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19.05.2015 | (rsn) - André Greipel (Lotto Soudal) und die anderen Sprinter hatten einen Massensprint auf ihrem Menüplan - aber eine nur aus Italienern bestehende Ausreißergruppe verdarb ihnen auf der 10. Giro-Etappe den Appetit.
Den Tagessieg sicherte sich nach 200 Kilometern von Civitanova Marche nach Forli der 25-jährige Nicola Boem Bardiani-CSF), der im Sprint seine Landsleute Matteo Busato (Southeast), Allessandro Malaguti (Nippo-Fantini) und Alan Marangoni (Cannondale-Garmin) hinter sich ließ.
„Ich kann nicht die richtigen Worte finden, um diesen Moment zu beschreiben“, kommentierte Boem seinen Etappensieg, der bereits der fünfte eines Italieners bei diesem Giro ist. Dabei hatte er angesichts des flachen Profils lange Zeit selber nicht an einen Erfolg geglaubt.
„Heute haben alle gedacht, dass es in einem klassischen Massensprint enden würde. Ich war in der Gruppe, um dort unser Team und den Sponsor zu zeigen. Als wir 20 Kilometer vor dem Ziel noch mehr als zwei Minuten Vorsprung hatten, begannen wir daran zu glauben. Als wir auf die Zielgerade kamen, wusste ich, dass ich der Schnellste sein würde, und so kam es dann auch. Es ist sowohl für mich als auch für das Team ein riesiger Sieg – und ich hoffe, es ist nur der erste“, sagte Boem, dessen Team im vergangenen Jahr zwei Tagessiege bei der Heimat-Rundfahrt feiern konnte.
Im Spurt des Hauptfeldes belegte Greipel mit 18 Sekunden Rückstand den dritten Platz, wurde in der Tageswertung Siebter. Überraschend verlor der Australier Richie Porte (Sky) im Finale wertvollen Boden auf Spitzenreiter Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die anderen Favoriten.
Nach einem Defekt auf den letzten Kilometern kam der 30-Jährige mit 47 Sekunden Rückstand auf das Feld ins Ziel und büßte seinen dritten Rang im Gesamtklassement ein. Hier führt Contador unverändert mit drei Sekunden Vorsprung auf den Italiener Fabio Aru (Astana) und dessen spanischen Teamkollegen Mikel Landa (+0:46), der Porte (+1:09) auf Platz vier verdrängte
Der Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin) verteidigte sein blaues Bergtrikot, das am Sonntag erobert hatte. Bei der einzigen Bergwertung auf der ansonsten komplett flachen Etappe musste Geschke nicht um sein Trikot fürchten. p>
Contador war von seiner Sturzverletzung von der 6. Etappe nichts mehr anzumerken. Trotzdem kündigte er bereits an, dass er seine Sitzposition beim 59 Kilometer langen Zeitfahren am Samstag in Treviso ändern wird, um seine Schulter zu entlasten.
Im Mittelpunkt des Interesses stand am Dienstag allerdings nicht der Madrilene, der einen geruhsamen Tag im Feld verbrachte, sondern eine Gruppe von fünf Ausreißern. Boem, Busato, Malaguti, Marangoni und Oscar Gatto (Androni-Giocattoli) wollten nach dem Ruhetag den Sprintern einen Strich durch die Rechnung machen und behaupteten sich tatsächlich gegen das Feld. Dort sorgte vor allem Lotto Soudal für das Tempo, doch erhielten Greipels Helfer nur zeitweise Unterstützung von Giant-Alpecin und Trek, wogegen andere Sprintermannschaften wie Sky, Orica-GreenEdge oder Lampre-Merida sich komplett zurückhielten.
Trotzdem betrug der Rückstand knapp 50 Kilometer vor dem Ziel weniger als drei Minuten und ein Massensprint schien unausweichlich. Doch als eingangs der letzten 15 Kilometer die Ausreißer noch immer knapp zwei Minuten vor dem Feld fuhren, deutete sich schon die Überraschung an. Und auch als Gatto, Giro-Etappensieger von 2011 und sprintstärkster des Quintetts, 13 Kilometer vor Schluss wegen eines Defekts zurückfiel, ließ die Entschlossenheit an der Spitze nicht nach.
Lotto Soudal versuchte weiterhin alles, um die Gruppe doch noch zu stellen, gab aber schließlich die Bemühungen auf, als fünf Kilometer vor dem Ziel der Rückstand noch immer eine Minute betrug.
Zu diesem Zeitpunkt war Porte bereits abgehängt. Durch einen Vorderraddefekt im ungünstigsten Moment war der Gesamtdritte in Rückstand geraten und konnte diesen trotz der Unterstützung von gleich fünf Teamkollegen die Lücke nicht mehr schließen. Zudem schien Porte größte Mühe zu haben, dem Tempo seiner Helfer zu folgen, erreichte schließlich 47 Sekunden hinter Contador & Co. ins Ziel und musste einen herben Rückschlag im Kampf um das Rosa Trikot einstecken.
Aus der Spitzengruppe heraus ging auf den letzten beiden Kilometern Marangoni in die Offensive und konnte eine Lücke zu seinen ehemaligen Begleitern reißen. Doch Malaguti und Boem gaben nicht klein bei und stellten den Cannondale-Profi auf Kopfsteinpflaster nach der letzten Kurve. Im Sprint hatte der Nardiani-Fahrer dann wenig Mühe, seinem Team den ersten Etappensieg beim diesjährigen Giro und sich selbst den größten Erfolg seiner Karriere zu sichern.
Die Highlights der 10 Giro-Etappe