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09.01.2016 | (rsn) - Am 23. August war es endlich soweit: Daniela Gaß sprintete im französischen Culan am Ende der 2. Etappe der Trophée d'Or dem Zielstrich entgegen und sicherte sich hinter der Australierin Kimberley Wells Rang zwei, den lange ersehnten ersten Podestplatz bei einem UCI-Rennen.
"Ich war ja schon oft am Podium dran. Deshalb war ich dort so erleichtert, dass es endlich geklappt hat", erinnert sich Gaß. "Ich kam als Zweite um die letzte Kurve und wollte dann kein Risiko mehr eingehen, indem ich mich mit der Australierin anlege, sondern habe lieber den zweiten Platz heimgefahren." Nur wenige Wochen zuvor nämlich wollte Gaß zu viel und hatte Pech: "Bei der Tour de Feminin bin ich in perfekter Position um die letzte Kurve und war auf Höhe von Emilie Moberg, die gewonnen hat. Aber als ich gerade angetreten habe, kam ein Hubbel und mir ist die Kette runtergesprungen - da kriege ich jetzt noch einen Puls, wenn ich dran denke!"
Die Ergebnisse kamen im Hochsommer, doch schon Ende Juni habe sie Top-Form gehabt, betont Gaß. "Ich habe mich auf die Deutschen Meisterschaften vorbereitet und war gut drauf. Aber auf der letzten Runde hat der Kopf nicht mehr mitgespielt", blickt sie auf das Straßenrennen von Bensheim zurück, wo Gaß 18. wurde und auf der Schlussrunde am langen Anstieg zur Kuralpe nicht mehr bei den Besten mithalten konnte. "Da sind einige an mir vorbeigefahren, die ich vorher abgehängt hatte und ich dachte: Was ist denn jetzt los? Ein paar hundert Meter vor der Kurve musste ich dann reißen lassen - das war ärgerlich."
Das Frühjahr hingegen, dessen Rennen Gaß eigentlich liegen, kam für die 35-Jährige diesmal zu früh. "Ich musste im Winter operiert werden, und der Termin war ziemlich spät", erklärt Gaß. "Deshalb habe ich viel, viel später mit dem Training angefangen und natürlich sofort gedacht, ich müsste es übertreiben." Die Folge: Achillessehnen-Probleme und nochmal zwei Wochen Pause. Es dauerte bis zum GP Gippingen am 14. Juni, als Gaß mit Rang sechs ihr erstes Top-10-Ergebnis einfuhr.
Und trotzdem ist Gaß auf eine Leistung zwei Wochen zuvor besonders stolz. Denn nachdem sie bei Gooik-Geraardsbergen-Gooik an der berühmten Muur zwei Mal gestürzt war, kämpfte sie mit der Australierin Katrin Garfoot lange um den Anschluss und kam trotz zwischenzeitlichem Minuten-Rückstand wieder an die Top 20 heran. "Das war mein stärkstes Rennen", meint Gaß. Trotzdem steht in der Statistik ein "DNF", weil Garfoot und sie von den Kommissären bereits bald nach dem Sturz wegen zu großen Rückstands offiziell aus dem Rennen genommen worden waren, ohne es selbst mitzukriegen - kurios.
Wie schon in den Vorjahren fuhr Gaß auch 2015 für ein kleineres Club-Team, den Rennstall Autoglas Wetteren, und wird auch 2016 nicht in ein UCI-Team, sondern zu den Sprinters Malderen wechseln. "Ich hatte Angebote von größeren Teams, aber die zahlen ja auch alle nichts. Ich war schon bei UCI-Teams und einmal ging es vor Gericht. Die Kleineren zahlen genauso viel, aber ich bin bei ihnen freier mit privaten Sponsoren und kann auch noch Rennen im Trikot meines Vereins fahren, der mich dann auch finanziell unterstützt."
Ohne große Einkünfte ist es nicht leicht, professionell Rad zu fahren, und angesichts ihrer gesundheitlichen Probleme hat Gaß auch schon übers Aufhören nachgedacht. Doch die 35-Jährige hat noch nicht genug, das Erreichen ihres lange verfolgen Ziels scheint motiviert zu haben: "Das Podium bei einem UCI-Rennen war immer mein Ziel, und das habe ich jetzt erreicht - aber als nächstes will ich jetzt ganz oben stehen."
Hier punktete Gaß 2015:
6. GP Gippingen (7 Punkte)
4. Etappe 1, Tour de Bretagne (2,5)
6. Etappe 3, Tour de Bretagne (1)
2. Etappe 2, Trophée d'Or (4)
6. Etappe 3, Trophée d'Or (1)
7. Etappe 5, Trophée d'Or (0,5)
2. Punktewertung, Trophée d'Or (3)
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