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02.07.2011 | (Kaltern, 1.7., 16/00) - Von Ponte di Legno nach Kaltern führte uns die heutige Etappe. Eigentlich wollten wir die 140 Kilometer nutzen, um anzugreifen: Der 25. Platz in der Gesamtwertung lag für uns beim Start nur fünf Minuten entfernt – das kann man bei 3000 Höhenmetern schon aufholen. Aber die Überschrift lässt es schon vermuten: Wir konnten heute froh sein, dass wir am Ende trotz Zeitverlust keinen Platz verloren haben.
Dabei begann der Tag super: Am Tonale hatten Wolfgang und ich die besten Beine der bisherigen Transalp, und wir konnten uns bis zur Passhöhe in der ersten großen Gruppe halten. „Eine Etappe unter den ersten 20 zu beenden – das wär' schon was ...“, träumte vor mich hin, bis mich ein lautes „Peng“ aus meinen Gedanken riss: Das Hinterrad war platt. Verdammt!
Aus der Ruhe bringen lassen wollte ich mich von dem Defekt aber nicht. Auch nicht, als eine Gruppe nach der anderen an mir vorbeischoss. Ich wechselte also den Schlauch, bis ich nach zehn Minuten meine Fahrt fortsetzen konnte. Wolfgang, der in der rasenden Abfahrt zuerst nichts von meiner Panne mitbekommen hatte, wartete ein paar Kilometer weiter am Straßenrand.
Wir befanden uns jetzt in der vierten Gruppe. Gemeinsam starteten wir die Aufholjagd. Vor dem Brezer Joch – einem Berg nach der halben Etappen-Distanz – attackierten wir, und bergauf holten wir bald einige Fahrer ein. Am Gampenpass sahen wir sogar einige Startnummern, mit denen wir uns an den Tagen zuvor duelliert hatten – es lief also...
Dann schien das Gröbste überstanden. Weinberge und Apfelwiesen zeigten uns, dass das Ziel in Kaltern nicht mehr weit war. Doch für uns sollte die große Herausforderung erst noch kommen: Die Hitze kam wieder, und 20 Kilometer vor dem Ziel begann Wolfgang zu schwächeln. Er hatte wohl zu wenig gegessen.
Doch auch ein Riegel half nichts. Fünf Kilometer weiter mussten wir an einer Kapelle anhalten: Hungerast! Für ein „Vater unser“ blieb allerdings keine Zeit: Wir mussten es ja irgendwie ins Ziel schaffen. Wolfgang schmiss also noch ein Gel ein, und ich schob ihn dem Ziel entgegen. Unsere Aufholjagd war natürlich beendet; wir fielen wieder zurück.
Es ist schon erstaunlich, und richtig bitter, wie viel Kraft es kostet, Zeit gutzumachen - und wie schnell man wieder Zeit verlieren kann. Wir waren aber nicht die einzigen, denen es so ging: Am Ende verzeichneten wir zwar mit Rang 45 unsere bisher schlechteste Tages-Platzierung – aber unseren 28. Platz in der Gesamtwertung behielten wir.
Morgen geht es dann dem Ziel in Arco entgegen. Nach sechs Tagen Rennen fahren freue ich mich schon richtig auf ein erfrischendes Bad im Gardasee. Die letzte Etappe der Transalp ist traditionell nicht mehr ganz so anspruchsvoll wie die bisherigen. Das sollte uns entgegenkommen...
Die größte Schwierigkeit ist der Mendelpass gleich am Anfang – und der ist gemessen an Stilfser Joch oder Mortirolo eine eher leichte Aufgabe. Hoffentlich erholt sich auch Wolfgang wieder gut, so dass wir morgen frisch an den Start rollen können!
Euer Andi
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