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12.03.2015 | (rsn) – Auf der Königsetappe der 73. Auflage von Paris-Nizza hat das britische Sky-Team zum Großangriff geblasen und bei der Bergankunft am Croix de Chaubouret einen Doppelerfolg gefeiert. Nach einer Attacke im oberen Teil des zehn Kilometer langen Schlussanstiegs kam der Australische Zeitfahrmeister Richie Porte gemeinsam mit seinem britischen Teamkollegen Geraint Thomas auf den Positionen eins und zwei ins Ziel.
„Das ist ein fantastischer Tag für das ganze Team“, freute sich Porte nach seinem bereits vierten Saisonsieg. „Wir haben am Fuß des letzten Bergs die Führung übernommen. Es war kein leichter Anstieg und hier Erster und Zweiter zu werden ist fantastisch.“
Das Gelbe Trikot allerdings konnte der Paris-Nizza-Gewinner von 2013 noch nicht erobern. Das holte sich Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick-Step) zurück, der mit acht Sekunden Rückstand Rang drei vor dem zeitgleichen Dänen Jakob Fuglsang (Astana) belegte. „Ich bin ein bisschen überrascht, dass ich das Gelbe Trikot wieder habe. Ich hatte heute gute Beine und das Team hat klasse gearbeitet, um mich zum Schlussanstieg zu bringen. Doch als Richie Porte attackierte, konnte ich nicht folgen“, sagte der Pole, der nun mit einer Sekunde vor Porte und deren drei vor Thomas liegt. Zwischen diesen Fahrern dürfte sich nach jetzigem Stand der Kampf ums Gelbe Trikot ausgetragen werden, denn der US-Amerikaner Tejay van Garden (BMC), 17 Sekunden hinter Porte Etappenfünfter, hat auf Rang vier bereits 27 Sekunden Rückstand, Fuglsang liegt weitere fünf Sekunden dahinter auf Rang fünf.
Prologsieger Kwiatkowski hatte gestern die Gesamtführung an Michael Mattews (Orica-GreenEdge) abgeben müssen. Der Australier hielt sich bis in den Schlussanstieg hinein in der Favoritengruppe, konnte aber auf den letzten sechs Kilometern dem Tempo der Kletterspezialisten nicht mehr folgen. Matthews durfte sich im Ziel mit dem Grünen Trikot des punktbesten Fahrers trösten, wogegen der Weltmeister nun auch wieder an der Spitze der Nachwuchswertung steht. „Es war schwerer als ich erwartet hatte. Im Schlussanstieg hatte ich einfach nicht die Beine“, so der 24-jährige Matthews, der aber noch lange nicht die Beine hochnehmen will. „Mein Ziel ist jetzt ein weiterer Etappensieg.“
Matthews war einer der zahlreichen Leidtragenden der Tempoarbeit des Teams Sky. Lars Petter Nordhaug, Nicolas Roche sowie Thomas und Porte übernahmen im 6,7 Prozent steilen letzten Berg das Kommando und behielten auch die Ruhe als Paolo Tiralongo (Astana) es bereits neun Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke versuchte. Doch der erfahrene Italiener wurde schnell wieder eingefangen und danach setzte Sky sein Ausscheidungsfahren fort, dem immer mehr Fahrer zum Opfer fielen.
Die prominentesten waren wohl der junge Niederländer Wilco Kelderman (Team LottoNL-Jumbo) und Rafal Majka (Tinkoff-Saxo), der bereits zuvor in Folge zweier technischer Defekte viel Kraft bei seinen Aufholjagden lassen musste. Das Ziel erreichte der Pole schließlich mit mehr als zwölf Minuten Rückstand, fünf Minuten eher war Tony Martin (Etixx-Quick-Szep) angekommen. Der dreimalige Zeitfahrweltmeister hatte bis vier Kilometer vor dem Ziel als letzter Etixx-Profi seinen Kapitän Kwiatkowski unterstützt, der danach auf sich allein gestellt blieb.
Nachdem Porte und seine Helfer die Favoritengruppe ausgedünnt hatten, attackierte Thomas bereits drei Kilometer vor dem Ziel. Dem Waliser folgten Fuglsang und der Slowene Simon Spilak (Katusha, wogegen der US-Amerikaner Tejay van Garderen (BMC), der Franzose Romain Bardet (Ag2R) sowie der Spanier Ruben Fernandez (Movistar) nicht den Anschluss schafften. Fernandez ging nach einem Anfängerfehler sogar zu Boden, als er sich nach den Verfolgern umschaute und dabei van Garderen touchierte.
Doch Thomas’ Attacke war nur eine taktische Maßnahme, um die Konkurrenten unter Druck zu setzen, wie sich auf dem Schlusskilometer zeigte. Da nämlich stiefelte Porte aus der Verfolgergruppe heraus nach vorne und nahm Thomas in seinen Schlepptau, wogegen Spilak und Fuglsang passen mussten. Auch Kwiatkowski zog noch an den beiden vorbei, aber Porte und Thomas waren an diesem Tag zu stark für den Weltmeister, der nur Schadensbegrenzung betreiben konnte, wofür er immerhin mit Gelben Trikot belohnt wurde.
Kwiatkowski will sich aber nicht damit begnügen, am Freitag und Samstag sein Trikot zu verteidigen, wie er erklärte: „Meine Form ist gut und am Samstag kommt eine sehr schwere Etappe. Wenn ich mich gut fühle, könnte ich die Chance ergreifen und Team Sky vor dem letzten Tag attackieren“, meinte er mit Blick auf das abschließende Zeitfahren, für das Porte als favorisiert gilt.
Dagegen scheint Porte genau auf diesen letzten Tag bei Paris-Nizza setzen zu wollen. „Ich liebe den Col d'Eze, war dort vor zwei Jahren gut und hoffe, dass mir diesmal wieder Ähnliches gelingt“, so der 30-Jägrige , der 2013 am Hausberg von Nizza seinen zweiten Etappensieg feierte, nachdem er bereits zwei Tage zuvor die Bergankunft in La Montagne de Lure für sich entscheiden hatte. „Ich liebe Paris-Nizza, es ist ein sehr wichtiges Rennen für mich. Ich würde das Gelbe Trikot gerne am letzten Tag holen“, lautete deshalb sein Wunschszenario.
Mit dem Bergtrikot ausgezeichnet wurde am Donnerstag Thomas De Gendt (Lotto Soudal), der als Ausreißer sieben der insgesamt acht Bergwertungen des Tages gewann. Gemeinsam mit dem Belgier waren seit Rennkilometer fünf der Kandier Antoine Duchesne (Europcar) und der Däne Chris Anker Sorensen (Tinkoff-Saxo) als Ausreißer unterwegs gewesen. Das Feld ließ das Trio gewähren, das bis zu acht Minuten Vorsprung herausfahren konnte. Gut 50 Kilometer vor dem Ziel fiel Duchesne zurück, De Gendt holte sich danach an der Cote de la Croix-Blanche (3. Kat) nochmals vier Punkte und kommt damit auf insgesamt 36, immerhin bereits 15 mehr als sein zweitplatzierte Landsmann Philippe Gilbert (BMC), der im Bergtrikot die Etappe in Angriff genommen hatte.
Das Spitzenduo hielt sich noch in der letzte Abfahrt vorne, doch 13 Kilometer vor dem Ziel war de Gentds und Sörensens Tagwerk beendet, ehe kurz darauf Sky in Aktion trat.
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