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20.10.2014 | "Start frei" für die zweite Hälfte unserer Tour de France 2015 - wieder mit Raritäten und Dauergästen, Innovationen und Traditionen.
Tour-Reporter Felix Mattis (u.a. radsport-news.com & TOUR-Magazin) und Eurosport-Experte Andreas Schulz präsentieren das Ergebnis langer Abende am Kartentisch:
Mi. 15.7.: 10. Etappe Barcelonnette – Manosque, 174km Stargast am Start ist Bernard Thevenet, der fast auf den Tag 40 Jahre zuvor beim bislang einzigen Tour-Besuch in Barcelonnette von dort im frisch eroberten "maillot jaune" am Nationalfeiertag zu einem großen Sieg startete, der ihm den Tour-Triumph bringen sollte. Heute aber geht es südlich direkt über den Col d’Allos und dann in ewig lang gezogener Abfahrt über Colmars nach Castellane am ersten Verdon-See. Von dort aus die Verdon-Schlucht entlang bei atemberaubender Kulisse (Col d’Illoire) hinunter an den Lac de Sainte-Croix ins malerische Moustiers-Sainte-Marie und ab dort flach nach Manosque. Eine Sprinter-Etappe für die, die am Anfang über den Allos kommen. Oder ein Solist schreibt wie bei der bisher einzigen Tour-Ankunft in Manosque Geschichte: Jose-Luis Viejo kam 1976 nach einer Flucht über 160km mit 22:50 Minuten Vorsprung an - noch immer Tour-Rekord für die Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Berg- und Sprintwertungen: Col d’Allos (1.Kat.) - Castellane (Sprint) - Col d’Illoire (3.Kat.) - Cote de Moustiers (3.Kat.) - Riez (Sprint)
Do. 16.7.: 11. Etappe Manosque – Mont Ventoux, 139km Nächste Premiere der Tour: Nach der Ankunft am Bonnette nun der Ventoux im Doppelpack. Klingt brutal, ist aber auch nicht schwerer als jede andere anspruchsvolle Berg-Kombination: Die lange Abfahrt und das Flachstück zum zweiten Anstieg entschärfen die Etappe. Von Manosque geht es nach Apt, dann nördlich nach Sault und auf dem leichtesten Weg auf den Ventoux (25km/4,5%). Es folgt die Abfahrt nach Malaucene, von dort hinüber nach Bedoin - wo die klassische Auffahrt zum Giganten der Provence beginnt (22,6km/7,1%). "Pflicht" ist der Ventoux bei dieser Tour, um wie bei der ASO üblich an "Helden" frühere Jahre zu erinnern. Louison Bobet hängte 1955 dort alle Rivalen ab und legte den Grundstein für seinen dritten Gesamtsieg, Raymond Poulidor feierte am Gipfel 1965 einen seiner großen Siege (gewann aber die Tour wieder nicht). Berg- und Sprintwertungen: Apt (Sprint) - Sault (Sprint) - Mont Ventoux (HC) - Mont Ventoux (HC)
Fr. 17.7.: 12. Etappe Carpentras – Mende, 182km Bekannt für den Anstieg zum Flugplatz, geben wir auf dieser Etappe lieber den Sprintern eine Chance. Von Carpentras geht es an die Ardeche und dem Fluß folgend bis Vallon-Pont-d’Arc. Dann nach Westen nach Les Vans und von dort in bergiges Gebiet über Villefort nach Bagnols-les-Bains. Dem Fluß Lot folgt die Strecke leicht abwärts dem Ziel entgegen nach Mende. Berg- und Sprintwertungen: Bollème (Sprint) - Vallon Pont d’Arc (Sprint) - Col du Mas de l’Ayre (3.Kat.) - Cote de Bleymard (4.Kat.)
