nach Burgos hinein. Es blieb zunächst Saxo-Tinkoff vorbehalten, auf den letzten 13 Kilometern die Lokomotive des ersten Schnellzugs zu bilden, ehe Diego Ulissi (Lampre-Merida) rund neun Kilometer vor dem Ziel im letzten, nicht kategorisierten Anstieg des Tages attackierte.

Doch der Italiener, dessen Team sich schon bis dahin viele Fleißpunkte verdient hatte, wurde gut fünf Kilometer vor dem Ziel auf engen und verwinkelten Straßen wieder eingefangen. Ebenfalls erfolglos blieb der Versuch des Esten Tanel Kangert (Astana), so dass die Spitzengruppe in geschlossener Formation die lange und breite Zielgerade erreichte.

Es war dann Mollema, der 700 Meter vor dem Ziel doch noch den Sprintern einen Strich durch die Rechnung machte. Der Sechste der Tour de France, der bei dieser Vuelta zunächst mit Ambitionen im Gesamtklassement angetreten war, diese dann aber schnell begraben musste, zog davon und profitierte von der Uneinigkeit der Verfolger. Zu spät traten Boasson Hagen, Richeze und Farrar an, als dass sie Mollemas ersten Etappensieg bei einer großen Rundfahrt noch hätten gefährden können.

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