BMC-Profi stürmte zu drittem Giro-Etappensieg

Gilbert: Riskante Attacke in der Abfahrt vom Monte Ologno

Foto zu dem Text "Gilbert: Riskante Attacke in der Abfahrt vom Monte Ologno"
Philippe Gilbert (BMC) in der Abfahrt vom Monte Ologno und auf dem Weg zu seinem zweiten Giro-Etapensieg 2015. | Foto: Cor Vos

29.05.2015  |  (rsn) – Genau eine Woche nach seinem Sieg auf der 12. Etappe hat Philippe Gilbert (BMC) beim 98. Giro d’Italia nachgelegt. Der Belgier holte sich am Donnerstag auch die 18. Etappe und setzte sich erneut als Solist durch – diesmal allerdings bei strahlendem Sonnenschein statt im strömenden Regen wie noch am Monte Berico in Vicenza.

Gilbert ließ nach 170 Kilometern von Melide nach Verbania den Italiener Francesco Bongiorno (Bardiani-CSF) um 47 Sekunden hinter sich. Der Franzose Sylvain Chavanel, der mit fast 36 Jahren sein Giro-Debüt gibt, entschied den Sprint der ersten Verfolgergruppe 1:01 Minuten hinter dem Etappengewinner vor Bongiornos Landsmann Matteo Busato (Southeast) und Gilberts französischem Teamkollegen Amaël Moinard für sich.

„Das ist definitiv ein Sieg, der mich sehr glücklich macht", erklärte der 32-Jährige nach seinem souverän herausgefahrenen dritten Tageserfolg bei einer Italien-Rundfahrt im Ziel. „Ich hatte auf den letzten drei oder vier Kilometern Zeit, um es richtig zu genießen. Von unserem Sportdirektor Valerio Piva habe ich erfahren, dass ich eine Minute Vorsprung auf die Verfolger habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich gewusst, dass ich gewinnen werde."

Gilbert und Moinard hatten nach rund 45 Kilometern mit zehn weiteren Fahrern eine Ausreißergruppe formiert, die vom Feld rund 13 Minuten an Vorsprung zugestanden bekam. Im gut zehn Kilometer langen Monte Ologno, dem einzigen kategorisierten Anstieg des Tages, fiel die die Spitze auseinander. Während Moinard dem Tempo von Bongiorno, David de la Cruz (Etixx-Quick-Step) und Konstantin Siutsou (Sky) folgen konnte, bildete Gilbert gemeinsam mit Chavanel und dem Italiener Rinaldo Nocentini (Ag2R) ein Verfolgertrio, das mit 45 Sekunden Rückstand den 1.163 Meter hohen Gipfel des Ologno überquerte. Nach zwei Gegensteigungen gelang es Gilbert schließlich, in der langen Abfahrt hinab nach Verbania 19 Kilometer vor dem Ziel zum Spitzenquartett aufzuschließen und vorbeizuziehen.

„Ich wusste, dass ich mein eigenes Tempo fahren muss. Als ich den Anschluss geschafft habe, attackierte ich sofort. Klar war das auf der Abfahrt riskant, aber ein gewisses Risiko musst du für einen Etappensieg beim Giro eingehen“, erklärte der Weltmeister von 2012, der auf den letzten Kilometern auch davon profitierte, dass sich Moinard in der Verfolgergruppe befand und dort einige Attacken neutralisierte. Die entscheidende Passage des Tages kannte Gilbert übrigens lediglich aus der Ferne.

„Letzte Nacht schliefen wir in einem Hotel auf der anderen Seite des Sees (Lago Maggiore) und ein Mitarbeiter des Hotels sagte zu mir ‚Sieh dir den Berg an – das ist der morgige Anstieg'. Aus 20 Kilometern Entfernung sah er nicht so schwer aus, aber er war es schließlich doch. Ich habe gelitten, bin aber meinen eigenen Rhythmus gefahren", berichtete Gilbert, der sich auch nicht aus der Ruhe bringen ließ, als er zwischenzeitlich abgehängt war. „Ich wusste, dass ich in so einem langen Anstieg wieder zurückkommen würde und schaffte das, noch bevor es in die eigentliche Abfahrt hineinging – und das war natürlich gut.“

Am Ende blieb Gilbert genügend Zeit, um bereits vor der Ziellinie zum dritten Mal in seiner Karriere einen zweiten Etappensieg bei einer Grand Tour zu feiern. Im Jahr 2012 gewann er zwei Etappen bei der Vuelta a España (Etappe 9 und 19). Gleiches war ihm schon zwei Jahre zuvor ebenfalls bei der Spanien-Rundfahrt gelungen, bei der er auf insgesamt fünf Etappensiege kommt. Mit den nun drei Giro-Tageserfolgen und dem Sieg auf der 1. Etappe der Tour de France kommt der Klassikerspezialist auf insgesamt neun Grand Tours-Etappensiegen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

22.11.2024Spiegel will “versuchen, ´die Großen´ etwas zu ärgern“

(rsn) – Luca Spiegel wird am Samstag sein Debüt in der Track Champions League geben. Der 20-jährige U23-Europameister im Sprint will auf der Bahn, auf der er im Sommer zu den jüngsten Olympia-Sta

22.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

22.11.2024Eschborn-Frankfurt-Sieger van Gils: “Ich würde lieber gehen“

(rsn) – Maxim van Gils (Lotto - Dstny) scheint entschlossen, sein Team trotz eines noch bis Ende 2026 gültigen Vertrags so schnell wie möglich verlassen zu wollen. Wie er im Gespräch mit mehreren

22.11.2024Gall: Tour of the Alps “absoluter Fokus“ der ersten Saisonhälfte

(rsn) – Felix Gall bestritt 2022 seine bisher letzte Tour of the Alps. In seinem damals ersten Jahr im Trikot von Decathlon – AG2R La Mondiale beendete der Österreicher nach vier Top-Ten-Etappenp

22.11.2024Tour of the Alps auch 2025 ein Kletterfestival mit kurzen Wegen

(rsn) - Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Die 48. Ausgabe des grenzüberschreitenden Etappenrennens findet vom 21. bis 25. April 202

22.11.2024Tour Colombia wegen finanzieller Probleme erneut in Gefahr

(rsn) – Nachdem sie bereits in den Jahren 2022 und 2023 aufgrund von finanziellen Problemen ausgefallen war, scheint die Tour Colombia (2.1) erneut zu wackeln. Wie die Zeitung El Tiempo berichtete,

22.11.2024Geht Vingegaard 2025 das Giro-Tour-Double an?

(rsn) – Schon seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) Interesse am Giro d´Italia 2025 zeigen würde. In einem Interview mit dem dänischen TV 2 äuß

22.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

22.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

21.11.2024Tarling will Fokus auf Klassiker legen

(rsn) – Wenn Josh Tarling (Ineos Grenadiers) erfolgreich ist, dann im Zeitfahren. Als der heute 20-Jährige vor zwei Jahren den Sprung von den Junioren direkt zu den Profis machte, überzeugte der B

21.11.2024Tour de Suisse und Tour of Austria wollen GPS-Tracking einsetzen

(rsn) – Die tödlichen Unfälle von Gino Mäder, André Drege und Muriel Furrer in den vergangenen 17 Monaten werden zumindest bei Rundfahrten in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine