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05.03.2018 | (rsn) - Bradley Wiggins soll nach einem britischen Untersuchungsbericht bei seinem Tour-de-France-Sieg 2012 eine medizinische Ausnahmegenehmigung (Therapeutic Use Exemption, TUE) missbräuchlich eingesetzt haben. Dem Briten war mit der TUE erlaubt worden, das Kortikoid Triamcinolon einzunehmen.
Der heute 37-Jährige habe die Genehmigung jedoch dazu genutzt, den Arzneistoff zur Steigerung seiner Leistungsfähigkeit bei der Tour de France einzusetzen, heißt es in dem in London veröffentlichten Untersuchungsbericht des Ausschusses für Digitales, Kultur, Medien und Sport. Damit habe Wiggins zwar nicht gegen die Anti-Doping-Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA verstoßen, wohl
aber gegen die ethischen Prinzipien seines Rennstalls.
"Im Gegensatz zur Aussage von (Team-Manager) David Brailsford vor dem Ausschuss glauben wir, dass
das Team Sky innerhalb der WADA-Regeln Medikamente nicht nur zur medizinischen Behandlung verwendete, sondern um die Leistung der Fahrer zu verbessern", heißt es
in dem am heutigen Montag in London publizierten Bericht. "Dies bedeutet keinen Verstoß gegen die Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA. Aber damit wurde eine ethische Linie überschritten, die David Brailsford für die Profis des Teams Sky selbst gezogen hatte", hieß es unmissverständlich.
Wiggins und Team Sky wiesen die Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme zurück. "Ich finde es traurig, dass Anschuldigungen erhoben werden können, bei denen Leuten Dinge vorgeworfen werden, die sie nie getan haben, die aber als Fakten angesehen werden", twitterte er und kündigte an, sich in den kommenden Tagen ausführlicher dazu äußern zu wollen.
Allerdings wird in dem Report als erwiesen angesehen, dass Wiggins unter dem Deckmantel von Ausnahmegenehmigungen leistungssteigernde Kortikoide einnahm, um sich auf die Tour vorzubereiten, die er im Sommer 2012 als erster Brite gewann. Britische Medien spekulierten sogar über das mögliche Aus des Teams Sky, das auch wegen einer ominösen Medikamentenlieferung an den fünfmaligen Olympiasieger beim Criterium du Dauphiné 2011 unter starken Druck geraten ist. "Der mit Spannung erwartete Bericht könnte der Todesstoß für das Team Sky sein", schrieb etwa The Guardian.
Auch im Fall der Medikamentenlieferung hält der Untersuchungsbericht die Behauptungen der Teamleitung um Manager Dave Brailsford, wonach sich in dem Päckchen das Hustenmittel Fluimucil befunden habe, für unglaubwürdig. Vielmehr habe es Triamcinolon enthalten. Im vergangenen November hatte die britische Anti-Doping-Agentur (UKAD) die Ermittlungen gegen Wiggins aus Mangel an Beweisen eingestellt - was ebenfalls starke Kritik provoziert hatte.
Der heute veröffentlichte Bericht "Dopingbekämpfung im Sport" des Sonderausschusses des Ministeriums für Digitales, Kultur, Medien und Sport befasste sich mit dem Einsatz von leistungssteigernden Mitteln in allen Sportarten. Ein Schwerpunkt lag aber auf dem britischen Radsport, Team Sky und Wiggins. Neben dem Gewinn der Tour de France ist der Radsport-Superstar mit acht Medaillen, davon fünf in Gold, der erfolgreichste britische Olympia-Teilnehmer. Der Ausschuss empfahl der WADA, den Einsatz von Kortikosteroiden und des Schmerzmittels Tramadol vollständig zu verbieten.