Rang vier in Vicenza „nah am perfekten Rennen"

Geschke gibt das Blaue Trikot noch lange nicht auf

Von Felix Mattis aus Vicenza (Twitter: @felixmattis)

Foto zu dem Text "Geschke gibt das Blaue Trikot noch lange nicht auf"
Simon Geschke (Giant-Alpecin kämpft beim Giro weiter um das Bergtrikot. | Foto: Cor Vos

22.05.2015  |  (rsn) - Als einer der Wenigen blieb Simon Geschke (Giant-Alpecin) nach der Zielankunft im heftigen Platzregen erst einmal stehen. Er ließ sich von seinem Betreuer etwas zu trinken geben, verharrte einige Momente und rollte erst dann wieder entgegen der Rennrichtung den Monte Berico hinunter zum Mannschaftsbus - die frische Wasserflasche hatte er nach ein paar Schlücken frustriert zur Seite gepfeffert.

„Ja, wenn man so nah dran ist, kommt der Siegeswille in einem doch erstmal hoch", gestand Geschke einige Stunden später im Teamhotel östlich von Vicenza, dass er sich nicht sofort über Etappenrang vier freuen konnte. „Aber nach dem Rennen kann man immer sagen, 'wenn ich da und da lang fahre oder ein paar Positionen weiter vorne bin, dann..'. Jetzt denke ich, der vierte Platz war schon nah am perfekten Rennen. Es waren schließlich keine Nobodys vor mir."

Philippe Gilbert (BMC), Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und Diego Ulissi (Lampre-Merida) schlugen Geschke im Bergaufsprint am Santuario Monte Berico - wahrlich nicht die Schlechtesten in dieser Disziplin. Das „Hätte-Wenn-Und-Aber", das Geschke zunächst etwas frustrierte, betraf hauptsächlich die letzten 500 Meter. Der 29-Jährige hatte sich ans Hinterrad von Rigoberto Uran (Etixx-Quick-Step) gesetzt und war dort möglicherweise etwas zu lang geblieben. Jedenfalls schien Geschkes Endgeschwindigkeit auszureichen, um mit einem früheren Antritt mehr als Rang vier zu erreichen.

„Es waren noch 500 Meter und von daher war ich mit meiner Position zufrieden", erklärte der Freiburger radsport-news.com am Abend. „Ich hatte vielleicht einen Moment die Chance, an Gilberts Hinterrad zu gehen. Aber dann hätte ich Contador direkt vors Rad fahren müssen - das wollte ich nicht." Ex-Weltmeister Gilbert wäre letztlich die goldene Wahl gewesen, ob Geschke das Hinterrad des Belgies aber hätte halten können, ist eine andere Frage. „Er ist schon der Stärkste und war auf so einem Parcours Weltmeister", so Geschke über den Tagessieger.

Um im Finale Rang vier ersprinten zu können, musste der Deutsche auf den letzten 25 Kilometern viel Risiko eingehen. Er kam ungefähr an 40. oder 50. Position über den Bergpreis der 3. Kategorie in Crosara. In der Abfahrt krachte es mehrfach, unter anderem wurde sie Simon Gerrans (Orica-GreenEdge), Stef Clement (IAM) und auch Stefan Küng (BMC) - der junge Schweizer musste aufgeben - zum Verhängnis. „Die Gruppe ist mehrfach zerrissen, auch durch die Stürze", erklärte Geschke. „Aber ich musste glücklicherweise nie selbst das Loch zufahren. Luka Mezgec war noch da und hat mir geholfen."

Nun geht es für ihn weiter wie bisher: Geschke jagt einen möglichen Etappensieg und vor allem Bergpreise. „Ich will Punkte holen, wo es geht und vielleicht an einem wirklich schweren Tag in die Gruppe gehen - in der Hoffnung, dass Intxausti sie verpasst", sagte er. Der Spanier Benat Intxausti (Movistar) hatte ihm am Mittwoch auf dem Weg nach Imola das Blaue Trikot des besten Kletterers abgenommen und seinen Vorsprung am Donnerstag ausgebaut, obwohl Geschke den ersten Bergpreis des Tages gewann.

„Da habe ich drei Punkte geholt, am nächsten aber sieben verloren. Es wird eine schwierige Mission, das Trikot nochmal zu holen", weiß der 29-Jährige, gibt die Hoffnung aber längst nicht auf: „Ich liege noch nicht sehr weit hinten und Intxausti kann auch noch einen schlechten Tag haben - oder einer von Movistar fährt im Gesamtklassement vorne rein und er bekommt andere Aufgaben. Jedenfalls will ich weiter aufs Trikot schauen, solange ich nicht auf Platz zehn bin und 100 Punkte zurückliege."

Die Tage mit den dicken Punktetöpfen für die Bergwertung kommen in der Schlusswoche, wenn es in den Alpen über mehrere Berge der 1. Kategorie geht. Allein auf der 19. Etappe nach Cervinia sind fast doppelt so viele Punkte zu holen, wie Intxausti bislang insgesamt gesammelt hat.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

03.11.2024Cross-EM: Agostinacchio bejubelt zweites Gold, Hofer Zweiter

(rsn) – Mit einem souveränen Auftritt hat sich der Italiener Mattia Agostinacchio bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der Junioren gesichert. Der 17-Jährige, der bereits

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine