Team Strassacker - Rennbericht

UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen

Von Fabian Thiele

Foto zu dem Text "UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen"
Benjamin Witt (l.) und Timo Dahlheimer vor dem Start in Aalborg | Foto: Team Strassacker

05.09.2024  |  Das absolute Saison-Highlight sollte die UCI-Gran-Fondo-Weltmeisterschaft in Aalborg für die fünf Strassacker-Fahrer Timo Dahlheimer, Ben Witt, Jannis Wittrock, Dennis Biederer und Fabian Thiele werden: Für einen Tag tauschten sie das Team-Celeste gegen das Weiß des deutschen National-Trikots. Wie im letzten Jahr stand auf einem welligen Kurs im Norden Dänemarks starke Konkurrenz vor allem aus den Benelux-Ländern und Dänemark am Start. Soviel vorab: Trotz aggressiver Fahrweise konnten die Strassacker-Jungs leider nichts Zählbares mit nach Hause nehmen.

Die zahlreichen Besichtigungen der Vortage hatten uns einen Kurs mit Klassiker-Profil gezeigt: Vor allem zwischen Kilometer 25 und 60 gab es zahlreiche kurze Anstiege, die zu einer aktiven Fahrweise einluden. Als Schlüsselstelle hatten wir eine 160-Grad-Kurve vor dem ersten Hügel ausgemacht, an der die Strecke auf einen engen Feldweg abbog und der erste Hügel folgte. Dort wollten wir unbedingt vorne sein, im Anschluss eine Gruppe auf die Beine stellen - und dann schauen, wie sich das Rennen weiterentwickelt.

Unsere fünf Fahrer teilten sich auf zwei Altersklassen auf: Ben und Timo starteten in der AK 35-39, Dennis, Jannis und ich in der "Hauptklasse“ der 19- bis 34-Jährigen. Obwohl wir uns schon eine Stunde vor Start in den Startblock begaben, fanden sich Jannis, Dennis und ich etwa in der Mitte des Felds wieder. Das rächte sich schon zu Beginn...

Große Hektik im Peloton
Mit dem Startschuss ging es los wie die Feuerwehr. Es dauerte gute 15 Kilometer, bis wir uns an die Spitze vorgearbeitet hatten. Im Feld war es extrem hektisch, praktisch in jeder Kurve lagen einer oder mehrere Fahrer am Boden. Mehrfach mussten wir vor Stürzen anhalten, Dennis wurde einmal von einem stürzenden Konkurrenten zu Fall gebracht, gottseidank ohne sich zu verletzen.

Als wir schließlich an der Spitze ankamen, war der spätere Sieger Mattia Gaffuri aus Italien schon ausgerissen. An besagtem 160-Grad-Knick schafften wir es aber tatsächlich, vorne zu sein und ich versuchte an der Kuppe des ersten Bergs mit einem Antritt davonzukommen - aber da war nichts zu machen. Sofort saßen einige Fahrer an meinem Hinterrad, alles blieb beieinander. Das gleiche Bild bot sich an den folgenden Hügeln: Auch hier kam nie eine Gruppe zustande, stattdessen fuhr ein geschlossenes Feld von ungefähr 300 Fahrern über kleine Straßen.

Am schwersten Berg des Parcours attackierten Dennis und ich mit Vollgas von vorne und brachten so etwas wie eine Lücke zustande. Aber auch hier war bald wieder alles beim Alten. Als die Hügel des ersten Renn-Abschnitts vorüber waren, fuhr immer noch ein riesiges Feld geschlossen weiter: Die Anstiege waren schlicht zu kurz gewesen, um Löcher zu reißen.

Keine Gruppe - trotz vieler Attacken
In der AK 34-39 bot sich ein ähnliches Bild. Ben und Timo konnten sich gut positionieren und fuhren viele Anstiege von vorne. Eine Gruppe konnte sich trotz zahlreicher Versuche aber nie bilden. Immerhin reduzierte sich das Feld bei den beiden auf etwa 75 Mann, was etwas weniger Stress bedeutete. In der Hauptklasse beruhigte sich das Rennen auf dem recht flachen Mittelteil ein wenig, Dennis, Jannis und ich versuchten, uns im vorderen Bereich aufzuhalten.

Das ständige Aufpassen und Position-Fahren kostete aber mental viele Ressourcen und zog jedenfalls mir letztlich den Stecker. Einmal noch schaffte ich es, mich gut zu positionieren: Ich fuhr auf Position zwei in den letzten längeren Hügel bei Kilometer 100. Als dann aber die Post abging, hatte ich nicht mehr die Beine, der Attacke zu folgen und wurde im Feld durchgereicht.

Auch wenn keine Gruppe wegkam, merkte ich doch, dass ich heute nichts gewinnen würde. So entschied ich mich, keine weiteren Risiken einzugehen und den Fokus auf sicheres Ankommen zu legen. Dennis und Jannis gingen ähnlich vor und nahmen früh raus. Letztlich kam hinter dem Solo-Sieger Gaffuri ein Feld von knapp 150 Mann an. Das Finale des Pelotons wurde von zahlreichen Stürzen überschattet, und es bleibt etwas unklar, was der Veranstalter sich beim Strecken-Design gedacht hatte. In dieser Form war das Rennen jedenfalls ziemlich gefährlich.

Fokus auf sicheres Ankommen
Ben und Timo hielten bis ins Finale mit rein und blieben vorne im Feld. In der unmittelbaren Sprint-Vorbereitung nahmen aber beide aus Sicherheitsgründen ebenfalls nicht mehr das letzte Risiko und rollten wohlbehalten im Feld über den Strich.

Damit stand am Ende für unsere Starter kein zufriedenstellendes Ergebnis: Dennis, Jannis und ich landeten auf den Plätzen 127, 150 und 175, Ben und Timo kamen auf 32 und 45 ins Ziel. Trotzdem haben wir uns nichts vorzuwerfen: Wir haben versucht, das Rennen zu sprengen und sind aggressiv gefahren. Der Kurs war schlussendlich aber einfach nicht schwer genug, um die weniger bergfesten Fahrer zu distanzieren.

Holger hatte in der AK 50-54 mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die anderen, doch er wurde immerhin 17. Wenigstens sind wir verletzungsfrei geblieben und können uns nun auf das letzte Saison-Rennen freuen: Beim Riderman erwartet uns wieder ein selektiveres Profil.

Besseres Abschneiden im Zeitfahren
Dennis, Ben und Holger waren bereits am Donnerstag im Zeitfahren über 33 Kilometer im Einsatz gewesen - und dabei nur knapp an den Medaillen vorbeigeschrammt. Bei windigen Bedingungen zeigten alle drei starke Leistungen. Dennis war am nächsten am Podium, er verpasste als Fünfter den Bronze-Rang um lediglich sechs Sekunden. Holger kam in seiner AK auf den gleichen Platz, ihm fehlte eine knappe halbe Minute auf Rang drei. Ben schließlich fuhr trotz wenig spezifischem Training in der AK bis 39 auf Platz elf. Damit konnten die drei zeigen, dass das Team Strassacker auch international vorne mit dabei sein kann - wenn uns der Kurs entgegenkommt.

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