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Besondere Bedeutung des U23-Rennens

Wenn bei der WM die Profis vom Nachwuchs lernen

Foto zu dem Text "Wenn bei der WM die Profis vom Nachwuchs lernen"
Am Libby Hill fährt man am liebsten rechts auf einem Asphaltstreifen. | Foto: Cor Vos

27.09.2015  |  (rsn) - Der WM-Freitag hat Jahr für Jahr eine besondere Bedeutung. Nicht nur, weil es meist der Tag des UCI-Kongresses ist, auf dem 2013 in Florenz Brian Cookson zum Präsidenten gewählt wurde, sondern auch, weil dann das U23-Straßenrennen stattfindet. Das höchstkarätige Nachwuchsrennen der Weltmeisterschaften gilt als richtungsweisend für die Straßenrennen der Frauen und Männer am Samstag und Sonntag.

Der Verlauf des Rennens, und vor allem die Art und Weise, wie es sich entscheidet, lässt erahnen, wie auch die Profi-Rennen ausgefahren werden. Zwar absolvierte die U23 am Freitag nur zehn statt 16 Runden auf dem 16,2 Kilometer langen Rundkurs in der ehemaligen Südstaaten-Hauptstadt Richmond, doch das Tempo kommt dem der Eliteklasse bereits sehr nahe. Daher sind auch die Profis am Freitagabend immer sehr an den Eindrücken der U23-Fahrer interessiert.

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Sie sind den vollkommen abgesperrten Kurs am Donnerstag bereits abgefahren, doch im Training ist das eben etwas anderes als im Rennen. John Degenkolb und Johannes Fröhlinger etwa unterhielten sich deshalb am Freitagabend im Teamhotel der deutschen Nationalmannschaft mit Max Schachmann über dessen Erfahrungen.

Der 21-jährige Vize-Weltmeister im Einzelzeitfahren der U23 hatte auch radsport-news.com am Nachmittag bereits einiges erzählt, als er sein Rennen und seine vier Runden lange Flucht beendet hatte. „Die Runde war unerwartet selektiv. Das Feld wurde immer kleiner, man konnte keine Runde ruhig fahren, sondern musste immer investieren, sonst war man hinten und weg", erklärte er da. „Um zu gewinnen, muss man permanent Vollgas fahren."

Dass es vor den beiden Kopfsteinpflasteranstiegen sehr wichtig sein würde, sich gut zu positionieren, das war allen Fahrern ohnehin bereits klar. Im Training hatte sich angeboten, zwei Drittel des Anstiegs auf einem dünnen Asphaltstreifen erst rechts, dann links am Rande des Pflasters zu fahren. Dieser Streifen aber führt am Anfang direkt an einer Mauer entlang - und als Davide Martinelli diese in der Spitzengruppe fahrend mit dem Schaltwerk touchierte, um danach das Rad wechseln zu müssen, dürfte all denen der Atem gestockt haben, die sich diese Linie im Training ausgesucht hatten.

Und auch, ob man am Libby Hill taktischen Spielraum hat - etwa indem man an der Spitze in den Anstieg hineinfährt, um dann auf dem Kopfsteinpflaster Kraft sparen zu können, weil man sich durch das Feld hindurch sacken lassen kann und oben trotzdem noch dabei ist - das ließ sich erst im Rennbetrieb herausfinden. Man müsste dann in der kurzen Abfahrt zum zweiten Anstieg wieder nach vorne fahren, was nur schwer möglich sein dürfte, wie Lennard Kämna andeutete: „Es gibt da keine Erholungsphase", stellte er nach dem U23-Rennen fest.

Denn nach kürzester Zeit wartet in der 23rd Street bereits die zweite Rampe, die zwar nur rund 100 Meter lang, dafür aber sehr eng und steil ist - eine schlechte Position kann da schwerwiegende Folgen haben. „In der dritten oder vierten Runde zum Beispiel ist in dem Steilstück dort einer gestürzt und viele mussten anhalten oder sind dann hochgelaufen", so Kämna. „Man muss deshalb versuchen, vor dem Pflaster unter den ersten 20-30 zu sein. Ansonsten kann es in kürzester Zeit ganz schlecht aussehen."

Und schließlich zeigte der Ausgang des U23-Rennens auch, dass eine Attacke bereits am ersten der beiden Kopfsteinpflaster-Anstiege sinnvoll sein könnte, weil vor dem zweiten Anstieg kaum Zeit zur Organisation einer Verfolgung bleibt und so ein Ausreißer seine Führung ausgebaut könnte. Ledanois profitierte davon und behauptete seinen Vorsprung bis ins Ziel, während die Verfolger im Schlussanstieg in der Governor Street Vollgas fahren mussten, die Gruppe völlig auseinanderbrach und ein Sprint undenkbar wurde. Kämna sprach von einem „Kraftsprint bergauf" - schon vor der 600 Meter langen Zielgeraden in der Broad Street.

Neben dem ersten Test im Renntempo bot das U23-Rennen aber auch ein zweites Novum während der WM von Richmond: Es begann im Finale zu regnen. Da auch fürs Wochenende schlechtes Wetter angekündigt ist, während alle Trainingsfahrten auf dem Straßenkurs im Trockenen stattfanden, dürfte Schachmann seinen Kollegen auch über die Straßenbeschaffenheiten bei Nässe viel zu erzählen gehabt haben.

Schließlich kam es auf der letzten Runde zu einigen Stürzen - unter anderem erwischte es den Belgier Nathan Van Hooydonck auf dem Kopfsteinpflaster am Libby Hill. „Ich bin im großen Bogen aufs Pflaster gefahren und schon gerutscht", so Schachmann. „Wer innen rein ist, lag sofort." Und auch Kämna warnte: „Durch den Regen wurde es heikel. Auf dem Kopfsteinpflaster war es extrem rutschig!" Doch nicht nur das Pflaster könnte bei Nässe gefährlich werden. „Der Asphalt wechselt zum Schluss - es gibt einen Helleren, der ist sehr glatt", wusste Schachmann zu berichten.

Ob es am Samstag und Sonntag wirklich regnet und wie glatt die Straßen dann noch sind, wenn der erste Dreck einmal richtig weggespült wurde, der am Freitag so schmierig war, wird abzuwarten sein. Durch die Nachwuchsfahrer der U23 und deren Erfahrungen wissen die Elitefahrer und -fahrerinnen nun aber wenigstens ungefähr, was sie im Fall der Fälle erwartet.

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