Sa. 18.7.: 13. Etappe Mende – Mazamet, 209km Von Mende macht sich das Peloton auf den Weg nach Südwesten über Saint-Enimie zum optischen Leckerbissen Tarn-Schlucht und über Mostuejouls nach Millau. Dem Zwischensprint auf dem Viadukt schließt sich die Bergwertung in Creissels an. Auch in Saint-Affrique und Saint-Sernin-sur-Rance gibt es Kletterpunkte. Bevor Albi erreicht würde, biegt der Kurs in Alban ab und führt über Castres nach Mazamet. Unser Besuch im Zielort dient ausdrücklich nicht der Ehrerbietung an den umstrittenen Laurent Jalabert, sondern soll einen anderen Profi aus Mazamet würdigen: Christophe Bassons. Berg- und Sprintwertungen: Millau (Sprint) - Cote de Creissels (4.Kat.)- Cote d’Affrique (4.Kat.) - Cote de Saint Sernin (3.Kat.) - Alban (Sprint)
So. 19.7.: 14. Etappe Carcassonne – Ax-les-Thermes, 193km Aus der Altstadt macht sich das Feld auf den Weg in die Pyreänen zu einem Teilstück, auf dem viele Fahrer eine Chance wittern können. Nach einer flachen ersten Rennstunde wartet hinter Quillan der selten gefahrene Col de Jau (13,3km/6,6%), über den Prades erreicht wird. Dort startet der in Volksmund Col du Calvaire genannte Anstieg, der einen "Leidensweg" von über 40 Kilometern nach Font Romeu bedeutet. Allerdings steigt die Straße im Schnitt nur mit 3,2% an, bis das bekannte Höhentrainingszentrum für Sportler aller Disziplinen erreicht wird. An der Grenze zu Spanien und Andorra entlang ist schließlich noch der Col de Puymorens (19km/3,5%) zu bezwingen, bevor es hinunter ins Ziel nach Ax-les-Thermes geht. Berg- und Sprintwertungen: Quillan (Sprint) - Col de Jau (1.Kat.) - Prades (Sprint) - Font Romeu/Col du Calvaire (2.Kat.) - Col de Puymorens (1.Kat.)
Mo. 20.7.: RUHETAG in Saint-Gaudens Am Nachmittag wird in einer Gedenkzeremonie dem 1995 am Portet d'Aspet tödlich verunglückten Fabio Casartelli gedacht.
Di. 21.7.: 15. Etappe Bergzeitfahren Soulom – Cauterets Cambasque, 16km Nach über einem Jahrzehnt ist es höchste Zeit, dass sich die Stars der Tour im Kampf gegen die Uhr bergan messen. Vorbild dieser Etappe ist das BZF der Route du Sud aus dem Jahr 2008, um Dauer und Abstände einschätzen zu können. Der Anstieg ist 16km lang und im Schnitt 5,1% steil (max. 10%), der Sieger sollte ca. 35 Minuten benötigen. Die Tour war seit 1995 nicht mehr in Cauterets, denn dort befand sich das Ziel jener Etappe, auf der Casartelli tödlich stürzte. Daher ist dieses Teilstück dem Italiener gewidmet. Berg- und Sprintwertungen: Cauterets Cambasque (1.Kat.)
Mi. 22.7.: 16. Etappe Tarbes – Bordeaux, 226km Hier kommt DIE klassische Sprintetappe - fünf Jahre anch dem Sieg von Mark Cavendish können sich endlich die Sprinter wieder am Ende einer fast topfebenen Streckenführung austoben. Von Tarbes müssen sie geradewegs nordwestlich ins pittoreske Mont-de-Marsan und weiter nordwestlich Richtung A63. Kurz vor der Autobahn auf Höhe von Biscarrosse dann nördlich weiter nach Bordeaux. Ob wie 2010 wieder Hollywood-Stars wie Tom Cruise und Cameron Diaz mit von der Partie sein werden, ist noch offen... Berg- und Sprintwertung: Mont-de-Marsan (Sprint) - Le Barp (Sprint)
Do. 23.7.: 17. Etappe Cadillac – Tulle, 197km Aus dem Ort mit dem coolen Namen unweit von Bordeaux geht es auf eine Etappe mit spannendem Finale. Denn in Tulle geht es zum Ziel 2,1km bei 5,6% hinauf- da können sich Ausreißer um den Sieg, Sprinter um Punkte und Podiumskandidaten um Sekunden balgen. Das alles unter den Augen des langjährigen Bürgermeisters, der inzwischen andere Aufgaben hat: Präsident Francois Hollande wird der Ehrengast dieses Tages sein. Zudem wird sein deutscher Amtskollege mit in Tulle weilen - und sein Kommen hat auch einen ernsten Hintergrund. Denn 60 Jahre nach Kriegsende wird auch des Massakers gedacht, welches die SS hier verübte. Berg- und Sprintwertungen: Périgueux (Sprint) - Cote de Fossemagne (4.Kat.) - Brive la Gaillarde (Sprint) - Cote de Saint-Adrian (4.Kat.)
