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26.05.2016 | (rsn) - Das war ein Tag für die Ausreißer beim 99. Giro d’Italia. Auf dem längsten Teilstück der diesjährigen Italien-Rundfahrt ließen die wenigen verbliebenen Sprinter und die Fahrer für die Gesamtwertung eine Fluchtgruppe den Tagessieg unter sich ausmachen.
Nutznießer war nach 244 Kilometern zwischen Muggio und Pinerolo der Italiener Matteo Trentin (Etixx-QuickStep), der sich mit einem Überraschungsantritt vor Moreno Moser (Cannondale) und seinem Teamkollegen Gianluca Brambilla durchsetzte. Nikias Arndt (Giant-Alpecin) beendete die Etappe nach einer starken Vorstellung als respektabler Fünfter. An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen.
Für Etixx-Quick-Step war der Giro ohnehin schon ein Erfolg. Zwei Etappensiege durch Marcel Kittel zu Beginn, ein weiterer durch Gianluca Brambilla und einige Tage an der Spitze der Gesamtwertung und im Glanze des Rosa-Trikots durch eben Brambilla und Bob Jungels. Dazu trägt der Luxemburger das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Die belgische Equipe hätte kaum nach mehr verlangen können – und bekam trotzdem in Pinerolo noch ein weiteres Highlight.
"Ich kam zum Giro mit dem Willen, eine Etappe zu gewinnen. Bis heute hat nichts geklappt. Ich wusste aber, dass die Chance für mich früher oder später kommen würde", freute sich Trentin über den ersten Etappenerfolg bei seiner Heimat-Rundfahrt.
Ein Sieg, der in Erinnerung bleiben wird. Das Finale schien ausgemacht zwischen Brambilla und Moser: Beide gingen zusammen auf den letzten Kilometer, Moser in der Führungsposition, sein Landsmann in Lauerstellung.
Doch anstatt den Sprint zu eröffnen, klebte Brambilla nur am Hinterrad des Cannondale-Profis und ließ Moser an der Spitze "verhungern". Ein taktischer Kniff mit Auswirkungen: Das Tempo schlief ein, Teamkollege Trentin konnte aufschließen, zog mit viel Überschuss vorbei und war vom überrumpelten Moser nicht mehr einzuholen.
"Brambilla war perfekt an der Spitze platziert. Er musste nicht arbeiten, weil ich ja hinter ihm war. Cannondale musste gewinnen. So lag der ganze Stress auf Moser, nicht auf uns. Im letzten Anstieg habe ich mich auf die Attacke vorbereitet. Ich gab alles, was ich hatte und das war perfekt", schilderte der 26-jährige Trentin das Finale. Gemeinsam mit Brambilla wird er seinen Coup wohl noch noch ausgiebig feiern: Beide teilen sich nämlich ein Zimmer bei diesem Giro.
"Schade, ich habe wieder eine Chance auf einen Etappensieg verpasst. Ich habe mich zu sehr auf den Sprint konzentriert und Trentin zu spät bemerkt", zeigte sich der 25-jährige Moser im Ziel naturgemäß enttäuscht. Sein Team Cannondale wartet somit weiterhin auf einen Sieg bei diesem Giro.
Ohne die ganz großen Schwierigkeiten während der Etappe und mit Blick auf den finalen Showdown in den Alpen in den nächsten Tagen war der Weg nach Pinerolo früh den Ausreißern vorbehalten. Einzige Schwierigkeit des Tages: der Anstieg Pramartino (2.Kategorie) 30 Kilometer vor dem Ziel. Eine Rampe, über vier Kilometer Länge mit einer Steigung von durchschnittlich 10,5 Prozent. Sie war der Gradmesser über Sieg und Niederlage.
Nach sechs Kilometern bildete sich bereits die Ausreißergruppe, die im Laufe der folgenden Kilometer ihre endgültige Größe von 24 Fahrern erreichte. Mit dabei waren Flucht-Spezialisten wie Ramunas Navadauskas (Cannondale), Trentin, Moser und Brambilla, Sprinter wie Sacha Modolo (Lampre-Merida), der Schweizer Stefan Küng (BMC) und die Deutschen Christian Knees (Team Sky) und Nikias Arndt (Giant-Alpecin) sowie ihr Landsmann, der gestrige Überraschungssieger Roger Kluge (IAM).
Bis zum Pramartino harmonierte die Gruppe gut, danach war es aber vorbei mit der Einigkeit. Moser und Brambilla erwiesen sich als die Stärksten am Anstieg und konnten sich entscheidend absetzen. In der Verfolgung versuchte Arndt kurzzeitig als Solist aufzuschließen - vergebens. Er bekam schließlich Gesellschaft durch Ivan Rovny (Tinkoff), Modolo und Trentin.
Das Spitzenduo schien jedoch enteilt, der Rückstand zu groß, bis die Geschichte auf dem letzten Kilometer ihren Lauf nahm. Für Arndt sprang nach seinem dritten Platz gestern mit Rang fünf (+0:30) immerhin ein weiteres gutes Resultat heraus. Knees wurde ebenso respektabler Achter (+1:16).
In der Gesamtwertung gab es zumindest weiter vorn keine Veränderungen. Eine größere Gruppe mit allen Favoriten und dem Rosa Trikot erreichte mit 13:24 Minuten Rückstand das Ziel. Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) führt weiterhin mit drei Minuten vor Esteban Chaves (Orica GreenEdge). In der Steigung des Tages kam es einzig zu einigen Muskelspielchen, aber keinen ernsthaften Versuchen, in der Gesamtwertung etwas bewegen zu wollen. Die Kräfte wurden geschont – und werden morgen gebraucht: für die extrem schwere Etappe zur Bergankunft nach Risoul.
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