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21.12.2024 | (rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das gerade zu Ende gehende Jahr war deshalb ein wichtiger Meilenstein auf seinem langen Weg zurück zu alter Stärke. Einzelne Resultate gaben dem 30-Jährigen "riesige Motivation", um auf diesem Pfad weiterzukämpfen.
Dafür wendet sich Schachmann nun auch von Red Bull – Bora – hansgrohe ab und kehrt für die kommenden zwei Jahre zu seinem Ex-Rennstall Soudal – Quick-Step zurück, über dessen Farmteams er als U23-Fahrer ausgebildet wurde und bei dem er 2017 auch WorldTour-Profi wurde. Der Entschluss zum Teamwechsel sei aber kein plötzlicher gewesen, erklärte er radsport-news.com im Dezember-Trainingslager im spanischen Calpe.
"Da gab es keinen fixen Zeitpunkt für mich. Das war wohl mehr ein Prozess, der vor knapp zweieinhalb Jahren begonnen hat", so Schachmann, der hinzufügte: "Ich freue mich sehr, wieder zurück zu sein." Damit meinte er sein neues, altes Team, doch dieselben Worte dürfen auch für sein sportliches Standing gelten. ___STEADY_PAYWALL___
Denn auch wenn Schachmann nach 2017 und 2022 erst zum dritten Mal in seiner Karriere ohne Saisonsieg blieb, so gelang ihm 2024 ein sehr großer Schritt zurück in Richtung Weltspitze. "Nach den zwei krankheitsbedingt schlechten Vorjahren war das Ziel, wieder näher an mein ursprüngliches Level zu kommen. Das hat gut funktioniert und ich hatte einen guten Giro und war in Paris (bei Olympia, Anm. d. Red.) dabei. Auch wenn die absoluten Topresultate noch ausgeblieben sind, bin ich froh, auf Topniveau wieder konkurrenzfähig zu sein und blicke optimistisch in die Zukunft", erzählte er und ließ auch etwas tiefer blicken:
Maximilian Schachmann hat 2024 den Weg zurück in Richtung Spitze eingeschlagen. | Foto: Cor Vos
"Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen. In solch schwierigen Phasen gibt es natürlich immer Momente, in denen man zweifelt. Wenn man dann merkt, dass sich all der Aufwand lohnt und es wieder bergauf geht und man wieder ganz vorne mitmachen kann, ist die Erleichterung riesig."
Schachmann startete im Februar schon ordentlich in die Saison, blieb bei der AlUla Tour (2.1) sowie anschließend in Murcia (1.1) und Almeria (1.Pro) sowie an der Algarve (2.Pro) aber noch ohne Spitzenergebnisse. Das änderte sich Ende März. Beim Gran Premio Miguel Indurain (1.Pro) fuhr er auf Rang neun und bei der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT) in der Folgewoche zeigte die Formkurve immer stärker bergan: Er wurde Achter im Auftaktzeitfahren, sprintete in Amorebieta-Etxano auf Etappe 5 als Tagesdritter nur knapp am Etappensieg vorbei und ging als Gesamtzweiter in die Schlussetappe, wo er aber noch auf Platz 13 abrutschte - trotzdem mehr als ein zaghafter Fingerzeig in die richtige Richtung.
Danach aber folgte erst mal noch ein kleiner Rückschlag. Schachmann wurde krank und stand deshalb auch beim Amstel Gold Race (1.UWT) zwei Wochen später nicht in Bestverfassung am Start und fuhr nur auf Rang 106. Die anderen Ardennen-Klassiker ließ er wie vorher bereits geplant aus. Bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) lief es wieder besser. Schachmann kam im 35-köpfigen ersten Feld an der Alten Oper an, arbeitete dort aber im Finale für die sprintstärkeren Teamkollegen. Entscheidend aber: Er bewies noch einmal Form und stand dann auch im Aufgebot von Bora – hansgrohe für den Giro d'Italia.
Um wenige Zentimeter verpasst Schachmann (rechts) den Sieg auf der 1. Etappe des Giro d'Italia gegen Narvaez (Mitte). | Foto: Cor Vos
Und dort folgte dann das, was für viele eine kleine Sensation war: Schachmann war neben Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) auf der 1. Etappe der Einzige, der im schweren Etappenfinale von Turin mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mitkam, wo er schließlich tatsächlich ums Rosa Trikot sprintete. Nur wenige Zentimeter fehlten zum großen Coup und er wurde hinter dem Ecuadorianer Etappenzweiter.
