Am Mandela-Tag erster Tour-Etappensieg für MTN

Cummings macht sich seinen Gewichtsvorteil zu Nutze

Foto zu dem Text "Cummings macht sich seinen Gewichtsvorteil zu Nutze"
Stephen Cummings (MTN Qhubeka) bei seinem Sieg auf der 14. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

18.07.2015  |  (rsn) – Der für das südafrikanische MTN Qhubeka-Team startende Brite Stephen Cummings hätte sich keinen besseren Tag aussuchen können, um bei der 102. Tour de France für den ersten Sieg eines afrikanischen Rennstalls zu sorgen. Am Nelson-Mandela-Tag zu Ehren des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers setzte sich der 34-Jährige auf der 14. Etappe von Rodez nach Mende (178,5 km) aus einer großen Ausreißergruppe heraus mit einem Überraschungsangriff auf dem letzten Kilometer durch.

Im letzten Anstieg des Tages kurz vor dem Ziel, war Cummings ins Hintertreffen geraten. Und es sah einen Kilometer vor dem Ziel danach aus, dass die beiden Franzosen Thibaut Pinot (FDJ) und Romain Bardet (Ag2r) den Sieg unter sich ausmachen würden. Doch aufgrund von taktischen Spielen konnte Cummings noch nach vorne aufschließen und zog auf einer leicht abschüssigen Passage direkt an seinen verdutzen Kontrahenten vorbei, um sich mit knappem Vorsprung den Sieg zu sichern.

„Ich wusste, dass ich nicht der beste Kletterer bin, und dass es schwierig werden wird für mich, zu gewinnen. Ich bin aber ruhig geblieben und habe dann in der Abfahrt im Stil eines Zeitfahrers zugeschlagen. Was mir geholfen hat, war, dass die beiden (Bardet und Pinot) nicht gut zusammengearbeitet haben. Als ich sie eingeholt habe, hat es sich ausgezahlt, dass ich rund zehn Kilogramm mehr wiege als sie - in diesem Fall war das ein Vorteil“, erklärte Cummings, der mit zwei Sekunden vor Thibaut und drei Sekunden vor Bardet gewann.

„Wir hatten Cummings nicht auf dem Radar Er kam von hinten mit sehr hoher Geschwindigkeit angeschossen. Ich hatte heute ein gutes Gefühl. Für das, was wir heute unterwegs geleistet haben, war das Ende ein totales Versagen von uns“, erklärte ein enttäuschter Pinot, der in der Ausreißergruppe des Tages zwei Teamkollegen hatte, die über weite Teile für die Tempoarbeit verantwortlich waren.

Ein starkes Rennen zeigte auch der Mann in Grün, Peter Sagan (Tinkof-Saxo). Der Slowake gehörte ebenfalls zur 20 Fahrer starken Ausreißergruppe, gewann aus dieser heraus den ersten Zwischensprint des Tages und wurde bei der schweren Ankunft in Mende hinter dem Kolumbianer Rigoberto Uran (Etixx Quick Step/+0:20) mit 29 Sekunden Rückstand Fünfter. Damit führt Sagan in der Sprintwertung nun mit 61 Punkten.

Unter den Klassementfahrern stellten sich der mehrmals attackierende Nairo Quintana (Movistar) und der britische Gesamtführende Chris Froome (Sky) als die erneut stärksten Fahrer heraus und nahmen ihren Kontrahenten weitere Zeit ab. Quintana konnte damit auch den bisherigen Gesamtzweiten Tejay van Garderen (BMC) überholen, hat aber deutliche 3:22 Minuten Rückstand auf Froome.

Die 178 Kilometer lange 14. Tour-Etappe begann hektisch und so fanden sich gleich ein Dutzend Fahrer auf dem Asphalt wieder, darunter auch Greipel und Steve Morabito (FDJ). Während der zweifache Deutsche Meister das Rennen fortsetzen konnte, musste der Schweizer vorzeitig vom Sattel steigen. Doch trotz dieses Malheurs kehrte keine Ruhe ins Feld ein. Immer wieder probierten Fahrer, darunter auch mehrmals Sagan, dem Feld davonzufahren, doch bis zur ersten Bergwertung des Tages nach 20 Kilometern, die der Pole Bartosz Huzarski (Bora Argon 18) gewann, ließ das Feld keinen Pedaleur gewähren.

