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25.12.2024 | (rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren endlich geschafft, sich den großen Traum von der Teilnahme an der Tour de France zu erfüllen. Allerdings gelang ihm erstmals seit seiner Debütsaison als Profi 2017 kein einziger Sieg. Und so kommt der Pfälzer im Gespräch mit RSN zu dem Schluss: “Formtechnisch war ich ganz zufrieden, aber die Ergebnisse waren scheiße.“
Im ersten Moment mag das etwas irritieren und nicht zusammenpassen wollen, vor allem weil Ackermann bei seinem großen Saisonhighlight im Sommer in Frankreich eigentlich gute Resultate einfuhr. In Saint-Armand-Montrond, Villeneuve-sur-Lot und in Pau fuhr er jeweils als Dritter aufs Podium, wurde dabei lediglich von Biniam Girmay (Intermarché - Wanty) und Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) bezwungen. In die Top 10 schaffte es Ackermann insgesamt sogar siebenmal – einmal mehr damit als Philipsen und auch nur einmal weniger als Girmay. Im Schnitt ist das auf jeder dritten Etappe. Keine zehn Fahrer schafften das in diesem Jahr. ___STEADY_PAYWALL___
Allerdings zählt in der Ackermann’schen Philosophie nur maximale Erfolg, auch wenn es das wichtigste Rennen der Welt ist. Oder vielleicht gerade, weil es das ist. “Ohne einen Sieg fahre ich nicht heim“, hatte er während der drei Wochen in Frankreich immer wieder gesagt. Die Gründe dafür, dass er es am Ende doch tun musste, liegen laut Ackermann vor allem im Frühjahr. “Das größte Problem war, dass ich mir in De Panne das Schlüsselbein gebrochen habe“, schilderte er jetzt im Rückblick bei RSN.
Mitte März war das. Rang drei auf einer Etappe von Paris-Nizza (2.UWT) und der vierte Platz bei m Kopfsteinpflasterrennen Nokere Koerse (1.Pro) waren bis dato seine besten Ergebnisse. Und dann war er für knapp zwei Monate raus aus dem Rennbetrieb. Erst im Mai kehrte er zurück. Bei den Vier Tagen von Dünkirchen (2.Pro) fuhr er dreimal unter die Top 5, Rund um Köln (1.1) und die Brussels Cycling Classic (1.Pro) beendete er als Fünfter und Vierter. “Vor dem Sturz war ich eigentlich gerade so langsam in Fahrt gekommen, dann war ich raus und hab eigentlich nur noch gekämpft, um einigermaßen in Form zu kommen.“
Bei Bredene-Koksijde hinterließ Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) am Hinterrad von Arnaud de Lie (Lotto - Dstny)am Kemmelberg einen bärenstarken Eindruck. | Foto: Cor Vos
Dass Ackermann dann überhaupt bei der Tour an den Start gehen durfte, war keinesfalls selbstverständlich, auch nicht in seinem neuen Team Israel – Premier Tech, zu dem er vor der Saison von UAE Emirates gewechselt war. Ein Sieg im Saisonverlauf hätte es schon sein müssen, gab Ackermann im Vorfeld der Tour preis. Trotz der unglücklichen ersten Jahreshälfte schickte ihn das Team dennoch nach Frankreich. “Ich war auch wieder rechtzeitig fit geworden. Ich wäre gerne noch etwas endschneller gewesen, aber wegen des Schlüsselbeins konnte ich lange keine Sprints trainieren.“
Für die Umstände, zu denen auch zählte, dass Ackermann durch den Sturz kaum Gelegenheit hatte, sich mit seinen neuen Sprinthelfern abzustimmen, hätten er und Guillaume Boivin sowie Jake Stewart – seine beiden Anfahrer – noch das Beste aus der Situation gemacht. Den Ärger über den verpassten Sieg vermochte das aber nur ansatzweise zu dämpfen, schließlich wäre unter besseren Bedingungen vielleicht noch mehr drin gewesen. Und noch mehr vielleicht, wenn sich nicht während der Rundfahrt schon wieder erste Probleme eingestellt hätten.
“Während der Tour bin ich krank geworden. Eigentlich hätte ich aussteigen müssen, denn ich habe mich da für den Rest des Jahres komplett krank gefahren. Aber ich wollte mir unbedingt den Traum erfüllen, die Tour auch zu Ende zu fahren. Im Endeffekt war das aber mein Fehler“, so Ackermann, der an diesem Punkt einmal mehr im Konflikt mit der Saison geriet, die einerseits lang gehegte Wünsche wahr werden ließ und andererseits doch zum Vergessen war.
Nach der Tour stieg Ackermann Mitte August bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT) wieder ein. Fünf Etappen konnte er dort bereits gewinnen, doch 2024 war auch das kein gutes Pflaster. Zu früh war er gestartet, wie sich herausstellte. “Der Infekt in der Lunge war doch größer als angenommen. Als er fast weg war, habe ich gesagt, ich will wieder Rennen fahren. Doch das war auch ein Fehler, es kam wieder zurück.“ Erneut war Ackermann fast einen Monat lang raus, ehe er zu den Cyclassics in Hamburg wieder am Start stand. Aber mehr oder weniger nur, um mitzufahren. Das einzige Ergebnis, was er noch liefern konnte, war Rang sieben beim Münsterland Giro (1.Pro).
