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24.09.2015 | (rsn) – Kaum einer der Experten hatte wohl Vasil Kiryienka auf seinem Zettel, als es darum ging, die Favoriten auf den Weltmeistertitel im Zeitfahren der Männer zu benennen. Tony Martin hatten die meisten an erster Stelle stehen, gefolgt von Tom Dumoulin, Rohan Dennis, vielleicht noch Jonathan Castroviejo, Adriano Malori und „Comeback Boy“ Taylor Phinney nach dessen starkem Auftritt im Teamzeitfahren am Sonntag.
In diese Kategorie ordneten die meisten wohl auch den Weißrussischen Meister ein. Doch ein Blick auf die diesjährigen Zeitfahrergebnisse, die Kiryienka erzielte, hätte einen deutlichen Hinweis darauf geben können, dass der Sky-Profi im reifen Alter von 34 Jahren auf der Höhe seiner „Zeitfahrkunst“ angelangt ist und nach einem dritten und zwei vierten Plätzen in den vergangenen WM-Zeitfahren alles andere als ein Außenseiter war.
Kiryienka gewann im Mai das 59,4 Kilometer lange Einzelzeitfahren des Giro d’Italia, sicherte sich im Juni den Zeitfahrtitel bei den European Games in Baku (über 51 km) und wurde kurz darauf in seiner Heimat zum dritten Mal Zeitfahrmeister.
Nach einer geplanten Rennpause im Juli stieg er in die WM-Vorbereitung ein, wobei er sich bei der Polen-Rundfahrt im Kampf gegen die Uhr nur dem Überraschungssieger Marcin Bialoblocki knapp geschlagen geben musste. Die Generalprobe bei der Vuelta a Espana lief dann ebenfalls nach Wunsch: Kiryienka wurde Vierter des Zeitfahrens von Burgos, auch wenn sein Rückstand gegenüber dem siegreichen Tom Dumoulin rund eineinhalb Minuten betrug.
Sein Meisterstück lieferte der Allrounder, auf dessen Konto auch noch drei Vuelta-Etappensiege stehen, nun in Richmond ab, wo Kiryienka eine Entwicklung krönte, die seiner Auskunft nach vor drei Jahren bei der WM in Valkenburg begann.
„Ich habe 2012 durch Bronze gemerkt, dass ich ein guter Zeitfahrer werden könnte und habe dann angefangen, darauf hinzutrainieren. Ab da hatte ich das Zeitfahrrad immer daheim und habe speziell dafür gearbeitet“, erklärte er auf der Pressekonferenz. Positiv bemerkbar machte sich auch schnell der damals am Saisonende erfolgte Wechsel von Movistar zu Sky, wo seine Fähigkeiten gefördert wurden.
„Bei Sky ist das sehr gut, denn das Zeitfahren ist für sie wichtig und Teil ihrer Vorbereitung. Sie unterstützen mich dabei“, lobte der Weltmeister sein Team, das sich übrigens über das zweite Gold in Folge freuen konnte, nachdem 2014 Bradley Wiggins in Ponferrada Weltmeister geworden war. „Sie wussten, dass dieses Jahr mein Jahr sein könnte und ich bin sehr froh, jetzt an der Stelle zu sitzen, wo Bradley letztes Jahr saß“, so Kiryienka, dessen Vertrag mit Sky Ende dieses Jahr ausläuft.
An ein Karriereende verschwendet er allerdings noch keinen Gedanken, vielmehr scheint Kiryienka weitere sportliche Großtaten ins Auge zu fassen. „Jetzt bin ich 34 Jahre alt und habe meine erste Goldmedaille“, sagte er und erinnerte an Viatcheslav Ekimov, der auch erst im fortgeschrittenen Sportleralter seine größten Erfolge eingefahren hatte. „Er hat mit 34 sein erstes Gold bei Olympia geholt hat und dann mit 38 nochmal (bei den Olympischen Zeitfahren in Sydney und Athen, d. Red.). Also mal sehen, wie weit es bei mir noch führt."
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