"Der Giro-Auftakt in Turin war sicher das Highlight dieses Jahr. Da wusste ich, dass ich wieder zurückkomme und das hat mir riesige Motivation für alles Weitere gegeben", erklärte Schachmann nun RSN. "Es überwiegt im Rückblick eindeutig die Freude. Aber ich wäre kein richtiger Rennfahrer, wenn mich die drei Zentimeter nicht doch auch etwas wurmen würden."
Sechs Tage später folgte mit Platz fünf im 40 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Perugia das nächste Ausrufezeichen und in Giro-Woche Nummer zwei sah man den 30-Jährigen auch noch in der Offensive. Insgesamt aber waren, weil Teamkollege Dani Martinez ums Podium in der Gesamtwertung kämpfte und schließlich Zweiter hinter Pogacar wurde, die Freiheiten für Ausreißversuche etwas eingeschränkt.
Im Olympia-Zeitfahren in Paris kam Schachmann auf den neunten Platz. | Foto: Cor Vos
Bei den Deutschen Meisterschaften unterlag Schachmann im Einzelzeitfahren Nils Politt (UAE Team Emirates) um 17 Sekunden. Er wäre aber wohl zumindest wesentlich näher dran gewesen, wenn er nicht in einer nassen S-Kurve von einer Landstraße auf einen Feldweg in die Wiese gefahren wäre. Die Form jedenfalls, das wurde dort deutlich, war weiterhin da – auch wenn Schachmann im Straßenrennen taktisch die Hände gebunden waren, als sich Florian Lipowitz und Ben Zwiehoff früh in der schließlich entscheidenden Fünfergruppe befanden. Schachmann wurde Zehnter, durfte sich aber über die finale Nominierung für die Olympischen Spiele in Paris freuen.
Dort war er auf nasser Strecke mit Platz neun im Zeitfahren "rein mit der Leistung zufrieden". Am Montmartre konnte er aber im Straßenrennen mit den Besten nicht mithalten und kam als 28. ins Ziel. Spitzen-Resultate gelangen im weiteren Saisonverlauf hauptsächlich noch auf dem Zeitfahrrad, als Fünfter beispielsweise bei der Polen-Rundfahrt (2.UWT), die er zwei Tage später aber wegen eines Atemwegsinfekt vorzeitig verließ. Im Zeitfahren der Renewi Tour (2.UWT) zwei Wochen später wurde er Neunter und belegte dieselbe Position schließlich auch in der Gesamtwertung der belgischen WorldTour-Rundfahrt.
Ausgerechnet bei den Weltmeisterschaften in der Schweiz kam Schachmann im Einzelzeitfahren aber gar nicht zurecht und war anschließend etwas ratlos. Letztlich stellte sich aber heraus, dass er auch dort wohl etwas angeschlagen war, denn im Straßenrennen eine Woche später musste er vorzeitig aussteigen.
Mit der Mixed-Staffel holte Schachmann (rechts) WM-Silber in Zürich. | Foto: Cor Vos
Dazwischen aber gelang im Teamwork bei der Mixed Staffel trotzdem noch ein Highlight: Um weniger als eine Sekunde fuhr das deutsche Sextett am Titel vorbei und holte Silber. "Das war für mich persönlich sehr wertvoll", meinte Schachmann, der in dieser Disziplin erstmals gestartet war, nun rückblickend. Nach der WM ging es noch zur Tour of Guangxi( 2UWT), wo er sich in China nach sechs Jahren - drei guten, zwei schlechten und einem, das nun wieder viel Hoffnung gemacht hat - von Bora – hansgrohe verabschiedete.
Inzwischen geht der Blick längst wieder voraus. Schachmann ist voller Vorfreude auf die kommenden Aufgaben bei Soudal – Quick-Step, wo er sich auch als Helfer für Remco Evenepoel sieht. "Ich bin in erster Linie zu Soudal - Quick-Step zurück, um Remco bei seinen großen Zielen bestmöglich zu unterstützen. Daher macht es sicher Sinn, wenn wir möglichst oft miteinander Rennen fahren", erklärte er, ohne auf das konkrete Programm einzugehen. "Dazu werde ich sicher aber auch eigene Chancen bekommen, wie es beim neunen, alten Team schon immer und für alle war."
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