Bei der 13. Etappe der Tour wurde Ackermann nur von Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninkck) und Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) geschlagen. | Foto: Cor Vos
2025 soll alles besser werden. Um gut in die Saison zu kommen, weilte Ackermann mit dem Team bis kurz vor Weihnachten in der Nähe von Girona im Trainingslager. Das neue Jahr ist da bereits bis Ende August durchgeplant worden. “Ich werde am Ende wieder bei etwa 60 Renntagen rauskommen“, sagt er. “Der Kalender ist relativ ausgedünnt, auch um einem Sturz aus dem Weg zu gehen.“ Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den letzten schweren Unfall. “Generell stehen bei uns im Team aber weniger Renntage im Plan. Wenn man sieht, dass viele andere Fahrer immer noch auf 80 Tage kommen, ist es schwer, frisch zu sein. Und das ist entscheidend. Auch langfristig gesehen: Wenn die jungen Fahrer so viel unterwegs sind, machen sie das nicht mehr lange“, kritisiert der langjährige Profi die ein oder andere Teamphilosophie.
Ein Drittel seines Rennvolumens soll sich wieder im Juli abspielen – und dazu gehört das absolute Saisonhighlight. “Ich will definitiv meinen Tour-Etappensieg“, lässt Ackermann keinen Zweifel daran, alles dafür zu unternehmen, damit es im zweiten Anlauf klappt. Acht bis neun Chancen hat er bereits für sich ausgemacht – “wenn ich fit bin.“ Darunter auch die ganz große Möglichkeit auf das Gelbe Trikot. Obwohl Sprinter auch 2020 und 2019 zum Auftakt in Gelb fuhren, gab es doch die letzte klassische Flachetappe auf dem ersten Teilstück zuletzt 2018.
Neben der eigenen Form muss für den ganz großen Wurf aber auch das Zusammenspiel mit der Mannschaft passen. “In diesem Jahr haben wir im Prinzip nur aussortiert, wer passt und wer nicht passt. Im nächsten müssen wir dann noch mal an die Feinabstimmung.“ Heißt: Ob es wieder Boivin und Stewart sein werden, auf die Ackermann in Frankreich zählen kann, steht noch nicht fest. Das wird gesondert in einem Trainingslager passieren. “Da ist das Team schon extrem hinterher“, so Ackermann. “Sie sagen, 'ihr fahrt nicht das große Trainingslager mit dem Team in der Höhe', die mir persönlich sowieso nicht liegen, weil ich danach immer sehr müde bin, sondern testet mit vier, fünf Leuten separat die Sprints. Da kann man nix sagen, die volle Unterstützung ist da.“
In Polen kehrte Ackermann zu früh ins Renngeschehen zurück. | Foto: Cor Vos
Überhaupt ist der Pfälzer mit seinem Team nach der ersten Saison sehr zufrieden. “Die Entscheidung für Israel – Premier Tech war richtig, ich würde es wieder so machen.“ Großer Vorteil sei es in Ackermanns Augen, dass das Team nicht in der WorldTour ist und damit nicht zwingend alle Rennen fahren muss. Als eines der besten zwei ProTeams ist es aber zu allen WT-Rennen automatisch eingeladen, hat also quasi frei Wahl bei der Saisongestaltung. “Davon profitieren wir schon.“ Ebenso wie vom Geld von Teambesitzer und Milliardär Sylvan Adams. “Was die Strukturen angeht, sind wir wahrscheinlich besser aufgestellt als die meisten WorldTeams.“
Neben der Tour hat sich Ackermann noch ein zweites großes Saisonziel herausgepickt. Ein Rennen, das er bisher ebenfalls erst einmal gefahren ist: Mailand-Sanremo. 2021 war die Primavera sein erstes Monument überhaupt. Viel mehr ist allerdings auch noch nicht dazugekommen. Bei seinen beiden Starts bei Paris-Roubaix 2022 und 2023 erreichte er jeweils nicht das Ziel, sodass sein 20. Platz an der ligurischen Küste bisher sein einziges Resultat in dieser Kategorie ist.
“Damals wusste ich allerdings noch nicht, dass man vorne in den Poggio reinfahren muss, wenn man irgendetwas erreichen will“, sagte Ackermann und lachte. “Ich will es noch mal versuchen. Und ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass es für die Bergfahrer eigentlich nicht schwer genug ist und man als bergfester Sprinter mit drüber kommen kann. Das will ich zeigen.“
Seine Saison beginnt der Pfälzer Mitte Februar mit der Tour de la Provence (2.1). Über Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) geht es dann weiter zu Tirreno-Adriatico (2.UWT), um sich dort den letzten Schliff für das erste Saisonhighlight zu holen.
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