Vorschau 13. Flandern-Rundfahrt der Frauen

Erster Saison-Höhepunkt vor großer Kulisse und live im Fernsehen

Von Felix Mattis aus Oudenaarde

Foto zu dem Text "Erster Saison-Höhepunkt vor großer Kulisse und live im Fernsehen"
Flandern-Rundfahrt der Frauen 2015 | Foto: Cor Vos

02.04.2016  |  (rsn) - Die Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele, aber das war es auch schon: Mehr als zwei Rennen finden sich auf dem UCI-Frauenkalender nicht, die prestigeträchtiger sind als jenes Event, das am Sonntag stattfindet und von 13:45 Uhr bis 15:15 Uhr live im Stream sowie in drei Live-Einspielungen während der Übertragung des Männer-Rennens auch auf Eurosport im Fernsehen übertragen wird - die Flandern-Rundfahrt. Zehn der berühmten Hellingen und fünf weitere, flache Kopfsteinpflasterabschnitte stehen auf dem mit 141,2 Kilometern bisher längsten Kurs der Women's WorldTour auf dem Programm.

Um das Rennen über diese Distanz austragen zu dürfen, braucht der Veranstalter sogar eine Sondergenehmigung der UCI, denn laut Reglement des Weltverbandes dürfen Frauenrennen nur bis zu 140 Kilometer lang sein. Streng dem Reglement gefolgt sind die Belgier hingegen beim Preisgeld: Mit insgesamt 5.130 Euro, die auf die Top 20 aufgeteilt werden - die Siegerin bekommt 1.128 Euro - erfüllt man in Oudenaarde, wo das Rennen knapp drei Stunden vor dem der Männer endet, exakt die Minimalanforderungen.

Die Strecke:  Anders als die "Ronde" der Männer beginnt das Frauenrennen nicht in Brügge, sondern im Zielort Oudenaarde. Deshalb ist die flache Anfahrt deutlich kürzer und es geht früher in die flämischen Hügel. Trotzdem: Immerhin 45 Kilometer zum Einrollen werden auch den Frauen gewährt, bevor dann aber Schlag auf Schlag folgt. Über Wolvenberg, Molenberg, Leberg, Berendries, Valkenberg, Kaperij und Kanarienberg geht es dem Finale entgegen - wobei zwischenzeitlich auch knapp neun Kilometer Kopfsteinpflaster befahren werden, inklusive der berühmten Paddestraat.

Das Finale läutet dann nach 106 Kilometern der im Schnitt 7,7 Prozent steile Kanarienberg ein, dem die zwei auch im Männerrennen wohl entscheidenden Hellingen Oude Kwaremont und Paterberg folgen, die beide gepflastert sind. Vom Paterberg bis ins Ziel geht es dann über 13 asphaltierte Schlusskilometer auf breiter Straße - ein Nachteil für Ausreißer, aber das änderte nichts daran, dass mit Ellen Van Dijk und Elisa Longo Borghini in den vergangenen beiden Jahren jeweils Solistinnen siegreich waren.

Die Favoritinnen: "Wir sind das Team, das es zu schlagen gilt", gibt Lizzie Armitstead zu, was ohnehin offensichtlich ist: Boels-Dolmans hat durch die Weltmeisterin und Chantal Blaak die ersten vier Rennen der Women's WorldTour allesamt gewonnen und auch den Omloop Het Nieuwsblad Ende Februar auf selbem Terrain für sich entschieden. "Aber ich finde, dass das eine bessere Position ist als anders herum", so Armitstead weiter. "Ich mag den Druck, und ich denke die meisten Mädels im Team tun das."

Die Britin ist die Top-Favoritin und man müsste beinahe von einer Überraschung sprechen, sollte sie nicht gewinnen. Doch auch im vergangenen Jahr war sie bereits die meistbeäugte im Feld, und genau das sorgte schließlich dafür, dass Longo Borghini entkommen konnte. Neben Armitstead und Blaak bringt Boels-Dolmans auch Van Dijk an den Start.

Dem stehen vor allem Titelverteidigerin Longo Borghini, Top-Sprinterin Jolien D'Hoore aus Gent und die Schwedin Emma Johansson, durch deren Wohnort Zingem das Rennen nach zwei Kilometern führt, als starkes Trio von Wiggle-High5 gegenüber. Außerdem darf Rabo-Liv mit der Vorjahresdritten und Giro-Siegerin Anna Van der Breggen und der Niederländischen Meisterin Lucinda Brand nicht unterschätzt werden. Marianne Vos, die am Mittwoch beim Pajot Hills Classic nach langer Verletzungspause ihr erstes Profirennen seit anderthalb Jahren gewann, fehlt allerdings im Rabobank-Aufgebot.

Zum erweiterten Favoritenkreis gehören auch Annemiek Van Vleuten und Gracie Elvin (beide Orica-AIS) sowie - im Sprint einer größeren Gruppe - Leah Kirchmann (Liv-Plantur) und Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla). Und auch Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) zeigte zuletzt steil ansteigende Form und ist nach Platz zwei bei Gent-Wevelgem nicht zu unterschätzen.

Die Deutschen: Neben Brennauer stehen fünf weitere Deutsche in Oudenaarde am Start: Romy Kasper (Boels-Dolmans) wird als Helferin des Favoriten-Teams von Beginn an hart zu arbeiten haben, während Charlotte Becker (Hitec Products) und Claudia Lichtenberg (Lotto-Soudal) freie Fahrt bekommen dürften. Mit zwei Deutschen startet das deutsche Team Cervelo-Bigla: Youngster Clara Koppenburg soll einmal mehr hauptsächlich Erfahrungen sammeln und bei Stephanie Pohl ist abzuwarten, wie gut nach der langen Bahn-Saison ihre Form bereits ist. Die Ex-Weltmeisterin im Punktefahren wurde kurzfristig als Ersatz für die kranke Schweizerin Nicole Hanselmann in den Kader berufen und bestreitet ihr erstes Straßenrennen in 2016.

Die Teams:  Wiggle-High5, Boels-Dolmans, Rabo-Liv, Canyon-SRAM, Cervelo-Bigla, Orica-AIS, Hitec Products, Cylance, Tibco-Silicon Valley Bank, Liv-Plantur, Unitedhealthcare, Poitou-Charentes Futuroscope, BTC City Ljubljana, BePink, Astana, Alé Cipollini, Lotto-Soudal, Parkhotel Valkenburg, Lensworld-Zannata, Topsport-Vlaanderen, Servetto-Footon, Inpa-Bianchi, Twenty16-Ridebiker, Aromitalia Vaiano, Lares Waowdeals, Lointek, Podium Ambition, BMS Birn, Top Girls Fassa Bortolo, Dops

Die Hellingen:
1. KM 46,1: Wolvenberg (645m, 7,9 %)
2. KM 58,4: Molenberg (463m, 7%, davon 300m Kopfsteinpflaster)
3. KM 78,9: Leberg (950m, 4,2%)
4. KM 82,9: Berendries (940m, 7%)
5. KM 88,3: Valkenberg (540m, 8,1%)
6. KM 99: Kaperij (1.000m, 5,5%)
7. KM 106,3: Kanarienberg (1.000m, 7,7%)
8. KM 114,7: Kruisberg (2.500m, 5%)
9. KM 124,5: Oude Kwaremont (2.200m, 4%, davon 1.500m Kopfsteinpflaster)
10. KM 127,9: Paterberg (360m, 12,9%, davon 360m Kopfsteinpflaster)

Die Pavé-Sektoren:
1. KM 46,2: Ruiterstraat (800m)
2. KM 49,5: Kerkgate (2.650m)
3. KM 52,7: Jagerij (800m)
4. KM 63,4: Paddestraat (2.300m)
5. KM 75,9: Haaghoek (2.000m)

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