Fr. 24.7.: 18. Etappe Einzelzeitfahren um den Lac de Vassiviere, 46km Zum vierten Mal findet am Ende einer Tour ein großes Zeitfahren auf diesem Kurs statt - nach 1985, 1990 und 1995. Auf dem welligen Kurs kommen einige Höhenmeter zusammen und es sind Minutenabstände in den Top-Ten des Zeitfahrens garantiert. Die Protagonisten der früheren Kämpfe gegen die Uhr werden auf dem Podium bejubelt werden: Das gilt neben Miguel Indurain (95) und Erik Breuink (90) besonders für Greg LeMond (85). Sein Sieg damals war der erste eines US-Amerikaners bei einer Tour-Etappe überhaupt. Um fünf Sekunden lag er im EZF vor Teamkollege Bernard Hinault, der an dieser Stelle seinen fünften Tour-Triumph perfekt machte. Und 1990 schnappte er sich am vorletzten Tag noch Gelb durch eine EZF-Aufholjagd von Claudio Chiappucci. Berg- und Sprintwertungen: keine
Sa. 25.7.: 19. Etappe Nedde– Puy de Dome, 189km Eine letzte Bergankunft am Vorabend von Paris könnte der 102. Tour ein großes Finale bescheren. Von Nedde aus, wo beim Zeitfahren der letzte Zwischenmesspunkt liegt, führt die Etappe nach Ost-Südost, über leicht welliges Terrain und kleine, kurvige Straßen nach Super Besse - bei der Tour inzwischen regelmäßig im Programm. Das Feld wird durch den Col de la Croix-Morand und Col de la Moreno weiter auseinandergezogen werden. Von Clermond-Ferrand aus werden sich nur noch kleine Grüppchen in den 14-km-Schlussanstieg bei 7,3% aufmachen. Seit 1988 war die Tour am Vulkankegel nicht mehr zu Gast. Doch die bestens ausgebaute Versorgungsstraße, die neben der Trasse der Besucherbahn ins Ziel auf 1415m führt, ermöglicht durchaus einen Schlagabtausch zum großen Tourfinale. Nur die Werbekarawane und die Teambusse müssen unten bleiben. Etliche große Kletterkünstler haben am Puy de Dome schon gewonnen, die Tour-Organisatoren aber hoffen im Idealfall auf ein so episches Duell wie zwischen Anquetil und Poulidor 1964. Berg- und Sprintwertungen: La Courtine (Sprint) - Super Besse/Col de la Geneste (2.Kat.) - Col de la Croix-Morand (2.Kat.) - Col de la Moreno (2.Kat.) - Clermont Ferrand (Sprint) - Puy de Dome (HC)
So. 26.7.: 20. Etappe Orleans - Paris Arc de Triomphe, 145km Zu Ehren von Hinault startet die Schlussetappe wie bei seinem letzten Tour-Sieg in Orleans, bevor es kurz vor Paris wie schon Tradition am Dopinglabor von Chatenay-Malabry und der Eurosport-Zentrale in Issy-les-Moulineaux vorbei geht. Mit einem Zwischensprint am Stade Jean Bouin direkt beim Prinzenpark wird einer Sport-Schallmauer gedacht: Vor 30 Jahren überquerte dort Sergei Bubka erstmals 6 Meter mit dem Stab. Danach macht das Feld einen Abstecher hinauf auf den Hügel von Montmarte, um dort am Ende der Rue Lepic die letzte Bergwertung der Tour auszufahren. Neu ist das Ziel der Schlussetappe: Um es den reinrassigen Sprinter etwas schwerer zu machen, liegt es nun oben im Schatten des Arc de Triomphe. Statt der schwierig zu meisternden Anfahrt über die Place de la Concorde muss jetzt mit der merklichen Steigung der Champs Elysées gekämpft werden, bevor der letzte Etappensieg vergeben ist. Berg- und Sprintwertungen: Stade Jean Bouin (Sprint) - Butte Montmarte (4.Kat.) - Place de la Concorde nach der 1. Runde (Sprint)
Als Vergleich hier die Eckdaten unserer Tour gegenüber der Ausgabe 2014: Wir kommen auf eine Gesamtstrecke von 3134 Kilometer und 27 schwere Anstiege (6 x HC, 7 x 1. Kategorie, 14 x 2. Kategorie). Die ASO schickte die Fahrer in diesem Jahr über 3664 Kilometer und 25 schwere Berge (6 x HC, 11 x 1. Kategorie, 8 x 2. Kategorie).
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