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09.03.2015 | Maxi Pongratz ist Sänger und Akkordeon-Spieler der Oberammergauer Burschen von Kofelgschroa. Und Maxi fährt gern Fahrrad - wenn auch nicht so wie wohl die meisten rsn-Leser: Maxi ist eher Alltagsradler, und er bevorzugt bequeme Tourenräder mit tiefem Durchstieg.
Aber gelegentlich macht sich Maxi auch mal zu einer Tour auf.
Und da kann dann auch mal ein nettes Video dabei herauskommen, wie zu ihrem Song "I sog ned" (siehe hier unten - fast so hypnotisch wie Rennrad fahren;-)
Wie Maxi am Berg, hat sich Kofelgschroa auch mit dem neuen Album Zeit gelassen - Zeit zum Ausloten ihrer Langsamkeit, beim Suchen nach Tönen am richtigen Platz, dem Finden des Gewichts der Worte, auch Zeit für die nächste Platte (immerhin zwei Jahre seit der ersten)...
Die Zeit - sie scheint sich auf dem neuen Album "Zaun"
immer wieder rückwärts zu dehnen, stillzustehen - und plötzlich ein Drängen und Pulsieren, das einen fast atemlos macht.
Und dann können sie richtig explodieren: Die Melodien in langen Schleifen versetzt, über- oder untereinander Runden drehen. Sprachspiralen kreiseln im Raum: Das Singen bei Kofelgschroa - nicht immer im Dialekt, aber immer schwirrt was, nistet sich ein...
Maxi Pongratz (Akkordeon), Michael v. Mücke (Flügelhorn, Gitarre), Martin v. Mücke (Helikon-Tuba) und Matthias Meichelböck (Tenor-Horn) waren viel unterwegs, in Clubs und auf Festivals, sind ohne Plan, aber mit viel Neugier durch Texas und Louisiana gereist. Ein Dokumentar-Film über die Vier kam ins Kino, es gab viel Beifall - und trotzdem haben sie sich in all dem nicht verloren.
Liegt es an der Freiheit, die sie suchen,
und sich immer wieder nehmen? Kofelgschroa können das: Keine Antworten geben, wenn sie eben keine haben. Da ist kein Fähnchen, das im Wind weht, und vor sich hergetragen wird.
Am besten lässt man sich einfach mitreißen, von der pumpenden Energie und dem verschleppten Tempo, in dem die S-Bahn im "10Minutentakt" (das Video dazu siehe hier unten) an einem vorbeirast, kaum dass sich die neue CD im Player dreht. Mit welcher Leichtigkeit sie ihre Bilder zaubern - und wenn’s „Zähnputzn ned so anstrengend, war i scho lang im Bett“.
Wer denkt beim Song-Titel „Revier“ schon an
so eine wundersame Liebeserklärung, die einem das Herz froh und leicht macht: „Komm lass uns fliegen wie eine Schwalbe, Du bist meine Aufbausalbe, du bist besser als jede Halbe, die ich trank, an düsteren Tagen auf meiner Bank.“
Und es steigen wabernde Harmonium-Klänge aus den Tiefen des "Notwist"-Studios auf: Wir finden uns bei Kafka, Blätter von links nach rechts sortierend, und auf die Rente wartend, im tristen Arbeitsalltag wieder. Was für ein Glück, dass die Burschen von Kofelgschroa zwar eindringlich darüber singen, sich aber für ihre Freiheit entschieden haben. Ob sie diese in Amerika oder im "Eiscafe Paradiso" in Oberammergau finden - egal.
Günter Hablik, Trikont
„...melancholisch, mäandernd, elegisch. Die langen, fließenden Stücke mit all den Wechsel-Takten, beinahe psychedelisch kreisenden Melodien und unvorhersehbaren Strukturen berühren auf eine merkwürdig leise Art. Dazu kommen die bald dadaistischen, bald daseinsmüden Texte, die klingen wie aus einer Felswand geschlagen…“
Eric Pfeil, Rolling Stone
Die Tour-Daten:
12. 3., Weyarn, Weyarner Kleinkunsttage
15. 3., Austin, Texas, SXSW-Festival
19. 3., New Orleans, Louisiana, Café Istanbul
20. 3., New Orleans, Allways Lounge
27. 3., Karlsruhe, Jubez
Das Video zu "I sog ned":