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26.09.2014 | (rsn) - Vier Tage, nachdem Lisa Brennauer den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren gewonnen hat, geht die Allgäuerin in Ponferrada auch ins Straßenrennen als Mitfavoritin. Doch das deutsche Team hat auf den sieben jeweils 18,2 Kilometer langen Runden noch zwei weitere heiße Eisen im Feuer: Claudia Lichtenberg und Trixi Worrack.
„Es wird keinen ausschließlichen Kapitän geben“, sagte daher Bundestrainer André Korff am Donnerstagabend im Pressegespräch im Keller des Teamhotels am Fuß des ersten von zwei Anstiegen, die auf der Runde rund um die WM-Stadt bewältigt werden müssen.
Dass die Deutschen sich nicht festlegen, hat vor allem einen Grund: Die Strecke ist sehr schwer einzuschätzen. Zwar sind die Anstiege nicht ganz so schwer wie 2013 in Florenz, doch die dortige WM-Zwölfte Lichtenberg betonte im Gespräch mit radsport-news.com: „Man darf nicht vergessen, dass wir letztes Jahr am Anfang 50 flache Kilometer hatten. Das war mehr als eine Stunde, die man einfach mitrollen konnte.“ In Ponferrada hingegen geht es schon nach drei Kilometern in den ersten Anstieg hinein. „Das wird auf Dauer schon zehren. Deshalb denke ich, dass es vergleichbar schwer wird.“
Da die Steigungsprozente allerdings nicht ins Unermessliche klettern, muss es nicht unbedingt eine kleine, leichte Bergspezialistin sein, die sich in Spanien durchsetzt. Und an dieser Stelle kommt Brennauer wieder ins Spiel. Die Zeitfahr-Weltmeisterin ist bestens aufgelegt und verfügt über viel Kraft, was sie bei den internationalen Medienvertretern zur Favoritin macht. Die 26-Jährige bewies in diesem Jahr mehrfach, dass sie auch im Sprint inzwischen mit Weltmeisterin Marianne Vos mithalten kann.
Trotzdem hält man im deutschen Lager das Wort „Favoritin“ für etwas zu groß. Diese Rolle gehöre andere – und wie gewohnt natürlich vor allem einer: Vos. Auch wenn die Titelverteidigerin im September bei der Boels Rental Ladies Tour ausstieg und zu WM-Beginn im Mannschaftszeitfahren von ihren Rabobank-Teamkolleginnen abgehängt wurde, meint Korff: „Marianne war in den letzten Jahren dominierend und man muss sie immer auf dem Schirm haben – auch wenn es in letzter Zeit nicht so rund bei ihr lief.“
Außerdem gehören Weltcup-Gesamtsiegerin Elizabeth Armitstead aus Großbritannien, Evelyn Stevens aus den USA und die Schwedin Emma Johansson sowie die Französin Pauline Ferrand-Prevot und Neuseelands Linda Villumsen zum engsten Favoritenkreis – sowie das italienische Trio Elisa Longo Borghini, Rossella Ratto und Tatiana Guderzo.
„Es ist an einer Hand abzuzählen, wer im Finale attackieren kann. Und da muss dann eben eine von uns dabei sein“, so Lichtenberg, die im Juli Gesamtsechste beim Giro Rosa wurde und anschließend Mitte August die Route de France gewann. Ihre Form schien im Verlauf des Jahres immer besser zu werden. „Ich fühle mich auch momentan noch stark“, bestätigte Lichtenberg.
Sollte das Rennen ähnlich laufen wie das der U23-Männer, so wären Lichtenberg und Worrack wahrscheinlich diejenigen, die am letzten Berg die Attacken der Konkurrenz mitzugehen versuchen, während Brennauer in der ersten größeren Gruppe auf einen Sprint hofft. „Wenn nur die reinen Bergfahrerinnen mitkommen, dann sieht es für mich schlecht aus“, gab Brennauer zu. „Aber es ist eben schwer einzuschätzen. Der erste Anstieg liegt mir, da kann ich gut drüberdrücken, aber der zweite wird schwerer.“
Die erfahrene Worrack glaubt, dass es zunächst ein Ausscheidungsrennen geben wird und dann recht spät die Favoritinnen attackieren, um auch Vos loszuwerden. „Wir wissen ja alle, dass man sie nicht mit auf die Zielgerade bringen sollte“, so die 32-Jährige.
Die Überfliegerin der letzten Jahre ist geschwächt und hat auch nicht das erhofft starke Team an ihrer Seite, weil Annemiek Van Vleuten und Anna Van der Breggen, die im vergangenen Jahr im Finale einen sehr guten Job für Vos machte, nach ihren Stürzen aus dem Teamzeitfahren fehlen werden. „Das macht das Rennen jetzt offener und interessanter“, hofft Brennauer. „Denn die Dominanz der Holländerinnen hätte dazu führen können, dass die meisten nur abwarten und reagieren.“
Um Brennauer, Lichtenberg und Worrack bis ins Finale bestens zu unterstützen hat Korff Charlotte Becker, Romy Kasper, Corinna Lechner und Stephanie Pohl als reine Helferinnen mitgenommen. Auch an sie sind große Erwartungen geknüpft, denn ein Szenario wie das von 2013 will Korff nicht noch einmal erleben. Damals wurde das deutsche Team in den engen Straßen von Florenz durch eine Tempo-Offensive der USA überrascht und war sehr früh dezimiert.
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