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27.05.2016 | (rsn) – Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) scheint sich auf dem Weg zum Gesamtsieg beim 99. Giro d’Italia durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Vor dem Schlusswochenende liegt der Niederländer drei Minuten vor dem Kolumbianer Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und 3:23 Minuten vor dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar).
Allerdings haben es die kommenden beiden Etappen nochmals in sich und möglicherweise könnte für Kruijswijk bei dem Ritt durch die Alpen die Luft nochmals dünn werden.
Vor allem Kletterspezialist Chaves gilt bei vielen noch längst nicht als abgeschrieben, dürfte sich der Südamerikaner in der Höhe doch ausgesprochen wohl fühlen, da er zuhause in Kolumbian auf 2700 Metern Höhe aufegwachsen ist. Wie gut er zurecht kommt, kann er schon am Freitag beweisen. Denn auf der heutigen 19. Etappe muss zunächst der Colle dell'Agnello bewältigt werden, mit seinen 2.744 Metern die "Cima Coppi", die wichtigste Bergwertung des Giro und der höchste Punkt des Rennens. Nach einer 45 Kilometer langen Abfahrt folgt der 12,8 Kilometer lange und im Schnitt rund sieben Prozent steile Schlussanstieg hinauf nach Risoul mit den schwersten Passagen auf den letzten drei Kilometern.
Noch heftiger geht es am Samstag zu, denn die 20. Etappe führt nicht nur wieder auf schwindelerregende Höhen von mehr als 2.700 Metern, sondern hat auch drei brutale Berge der jeweils 1. Kategorie plus die 2,3 Kilometer kurze, aber maximal elf Prozent steile Schlussrampe hinauf nach Sant'Anna di Vinadio im Programm. Auf den nur 134 Kilometern geht es nur bergauf und bergab, Möglichkeiten, um durchzuatmen: praktisch keine.
"An zwei Tagen wie diesen kann alles passieren, und als Kolumbianer sollte Chaves einen Vorteil haben, wenn es über 2.500 Meter geht, auch wenn Kruijswijk bis jetzt sehr gut war“, sagte etwa der fünfmalige Giro-Sieger Eddy Merckx bei der Etappenanalyse am Donnerstag in der RAI. Dabei hält der Belgier die 20. Etappe für die entscheidende. "Der Samstag ist der für Kruijswijk gefährlichere Tag, denn da gibt es mehr Anstiege. Wenn du dann kein Team hast, wird es sehr viel schwieriger, wenn sie beginnen, dich abwechselnd zu attackieren.
Orica-Sportdirektor Matthew White sieht das etwas anders. "Wenn du der stärkste im Rennen bist, brauchst du keinen Helfer, so wie es etwa beim Team Sky (bei der Tour) der Fall ist. Letztlich ist der Giro anders als die Tour. Dieses Jahr wird es ein individuelles Rennen, Mann gegen Mann. Und ich denke, darauf wird es am Freitag und Samstag hinauslaufen“, sagte der Australier.
Am Donnerstag hatte der Träger des Rosa Trikots im Anstieg nach Pramartino mit Enrico Battaglin zwar noch einen Helfer an seiner Seite. Doch wird der Italiener im Hochgebirge seinen Kapitän aller Voraussicht nach nicht wirkungsvoll unterstützen können, aber auch Battaglin zeigte sich bereits Anfang der Woche gegenüber cyclingnews.com davon überzeugt, dass Kruijswijk diese Hilfe auch gar nicht benötigt. "Er hat gezeigt, dass er sehr stark ist. Auf den Bergetappen hat er gar nicht viele Hilfe benötigt“, erklärte Battaglin.
Und auch Kruijswijk selber strotzt nur so vor Selbstvertrauen, nachdem er in den bisherigen knapp drei Wochen auch nicht den Hauch einer Schwäche erkennen ließ. "Ich habe keinen Schwachpunkt“, sagte der 28-Jährige, nachdem er am vergangenen Samstag in Corvara das Rosa Trikot erobert hatte. Seitdem konnte er es nicht nur verteidigen, sondern seinen Vorsprung im Gesamtklassement kontinuierlich ausbauen.
Dennoch: Angesichts des extrem schweren Showdowns in den Alpen trifft wohl der Allgemeinplatz zu, den Alejandro Valverde (Movistar) im Ziel der gestrigen 18. Etappe zum Besten gab: "Alles kann passieren."
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