Durch den Kampf um die Bergpunkte formierte sich schließlich eine große Gruppe, zu der neben dem späteren Tagessieger Cummings und Sagan, auch Paul Voß (Bora Argon 18) zählte. Bis auf 1:20 Minuten zog die große Spitzengruppe davon, doch die Schweizer IAM-Mannschaft zeigte sich mit der Rennsituation nicht einverstanden und holte einen Großteil der Ausreißer wieder ein. Sieben Fahrer der ursprünglichen Spitzengruppe, darunter Sagan, konnten sich aber an der Spitze halten und bekamen kurz darauf Verstärkung von 13 weiteren Akteuren. Diese neuformierte Spitzengruppe machte den Zwischensprint des Tages nach 78 Kilometern unter sich aus.

Dabei hatte Sagan die Nase vorne und sicherte sich souverän die 20 Zähler. Das Hauptfeld lag zu diesem Zeitpunkt bereits über acht Minuten zurück. An diesem Vorsprung sollte sich im weiteren Etappenverlauf wenig ändern. Die Sky-Mannschaft zeigte sich zwar an der Spitze, verkürzte aber, ehe es auf die anspruchsvollen letzten 40 Kilometer ging, den Abstand zu den Ausreißern lediglich auf gut sechs Minuten.

Mit diesem Vorsprung passierten die Ausreißer zunächst geschlossen die Cote de Sauveterre (Kat. 2) 32 Kilometer vor dem Ziel. In der anschließenden Abfahrt attackierte der Pole Michal Golas (Etixx Quick Step) aus der Ausreißergruppe heraus, der im nächsten Anstieg, der Cote de Chabrits (Kat. 4) zehn Kilometer vor dem Ziel Gesellschaft vom Slowenen Kristian Koren (Cannondale Garmin) erhielt und 15 Sekunden vor seinen ursprünglichen Begleitern unterwegs war.

Als es schließlich in die drei Kilometer lange und im Schnitt 10 Prozente steile Cote de Croix Neuve (2. Kat) ging, die 1,5 Kilometer vor dem Ziel abgenommen wurde, waren Koren und Golas schnell gestellt. Die erste nennenswerte Attacke setzte Bardet, dessen schärfste Verfolger der Brite Simon Yates (Orica GreenEdge) und sein Landsmann Thibaut Pinot (FDJ) waren. Während Yates schnell Probleme bekam, konnte Pinot kurz vor der Bergwertung zu seinem Landsmann aufschließen, so dass es nach einem französischen Doppelerfolg aussah.

Doch die beiden hatten die Rechnung ohne Cummings gemacht, der an der Kuppe zum zögerlich agierenden Duo aufschloss und auf einem abschüssigen Abschnitt mit Schwung an seinen Rivalen vorbeizog. Die entstandene Lücke konnten Pinot und Bardet auf den letzten 500 Metern nicht mehr schließen, so dass Cummings seinen größten Erfolg seiner Karriere feiern konnte und zudem seinen Rennstall MTN Qhubeka einen ganz besonderen Premierensieg bescherte.

Mit knapp sechs Minuten Rückstand auf die Spitzenreiter waren die Klassementaspiranten in den Schlussanstieg gegangen. Hier ergriff Nairo Quintana (Movistar) das Heft des Handelns und brachte gemeinsam mit Vincenzo Nibali (Astana), die Konkurrenz um Froome in Bedrängnis. Doch nachdem Nibali das hohe Tempo nicht halten konnte, und zudem der Mann in Gelb nach vorne zum Kolumbianer gefahren war, nahm Quintana an Tempo heraus. Dennoch konnten die Kontrahenten Alberto Contador (Tinkoff Saxo) und Tejay van Garderen (BMC) die Lücke nicht mehr schließen.

Einen letzten Versuch unternahm Quintana noch, um Froome wenigstens ein paar Sekunden Zeit abzunehmen, allerdings ohne Erfolg, Und im Zweiersprint – um Platz 20 wohlgemerkt – nahm der mächtig in die Pedale tretende Froome seinem nun schärfsten Kontrahenten Quintana noch eine Sekunde ab. Größere Abstände taten sich im Vergleich zu den anderen Klassementfahrern auf. So verlor Contador 19 Sekunden und van Garderen 40 Sekunden, was den Verlust von Rang zwei an Quintana bedeutete.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine