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23.05.2016 | (rsn) – Im Astana-Teamhotel Hell in St. Ullrich herrschte zwar keine heitere Stimmung. Am dritten Ruhetag des 99. Giro d’Italia waren bei Vincenzo Nibali und der Sportlichen Leitung aber immerhin eine Art gedämpfte Zuversicht festzustellen, was die Aussichten auf den Gesamtsieg anbelangt.
Dabei hatte der Giro-Gewinner von 2013 und diesjährige Top-Favorit am Sonntag im Bergzeitfahren zur Seiser Alm ein kleines Debakel erlebt. 2:10 Minuten büßte Nibali auf den nur 10,8 Kilometern gegenüber seinem schärfsten Konkurrenten Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) ein – und dieser übergroße Rückstand war nicht nur dem Defekt wenige Kilometer vor dem Ziel geschuldet, als dem Italiener das Schaltwerk herabfiel.
Bereits zuvor war der 31-Jährige nämlich deutlich langsamer unterwegs als der Träger des Rosa Trikots. Nibalis Trainer Slongo sprach auf der Pressekonferenz am Montag von "rund 20 Watt weniger als erwartet“, die sein Schützling getreten hätte. "Das war ein Stück schlechter als berechnet“, gab er zu.
Nibali war beim Radwechsel die Verärgerung deutlich anzumerken. Und auch, wenn er danach alles gab, um den Schaden in Grenzen zu halten, so musste er in seinen Ambitionen auf das Maglia Rosa einen herben Rückschlag einstecken. "Natürlich war ich gestern total sauer und hätte was zerschlagen können. Aber das hätte ja auch nichts an der Sache geändert. Wir müssen jetzt mit kühler Überlegung an die nächsten Etappen herangehen, es wird ganz sicher schwierig, aber es ist kein uneinholbarer Rückstand“, befand er am Ruhetag gegenüber den Journalisten und bemühte sich, die wenigen positiven Aspekte seiner jetzigen Situation noch aufzuzählen.
Dazu gehört seiner Meinung nach seine Helferriege, die bisher wesentlich auffälliger agierte als Kruijswijks Team. "Seine Mannschaft ist nicht so stark wie meine, mein Team hat bisher total überzeugt, sie waren immer bei mir“, lobte er Jakob Fuglsang, Michele Scarponi und die anderen Astana-Profis, die sich bei diesem Giro ganz in seinen Dienst gestellt haben.
Aber auch wenn Astana die Teamwertung anführt – in der LottoNL-Jumbo mit fast eineinhalb Stunden Rückstand nur Rang zehn belegt -, so zeigt der Blick auf die Gesamtwertung, in der der 28-jährige Kruijswijk nun 2:51 Minuten vor dem drittplatzierten Nibali liegt, dass der sich davon nichts kaufen kann. Bisher nämlich schlug sich Kruijswijk in den entscheidenden Situationen als Einzelkämpfer nämlich prächtig, wogegen Nibali alle numerische Überlegenheit nichts half. Vielleicht auch deshalb stellte der "Hai von Messina“ einigermaßen konsterniert fest: "Wenn Kruijswijk nicht einbricht, dann wird es schwierig, gegen ihn noch was auszurichten.“
Möglicherweise wird Nibali auf den noch anstehenden drei Bergetappen – davon zwei ultraschwere, die am Freitag und Samstag durchs Hochgebirge führen – von Attacken des zweitplatzierten Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und des Vierten Alejandro Valverde (Movistar) profitieren können. Darauf verlassen will er sich aber nicht.
"Movistar wird sicher noch angreifen, aber an feste Bündnisse glaube ich nicht“, sagte er und stellte hinter Chaves‘ Ambitionen sogar ein kleines Fragezeichen. "Ist er zufrieden mit Rang zwei oder will er mehr?“, so Nibali. Für ihn selber lässt sich diese Frage ganz leicht beantworten: Alles andere als das Rosa Trikot wäre eine Enttäuschung. Wie er sich das noch holen will, konnte er an diesem Ruhetag aber nicht überzeugend erklären.
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