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14.05.2014 | (rsn) - 700 Meter zu lang und ein paar Steigungsprozente zu steil war der Mount Diablo für den Gesamtführenden der 9. Kalifornien-Rundfahrt, Bradley Wiggins (Sky). Der Zeitfahrsieger vom Vortag hat auf der 3. Etappe trotz einer zunächst souveränen Vorstellung 20 Sekunden eingebüßt und muss nun wohl doch noch einmal um den von vielen bereits als sicher angesehenen Gesamtsieg fürchten.
Denn ausgerechnet der Zeitfahrdritte Rohan Dennis (Garmin-Sharp) glänzte am Teufelsberg und halbierte seinen Rückstand auf Wiggins mit seinem bislang wichtigsten Profisieg beinahe. Der Australier gewann das dritte Teilstück der achttägigen Rundfahrt mit einem Angriff auf den bis zu 17 Prozent steilen, letzten 700 Metern.
„Im vergangenen Jahren war ich drei Kilometer vor dem Ziel leer“, erinnerte sich der Etappengewinner an seine Erlebnisse aus 2013. „Diesmal sah sah ich auf den letzten beiden Kilometern, wie andere Fahrer um mich herum nicht mehr konnten und das gab uns zusätzliche Motivation. Wir sagten Janier Acevedo, dass er auf den letzten 1.500 Metern attackieren sollte und das gab uns den letzten Schub. Als er beschleunigte und dann Adam Yates loszog, beschloss ich auch anzugreifen. Das war dann alles oder nichts.“
Der 23 Jahre alte Dennis kam schließlich sechs Sekunden vor dem Portugiesen Tiago Machado (NetApp-Endura) und acht Sekunden vor Lawson Craddock (Giant-Shimano) aus den USA ins Ziel. Vierter wurde Adam Yates (Orica-GreenEdge) mit elf Sekunden Rückstand. Der 21-jährige Brite hatte mit seinem Angriff den Schlagabtausch der Kletterer an der Schlussrampe eröffnet und somit auch Dennis zu seinem Konter angespornt.
Bevor Yates seinen Angriff setzte, schien Wiggins alles im Griff zu haben. Der Tour-de-France-Sieger von 2012 übernahm die Führung im Feld rund sieben Kilometer vor dem Ziel, als seine letzten Teamkollegen zurückfielen, und fuhr von dort an bis zur 1.000-Meter-Marke alles von vorne. Unter seinem Tempodiktat verkleinerte sich die Favoritengruppe nach und nach auf 15 Fahrer, doch die stärksten Kletterer wurde der Brite nicht los.
Immerhin konnte Wiggins durch sein hohes Tempo frühe Angriffe der Bergspezialisten unterbinden, und so musste er erst rund 1,5 Kilometer vor dem Ziel eine erste Attacke des Kolumbianers Janier Acevedo (Garmin-Sharp) - im vergangenen Jahr hinter Leopold König (NetApp-Endura) Etappenzweiter am Mount Diablo - abwehren. Das gelang ihm noch, doch auf dem letzten Kilometer hatte Wiggins nichts mehr entgegenzusetzen, als erst Yates und im Gegenzug Dennis losspurtete.
„Das ist das erste Mal in beinahe zwei Jahren, dass ich in einer solchen Hitze gefahren bin. Es braucht eine Zeit, bis man sich daran gewöhnt. Ich bin jetzt schon ein wenig kaputt“, meinte Wiggins, der als Neunter völlig entkräftet über die Ziellinie rollte. „Meine Mission war es, keine Zeit zu verlieren und nicht zu explodieren. Ich bin Tempo gefahren um sicherzustellen, dass niemand davon zog. Wir sind diesen Berg vor einer Woche schon gefahren. Es ist ein schwerer Anstieg, besonders auf den letzten 300 Metern“, meinte der Sky-Kapitän, der auch genau hier die entscheidenden Sekunden verlor.
Trotzdem verteidigte der 34-Jährige sein Gelbes Trikot. In der Gesamtwertung liegt Wiggins nun 24 Sekunden vor Tagessieger Dennis und 1:05 Minute vor Machado an der Spitze. „Unser Ziel war, den Erfolg vom letzten Jahr zu wiederholen und wir waren kurz davor“, kommentierte Machados Sportlicher Leiter Aklex Sans Vega den zweiten Platz seines Kapitäns. „ Wir haben bereits am Morgen vereinbart, dass wir bis zu den letzten 400 Metern abwarten, denn erst dann wird es am steilsten. Tiago hat das sehr gut umgesetzt und mit seinem zweiten Platz sind wir sehr glücklich. Wir haben eine gute Position in der Gesamtwertung und diese wollen wir jetzt auch verteidigen.“
Dazu stehen die Aussichten gut, auch wenn Machados Vorsprung auf den auf Position vier folgenden Craddock (+ 1:21 Minute) nur 16 Sekunden beträgt. deutlicher ist er da schon auf Yates (+ 2:10 Minuten) und BMC-Kapitän Peter Stetina (+ 2:24 Minuten), der bis zum letzten Kilometer den gesamten Berg hinauf an Wiggins Hinterrad gefahren war.
Bevor auf den letzten Kilometern in Richtung Gipfel des Mount Diablo der Kampf um den Gesamtsieg entbrannte, bestimmte eine zunächst acht- und später siebenköpfige Spitzengruppe um die beiden Deutschen Ruben Zepuntke (Bissell) und Paul Voß (NetApp-Endura) das Rennen. Sie erarbeitete sich zwischendurch knapp sieben Minuten Vorsprung, doch das meist von Sky angeführte Feld hatte das Rennen stets unter Kontrolle.
Auf den letzten 35 Kilometern erhöhten die Briten das Tempo bei den Verfolgern deutlich und bereiteten so den Schlagabtausch am rund 17 Kilometer langen Schlussanstieg vor. Mit 2:30 Minuten Rückstand erreichte das Feld den Fuß des Berges, wo die Spitzengruppe langsam zu bröckeln begann.
Während Zepuntke schon bald abreißen lassen musste, biss sich Voß lange fest. Der NetApp-Endura-Fahrer gehörte zu den drei letzten Verbliebenen der Ausreißergruppe und gab auch nicht auf, als er von Luis Lemus Davila (Jelly Belly) und Rob Squire (Jamis-Hagens Berman) zwei Mal innerhalb kurzer Zeit abgeschüttelt wurde. Der 28-Jährige kämpfte sich immer wieder zurück, bis er rund 7,5 Kilometer vor dem Ziel endgültig nicht mehr mithalten konnte. Wenig später wurde Squire von dem durch Wiggins angeführten Feld geschluckt, und auch der Mexikanische Meister konnte sich nur noch bis sechs Kilometer vor dem Ziel an der Spitze behaupten.
Anschließend begann das Warten auf den ersten Vorstoß eines Mitfavoriten in der Wiggins-Gruppe. Es schien als hätten alle dort Anwesenden zu großen Respekt vor dem Tempo, das der sehr souverän und ruhig wirkende Wiggins anschlug. So dauerte es bis zum Angriff von Acevedo 1,5 Kilometer vor dem Ziel, ehe sich etwas tat - im Nachhinein die perfekte Vorarbeit für den späteren Antritt von Dennis in Richtung Etappensieg.
Die Kalifornien-Rundfahrt geht am Mittwoch mit einer Flachetappe über 165 Kilometer von Monterey nach Cambria weiter. Die Entscheidung um den Gesamtsieg wird voraussichtlich am Freitag am rund 2.200 Meter hohen Mountain High fallen.
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